Zehn Jahre nach ihrem Rückzug sind die Schwenninger Wild Wings zurück in der Deutschen-Eishockey-Liga DEL. Der Verein hat die Lizenz der Hannover Scorpions gekauft – und damit auch Sascha Goc zurückgeholt.

Schwenningen - „Wir sind wieder zurück“ – stolz prangt dieser Slogan auf der vereinseigenen Homepage. Im Hintergrund zu sehen ist die ausverkaufte Helios-Arena mit jubelnden Schwenninger Fans. Die Freude ist riesig am Rande des Schwarzwaldes. Denn nach zehn Jahren in der zweiten Eishockey-Bundesliga kehren die Wild Wings in der am Freitag beginnenden Saison in die DEL zurück – die höchste deutsche Spielklasse.

 

Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn möglich wurde dies erst durch die finanziellen Schwierigkeiten der Hannover Scorpions, die ihre DEL-Lizenz für geschätzte 1,2 Millionen Euro an die Schwenninger verkaufen mussten, wobei sich zunächst auch der Zweitligameister SC Bietigheim-Bissingen darum bemüht hatte. Im Zuge dieses Deals kehrte das Eigengewächs Sascha Goc zurück, der just in der letzten Schwenninger DEL-Saison 2002/2003 für die Wild Wings aktiv war. Die „Wildschwäne“ haben also eine echte Identifikationsfigur verpflichtet.

Der 34-Jährige, der 2010 mit den Scorpions die Deutsche Meisterschaft feiern konnte, zeigt sich begeistert vom Schwenninger Publikum: „Die Stimmung in der Halle ist überragend. Es ist schön zu sehen, dass die Atmosphäre von früher erhalten geblieben ist. Der Geist von Schwenningen lebt.“ Dass die Wild Wings in die DEL gehören, steht für Goc außer Frage: „Man muss doch nur schauen, was bei unserem ersten öffentlichen Training los war. Da haben 1600 Leute zugeschaut. Der Verein verdient es, in der DEL zu spielen – auch wenn die Vorgeschichte mit dem Lizenzentzug für die Fans in Hannover natürlich schlimm ist und auch mich persönlich traurig gemacht hat.“

Goc: „Die Mannschaft muss sich erst finden“

Zwar verlief die Vorbereitung insgesamt unbefriedigend, und auch die beiden letzten Testspiele gegen die Ligakonkurrenten aus Augsburg und Nürnberg wurden beide nach Penaltyschießen verloren, dennoch blickt Goc der Saison einigermaßen optimistisch entgegen: „Natürlich ist es schwierig mit 15 neuen Spielern. Da muss die Mannschaft sich erst mal finden. Aber im Vergleich zu den vorherigen Testspielen haben wir uns schon deutlich gesteigert“, ordnet Goc den letzten Auftritt am vergangenen Freitag gegen Augsburg positiv ein.

Immerhin 2584 Zuschauer wollten den Auftritt sehen, in der DEL kalkulieren die Schwenninger mit einem Schnitt von 3800 Besuchern. „Eishockey hat hier einen anderen Stellenwert als in Hannover. Es ist die Sportart Nummer eins“, sagt Goc. „In Hannover hatten wir zudem noch den Lokalrivalen Indians, die einen größeren Zuspruch hatten als wir“, sagt der frisch gewählte Kapitän, der auch schon Erfahrungen bei den New Jersey Devils und den Tampa Bay Lightning in der nordamerikanischen Profiliga NHL gesammelt hat.

Nun steht Goc sinnbildlich für den Neubeginn der Schwenninger in der DEL: „Das ist auch für mich nochmals die Chance, frisch anzufangen. Eigentlich wollte ich meine Karriere beenden. Aber diese Möglichkeit kommt zum richtigen Zeitpunkt. Ich versuche natürlich, mit meiner Erfahrung dem Verein bei seinen Anfängen in der DEL zu helfen.“ Als „absoluten Leadertyp“ bezeichnet ihn Manager Alexander Jäger: „Er besitzt Führungsqualitäten, die wir auf und außerhalb des Eises brauchen.“

Am Freitag gleich das Derby bei den Adlern Mannheim

Vieles hat sich verändert seit Goc’ Weggang als 19-Jähriger. „Nur der Ort, an dem das Stadion steht, ist gleich geblieben, und die beiden Betreuer Wolfi Stegmann und Manne Wannemacher kenne ich schon seit 15 Jahren.“ Auch der eine oder andere Fan von damals ist immer noch dabei. Wie Freddy Biel, der schon zu Oberligazeiten in den 70er Jahren mitfieberte: „Eishockey ist Kampfsport, und vor allem wegen des körperbetonteren Spiels in der DEL macht es wieder mehr Spaß zuzuschauen“, sagt Freddy Biel und steht damit stellvertretend für die Euphorie um den Verein. „Man kann hier über drei, vier Jahre wieder etwas aufbauen“, sagt Biel.

Los geht es am Freitag gleich mit dem prestigeträchtigen Derby bei den Adler Mannheim, die allein 6200 Dauerkarten verkauft haben. Sprechchöre in Richtung des Erzrivalen waren schon vergangenen Freitag zu vernehmen: „Wir sind wieder da.“ Selbst in der Kurpfalz. Rund 2000 Fans wollen die DEL-Rückkehr in der SAP-Arena gebührend feiern. Unabhängig vom Ergebnis.