Jetzt ist es offiziell: Die Staatsgalerie Stuttgart hat in einem Festakt den Wildensteiner Altar erhalten – einen kleinen Hausalter des Meisters von Meßkirch. Der Maler aus der Renaissance war zwischen 1520 und 1540 in Süddeutschland tätig.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Nun ist es offiziell: Die Staatsgalerie Stuttgart hat in einem Festakt den Wildensteiner Altar erhalten – einen kleinen Hausalter des Meisters von Meßkirch. Der Renaissancemaler war zwischen 1520 und 1540 in Süddeutschland tätig. Ende 2012 hat das Land Baden-Württemberg für 11,8 Millionen Euro zwei Werke des Meisters von Meßkirch erworben, die auf der Liste für „national wertvolles Kulturgut“ stehen. Neben dem Wildensteiner Altar wurde auch noch eine Tafel des ehemaligen Hochaltars von St. Martin in Meßkirch gekauft, die nun in der Kunsthalle Karlsruhe zu sehen ist.

 

Der Wildensteiner Altar kam Anfang des 19. Jahrhunderts in die Fürstlich Fürstenbergische Sammlung, die sich seit einigen Jahren sukzessive von ihren Kunstwerken trennt. Der Ankauf der Werke sei nicht von „eben auf jetzt“ passiert, wie Christiane Lange, die Direktorin der Staatsgalerie sagte. Viele Seiten hätten an diesem „kapitalen Ankauf“ mitgewirkt, während sie, die erst seit einem Jahr in der Staatsgalerie ist, nun „diejenige sei, „die die Früchte dieser vielen Arbeit einfährt“.

Möglich wurde der Ankauf nur, weil „alle an einem Strang gezogen haben und Förderallianzen geschmiedet wurden“, wie der Staatssekretär Jürgen Walter sagte. Der größte Teil des Kaufpreises – 8,3 Millionen Euro – kam von der Museumsstiftung Baden-Württemberg. Die Kulturstiftung der Länder steuerte zwei Millionen Euro bei, die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung weitere 1,5 Millionen. Solche Unterstützung sei wichtig, „denn wir müssen auch solche Werke erwerben können“, sagte Jürgen Walter, schließlich sei es auch eine wichtige Aufgabe, „das Erbe unseres Landes zu bewahren.“

Der Meister auf der Höhe seiner Meisterschaft

Den Besuchern der Staatsgalerie ist der Wildensteiner Alter freilich nicht unbekannt. Bereits 2002 kam er als Leihgabe der Fürstlich Fürstenbergische Sammlung in die Staatsgalerie Stuttgart. Seit der Neupräsentation der Sammlung steht er nun im Erdgeschoss des Altbaus in der altdeutschen Abteilung in unmittelbarer Nachbarschaft des Herrenberger Altars von Jerg Ratgeb und neben weiteren Tafeln des Meisters von Meßkirch.

Der Maler bekam den Notnamen Meister von Meßkirch wegen seiner Altäre, die er für die Stiftskirche St. Martin in Meßkirch geschaffen hat. Auch wenn die Forschung keine Hinweis auf eine historisch verbürgte Person finden konnte, ließen sich einige Fakten zusammentragen. So habe er in der Umgebung von Sigmaringen gewirkt und eine gut organisierte Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern besessen, sagt Elsbeth Wiemann, die zuständige Kuratorin der Staatsgalerie. Der Kreis seiner Auftraggeber sei bekannt; er habe für Adelshäuser und Klöster gearbeitet.

Der Wildensteiner Altar war ein Auftragswerk von Gottfried Werner von Zimmern und seiner Gattin. Auf den Drehflügeln sind die Stifter des Alters zu sehen – sie knien vor Palastarchitektur und beten. Die Mitteltafel zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskind – umringt von 14 Heiligen, den Namenspatronen des Hauses von Zimmern und der angeheirateten Gattinnen.

Der 1536 datierte Altar zeige wegen der differenzierten Feinmalerei und der singulären Farbgebung den Meister „auf der Höhe seiner Meisterschaft“, meint Wiemann. Er sei einer der herausragenden Maler der Dürer-Zeit gewesen. Dass sich auf dem Altar auch ein „retrospektiver Zug“ findet – das viele Blattgold verweist noch auf die Nähe zur Gotik – sei den Auftraggebern geschuldet.