Die Schuler-Gastronomie in der Wilhelma schließt Ende des Jahres. Die Nachfolge ist noch offen. Die Interimslösung fällt schlicht aus.

Stuttgart - Zum ausgiebig Essen gehen besucht wohl kaum einer die Wilhelma. Viele Besucher haben aber nach langem Flanieren an frischer Luft doch Lust auf eine gastronomische Pause. Für die wird es im neuen Jahr allerdings monatelang doch recht spartanisch zugehen, weil dem bisherigen Betreiber der Restaurationsbetriebe im gesamten zoologisch-botanischen Garten zum 31. 12. gekündigt und ein Nachfolger noch nicht bestimmt ist.

 

Am 31. Dezember wird die Schuler-Gastronomie „abends den Schlüssel rumdrehen“, wie die Unternehmenssprecherin Andrea von Haebler erklärt. Der Vertag mit Schuler wurde vom Land im vergangenen Sommer nach 55 Jahren auf Ende 2017 gekündigt, die Bewirtung europaweit neu ausgeschrieben. Auch die Inhaberin Denise Schuler hat sich für einen neuen Vertag von 1. März 2018 an wieder beworben. „Wir lassen unsere Geräte daher erst einmal stehen“, sagt Andrea von Haebler, „und wir gehen davon aus, dass wir nach wie vor im Rennen bei der Neuvergabe sind. Die Signale sind durchaus positiv.“

Bei der Lage hätte man den Vertrag mit dem Unternehmen ja auch erst zum Beginn der neuen Laufzeit kündigen oder für zwei Monate verlängern können? Die Antwort der Wilhelma darauf ist nicht wirklich erhellend. „Dies war eine von mehreren Optionen, die geprüft wurden. Realisieren ließ sich nur die Ausschreibung der Interimszeit im freihändigen Vergabeverfahren“, teilt der Zoo schriftlich mit.

Interimslösung kann auch länger gehen

Wer nun künftig das Sagen und die Konzepthoheit in puncto Verpflegung der Wilhelmagäste hat, soll nach Auskunft des Zoos im ersten Quartal 2018 fixiert werden. Wann genau, ist offen. „Das Vergabeverfahren für die Wilhelma-Gastronomie läuft noch“, erklärt Pressesprecher Harald Knitter. Die Frist für die Abgabe der Bewerbung war bereits am 11. September abgelaufen, seither wird geprüft. Der neue Pächter bekommt laut der Ausschreibung einen Vertrag über 15 Jahre, soll in der Zeit aber sieben Millionen Euro in die Generalsanierung des Wilhelma-Restaurants und des Bistro Belvedere beziehungsweise in den Neubau einer Gastronomie in der geplanten Elefantenwelt investieren. Das Land als Eigentümer stellt dagegen dem Pächter einen Baukostenzuschuss in Aussicht.

Da der neue Pächter, der möglicherweise sogar der alte ist, aber frühestens am 1. März anfangen wird, müssen sich die Besucher zumindest zwei Monate lang mit einer sehr bescheidenen Küche zufrieden geben. Die gemeinnützige Stuttgarter Gesellschaft SBR wird interimsweise einen Food Truck (früher: Imbisswagen) am Schaubauernhof platzieren und vor dem Restaurant ein Essenszelt aufbauen. Manfred Kaul, der Geschäftsführer des Non-Profit-Unternehmens, das sich die Beschäftigung und Ausbildung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen auf die Fahnen geschrieben hat, beschreibt das Angebot so: „Wir werden drei Sorten Würste und Pommes anbieten. Für Vegetarier gibt es Rosmarinkartoffeln mit Kräuterdip.“ Auch warme und kalte Getränke will das Unternehmen, das unter der Trägerschaft der Stadt, des Landes, der Industrie- und Handelskammer und des Europäischen Sozialfonds steht, den Gästen offerieren. Die SBR hat Erfahrung in der Außengastronomie und betreibt unter anderem auch das Fresko in der Staatsgalerie. Die Wilhelma-Gastronomie komplett zu übernehmen, strengt die SBR aber offensichtlich nicht an. „Das ist nicht unsere Liga“, sagt Manfred Kaul.

Schuler-Mitarbeiter sollen übernommen werden

Das bescheidene Angebot trifft aber wohl zumindest in der geplanten Zeit auch auf kleine Besucherzahlen. „Im Januar und Februar zählen wir bei entsprechendem Wetter oft weniger als 1000 Besucher am Tag“, erklärt Wilhelma-Sprecher Knitter. Vom Frühjahr an sieht das freilich anders aus, und die Möglichkeit, dass aus den zwei Monaten Interims-Gastronomie mehr werden, ist ziemlich real.

Hinter vorgehaltener Hand bezweifeln Kenner, dass bereits zum 1. März eine neue Gastronomie in der Wilhelma an den Start gehen kann. SBR-Chef Kaul bestätigt jedenfalls, dass es bereits eine Option für eine zweimonatige Verlängerung gibt. Für diese besucherstärkeren Monate März und April wäre das Angebot dann freilich ebenfalls dünner. Positiv ist die Interimszeit dagegen für einige der jetzigen Schuler-Mitarbeiter. „Wir werden so viele wie möglich davon übernehmen“ sagt Kaul, der jetzt schon einen Mitarbeiter von Schuler verpflichtet hat, der seit 40 Jahren beim bisherigen Betreiber arbeitet.