Welch Glück für Dana und Caipi: Die Pferde sind aus einem verschlammten Auslauf gerettet worden. Im Gnadenhof Wieslauftal werden sie – wie die anderen Tieren – aufgepäppelt. Das Frühjahr wird herausfordernd.
Etwas Besseres hätte Dana und Caipirinha kaum passieren können. Das haben die zwei betagten Pferdedamen offenbar instinktiv gewusst. Zumindest sind sie gleich bereitwillig in den Transporter gestiegen, den die Mitglieder des Vereins Wieslaufhof Ende Dezember spontan gechartert hatten, um sie aus ihrem bisherigen Zuhause abzuholen und zum Gnadenhof in Miedelsbach zu bringen. Das Zuhause war ein Sumpf aus Matsch und Mist, in dem die Vereinsmitglieder bei der Rettungsaktion bis zum oberen Rand der Gummistiefel einsanken. Auch die 26 und 27 Jahre alten Stuten hatten große Probleme, den Morast zu durchqueren.
Jetzt stehen Dana und Caipirinha, genannt Caipi, zusammen auf einer Koppel oberhalb des Wieslaufhofs in Quarantäne. „Trennen kann man die beiden nicht“, sagt Ina Franke – aber vielleicht lassen sie sich in die Alters-Pferde-WG des Gnadenhofs integrieren. Sie besteht aus Emma, einem polnischen Kaltblut, das wegen schlechter Erfahrungen eher misstrauisch gegenüber Menschen ist, aus den Brüdern Oz und Jasko und der Württemberger-Stute Angelita.
Neuzugänge müssen auf dem Gnadenhof aufgepäppelt werden
Zunächst aber müssen die beiden Neuzugänge aufgepäppelt werden. Seit dem Tod ihrer Besitzerin vor einem Jahr sind sie zwar gefüttert und mit Wasser versorgt worden, für die Huf- und Fellpflege, Wurmkuren und die nötige Bewegung konnte der auch finanziell überforderte Erbe jedoch nicht sorgen. „Er hat wenig Ahnung von Pferden“, sagt Stephanie Müller-Trost und ergänzt: „Es ist aber toll, dass er sich bei uns gemeldet hat.“
Auf dem Gnadenhof haben Dana und Caipi freien Zugang zu einem Salzleckstein und dürfen so viel Heu fressen, wie sie möchten. Demnächst stehe ein Zahnarztbesuch an, sagt Sandra Schwegler und deutet auf ein Knäuel aus Heu, das sie vom Boden aufgehoben hat. Solche Heuwickel sind ein Zeichen für Zahnprobleme. Wenn Pferde das Heu nicht ausreichend zerkleinern können, spucken sie es als Wickel wieder aus.
Verklebtes Fell der Pderde isoliert nicht
Das lange Winterfell der beiden Omis ist an vielen Stellen völlig mit Schlamm verkrustet und verklebt. Auch das stellt die Gnadenhof-Leute vor Probleme. Der Schlamm ist so fest wie Zement. Dadurch können die Pferde bei Kälte ihr Fell nicht richtig aufstellen, weshalb dessen isolierende Wirkung gering ist. „Wir müssen warten, bis es wieder wärmer ist, und das Fell dann mit viel warmem Waser säubern. Einfach Ausbürsten funktioniert hier nicht“, sagt Ina Franke. Mit dem Tierschutz- und Gnadenhof haben sich die acht Gründungsmitglieder des Vereins Wieslaufhof einen lang gehegten Traum erfüllt – und sehr viel Arbeit aufgehalst. Vier Stunden Stalldienst täglich müssen irgendwie gewuppt werden. Insbesondere in der Winterzeit, wenn es früh dunkel wird, ist das eine Herausforderung, denn alle sind berufstätig. Ein Glück, dass die sieben Frauen und der eine Mann sich lange kennen und ein gutes Team sind. „Sonst hätten wir diesen Schritt nicht gewagt“, sagt Stephanie Müller-Trost. Vor Neuaufnahmen wie der von Caipi und Dana werde beratschlagt: „Dann sitzen wir alle zusammen und überlegen gemeinsam, ob wir es machen und wie.“
Genug Platz, aber zu wenig Helfer auf dem Wieslaufhof
An Platz mangelt es nicht auf dem Wieslaufhof, den der Verein seit April vergangenen Jahres gepachtet hat. Aber an Manpower, weshalb bis zum Frühjahr keine neuen Tiere hinzukommen sollen. Das ist zumindest der Plan. Weitere Zweibeiner sind hingegen sehr willkommen.
Das Frühjahr werde arbeitsintensiv, sagt Ina Franke voraus: umgestürzte Bäume müssen entfernt, die vom Hochwasser im vergangenen Juni beschädigten Zäune und Ställe instand gesetzt, der ehemalige Entenstall reaktiviert werden. Vom Starkregenereignis waren die Vereinsmitglieder, die überwiegend in der Nähe wohnen, gleich doppelt betroffen. Nicht nur ihr Gnadenhof, sondern auch das Zuhause stand unter Wasser, und die Schäden sind noch längst nicht beseitigt.
Huhn Klara hat angefangen zu krähen
Besonders die Pferde des Gnadenhofs benötigen viel Pflege und Bewegung. „Wir brauchen dringend Menschen, die uns regelmäßig unterstützen und zum Beispiel mit einem Pferd spazieren gehen. Wir sind ja da und unterstützen“, sagt Stephanie Müller-Trost. Wer mag, kann auch eine Patenschaft für ein Tier übernehmen oder dem Verein mit Reparaturarbeiten helfen.
Neben Pferden leben derzeit eine bunt gemischte Ziegenschar und Geflügel auf dem Hof. Einige ungewollte Hähne sind buchstäblich über den Zaun geschmissen worden. Anders Klara, eine Amrock Henne mit prächtigem, schwarz-weißem Federkleid: Ihr Besitzer musste sie abgeben, weil sie zu krähen begonnen hatte, was die Nachbarn verärgerte. Hier auf dem Wieslaufhof überlässt Klara das wieder den Hähnen. Mehr Informationen zum Wieslaufhof unter: www.wieslaufhof.de.