Der Baumwipfelpfad ist gescheitert. Trotzdem sucht Wiesensteig sein Glück bei der Tourismus-Messe CMT. Der Aufstieg in eine andere touristische Liga ist aber wohl verpasst.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Wiesensteig - Der Schwarzwald wirbt mit dem Waldkircher Baumkronenweg, das Allgäu mit dem Skywalk bei Scheidegg, einem „Naturerlebnis auf hohen Wegen“, und der Bayerische Wald mit dem Neuschönauer Baumwipfelpfad: Etwas Ähnliches hätte die Stadt Wiesensteig auf der diesjährigen CMT sicherlich noch nicht tun müssen, aber bei der Stuttgarter Touristikmesse 2014 hätte das malerische Städtchen durchaus mit einem derartigen Pfund wuchern können, wenn die Gegner des Projekts im vergangenen Jahr nicht derart mobilgemacht hätten, dass sich der Investor erschreckt zurückzog.

 

Die Stadt versucht, nach vorne zu blicken

Hätte, wäre, wenn und aber nutzen den Verantwortlichen auf dem Wiesensteiger Rathaus allerdings nichts mehr. Vielmehr hatten der Schultes, der Gemeinderat und die Beschäftigten der Kommune alle Hände voll zu tun, die Risse zu kitten, die während der Auseinandersetzungen zwischen den Befürwortern und den Ablehnern des geplanten Vorhabens entstanden waren. Mittlerweile – und das zeigt sich auch auf der CMT – wird in dem 2000-Seelen-Städtle aber wieder nach vorne geblickt. „Die Wogen sind inzwischen halbwegs geglättet, so dass wir uns vorerst wieder auf unsere touristischen Kernkompetenzen besinnen können“, sagt Bürgermeister Gebhard Tritschler.

Als Einzelkämpfer habe man sich dabei noch nie gesehen, fügt er hinzu und verweist auf die Zugehörigkeit zum Verein Helfensteiner Land, in dessen Reihen sich Wiesensteig gut repräsentiert sehe. „Im druckfrischen Prospekt sind wir mit vier Seiten ebenso vertreten wie auch in der neuen Broschüre des Landkreises“, erklärt Tritschler. Für die Zukunft sieht er deshalb keineswegs schwarz: „Landrat Wolff engagiert sich in diesem Bereich sehr stark, weil er den Tourismus für wichtig hält.“

Angebot der Stadtführungen wird ausgebaut

Dass den entsprechenden Angeboten auch am Filsursprung nach wie vor eine große Bedeutung zugemessen wird, zeigt sich gleich beim Blick auf den Stand B 91 in der Halle 6 der Fildermesse. Zwischen den drei Bädergemeinden und Geislingen wirbt Kristine Baur, die Leiterin des städtischen Haupt- und Kulturamts, für bewährte und neue Programmpunkte. „Wir haben unsere lebendigen und beliebten Hexen-Grafen-Mönche-Bettler-Führungen nicht nur ausgebaut, sondern zusätzlich einen Spaziergang mit Abt Tutamann entwickelt“, betont die Marketingfachfrau mit geheimnisvoller Miene.

Darüber hinaus gebe es nach wie vor die geführten geologischen Wanderungen, den Geopfad zum Selbsterkunden sowie zahllose Rad-, Radwander- und Wanderwege, die in die unterschiedlichsten Richtungen und auf die unterschiedlichsten Weisen auch regional vernetzt seien, ergänzt Kristine Baur und präsentiert einen ganzen Packen an Katalogen und Flyern, die unter anderem deutlich machen, dass eine ganze Flotte von elektrounterstützten Pedelecs darauf wartet, von Radlern gemietet zu werden, die der Bequemlichkeit den Vorzug geben. Erst jüngst wurden auch die neuen GPS-gestützten Radtouren, mit allen Details zum Herunterladen, ins Internet gestellt.

Kein Aufstieg in eine andere Liga

Ein neues Großprojekt hat Wiesensteig hingegen noch nicht ins Auge gefasst. „Wenn es eine gute Idee gibt, werden wir die Gelegenheit sicher beim Schopf packen“, versichert Tritschler, der sich dazu in den nächsten Monaten einmal mit den betroffenen Akteuren zusammensetzen möchte. Ein Nachtreten, was den verhinderten Baumwipfelpfad angeht, soll es dabei nicht geben. „Uns muss aber schon klar sein, dass eine solche Chance so schnell nicht wiederkommt. Da steht kein neuer Interessent parat, der eine ähnlich große Geschichte plant, mit der wir in eine andere touristische Liga aufsteigen könnten“, sagt Tritschler.