Der Mann soll während seiner Flucht zwei Teenager in Waiblingen und Sinsheim bedrängt haben.

Wiesloch - Ein aus dem Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch entflohene Patient soll bei seiner Flucht zwei junge Frauen sexuell belästigt haben. Der 32-Jährige, der am Sonntagmittag zu Fuß vom Gelände der Psychiatrie geflohen war, kehrte am Dienstag freiwillig zurück. Er habe zugegeben, eine 18 Jahre alte Frau in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) und eine 16-jährige Schülerin in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) bedrängt zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Heidelberg mit.

 

Der Täter war seit Mai 2011 in der Psychiatrie

Der Mann war den Angaben zufolge seit Mai 2011 wegen eines Sexualdelikts auf einer geschlossenen Station in der Psychiatrie untergebracht. Der 32-Jährige war nach Angaben des PZN in Gegenwart von zwei weiteren Patienten und einem Pfleger aus dem Patientencafé geflüchtet. Der Pfleger versuchte vergeblich, ihn aufzuhalten. Der Mann hatte im Rahmen eines Rehabilitationskonzepts bereits mehrfach in Begleitung von Mitarbeitern Ausgang auf der Anlage der Psychiatrie gehabt. Das Gelände ist - abgesehen von dem Hochsicherheitsbereich - frei zugänglich.

Mit der Bahn über Sinsheim bis nach Waiblingen

Nach Polizeiangaben soll der Mann zunächst mit der Bahn unter anderem über Sinsheim bis nach Waiblingen gefahren sein, wo er sich an einen Bekannten wandte. Dieser soll ihm Geld für die Rückfahrt und Essen gegeben sowie die Klinik informiert haben. Der Rückweg führte den 32-Jährigen über Stuttgart und Heilbronn wieder nach Wiesloch.

Sozialministerin kritisiert PZN

Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) warf dem PZN vor, nicht rechtzeitig über die Flucht des psychisch kranken Mannes informiert zu haben. „Es kann nicht sein, dass wir von einem derartigen Vorfall erst aus der Presse erfahren“, sagte ein Ministeriumssprecher. Das PZN stehe unter besonderer Beobachtung der Bevölkerung, die Anspruch auf ein Höchstmaß an Information und Transparenz habe. Im neuen Jahr werde dazu ein Gespräch mit dem Chefarzt und dem Geschäftsführer des PZN stattfinden. Eine Sprecherin des Zentrums erklärte, man stehe in engem Kontakt mit dem Ministerium.

In der Vergangenheit waren immer wieder Patienten geflohen

In der Vergangenheit waren immer wieder Patienten aus der Psychiatrie geflohen. Spektakulärster Fall war im Mai 2011 die Flucht des „Taximörders vom Bodensee“, der am Folgetag wieder geschnappt wurde. Er war beim Hofgang weder begleitet noch videoüberwacht worden. Als Konsequenz hatte das PZN bei einem Neubau nachgebessert. Nun gibt es eine Videoüberwachung, zusätzliche Gitter an den Fenstern und mehr Draht auf den Mauern.

Nach einer erneuten Flucht eines Patienten Ende September verstärkte das PZN die Sicherheitsmaßnahmen nochmals und ließ Natodrahtrollen und einen Übersteigschutz auf den Mauern des Bereichs für die weniger sicherungsbedürftigen Patienten anbringen.