Weil Brutzeit ist, attackiert ein Wildvogel zwischen Schwieberdingen und Hemmingen Passanten. Die Gemeinde warnt – und Naturschützer geben Verhaltenstipps.

Schwieberdingen - Er ist wieder da: Pünktlich zur Brutzeit gibt es wieder Meldungen von einem angriffslustigen Bussard bei der Katharinenlinde in Schwieberdingen. Der Wildvogel soll bereits mehrere Passanten nahe des Baums auf dem beliebten Fußweg zwischen Hemmingen und Schönbühlhof angegriffen haben. Verletzt worden sei bisher jedoch noch niemand, sagt Carmen Hirsch, die Leiterin des Schwieberdinger Ordnungsamtes. „Der eine oder andere hat vielleicht einen Schreck bekommen“, mehr sei aber nicht passiert, sagt Hirsch.

 

Wie auch in vergangenen Jahren setzt die Gemeinde auf Aufklärung: „Wir warnen mit Hinweisen im Anzeigenblatt“, sagt Hirsch. Und wenn möglich, sollten Passanten den Bereich meiden.

Die Angriffe sind ein Abschreckungsmanöver

In jüngster Zeit häufen sich auch andernorts die Berichte über Vögel, die Jogger, Radfahrer oder Passanten angreifen. So wurde Mitte April ein Spaziergänger am Killesbergpark in Stuttgart Opfer einer wild gewordenen Kanadagans. Die Gänse am Rosensteinpark, im Schlossgarten oder am Max-Eyth-See stellen ebenso ein Problem dar, weswegen sich Stuttgart gezwungen sah, eine Warnung vor bissigen Gänsen und Schwänen zu veröffentlichen.

Auch im Kreis Ludwigsburg gibt es immer wieder Meldungen von aggressiven Vögeln, meist sind es Bussarde oder Habichte. So wurden beispielsweise in Löchgau, Ditzingen und Bietigheim-Bissingen in den vergangenen Jahren Attacken bekannt. In der Regel sind die Angriffe Abschreckungsmanöver: Kurz bevor sie den Kopf von Menschen treffen, drehen die Tiere ab. Nur vereinzelt streift nach Angaben von Vogelexperten tatsächlich eine Kralle mal einen Kopf. Ernsthafte Verletzungen gebe es so gut wie keine.

Notfalls hilft ein Hut

Die Angriffe finden derzeit vermehrt statt, weil Brutzeit ist. Zwischen Mai und Juni sitzen die von Fressfeinden wie dem Marder stark gefährdeten Jungtiere im Nest. Mit den Attacken wollen die Elterntiere ihre Jungen verteidigen. „Dabei wird nicht zwischen harmlosem Spaziergänger und Fuchs oder Marder unterschieden“, erklärt Anke Beisswänger, die Sprecherin beim Naturschutzbund Baden-Württemberg. Dieses Verhalten sei arttypisch und völlig normal.

Beisswänger hat auch einen Rat, wie man sich als Angegriffener verhalten sollte: Langsam aus der unmittelbaren Nähe des Nests entfernen, am besten in die Richtung, aus der man kam. Dann würden die Attacken aufhören. „Gezielte Verfolgungen über längere Strecken sind nicht bekannt“, sagt Beisswänger. Notfalls könne aber auch ein Schirm, ein Hut oder ein Ast oder Stock helfen, den man über den Kopf hält. Die Wildvögel konzentrieren sich bei ihren Angriffen auf den höchsten Punkt – und das sei eben in der Regel der Kopf.

In der Gemeinde Schwieberdingen hat man sich laut Carmen Hirsch mittlerweile an das angriffslustige Tier gewöhnt – was eine angemessene Reaktion scheint in Anbetracht der Tatsache, dass Bussarde bis zu 26 Jahre alt werden können. Außerdem gilt der Bussard als sehr standorttreu. Der Hinweis im Nachrichtenblatt war laut Carmen Hirsch demnach nicht der letzte: „Das Thema liegt bei uns auf Wiedervorlage.“