Die Wildkatzen sind ihr neues Domizil umgezogen. Jetzt hofft man im Stuttgarter Zoo auf Nachwuchs noch in diesem Jahr.

Stuttgart - Die Stars des Tages präsentieren sich mit einem gewissen überlegenen Ausdruck in den Gesichtern. Die Katze Kailash flätzt demonstrativ gelassen auf einem Stein und blickt immer mal wieder interessiert zu den vielen Ehrengästen. Kater Ladakh hält ein wenig Abstand zur neugierigen Menschenmasse und schaut lieber in Richtung eines Ziegengeheges, wo potenzielle Beute zu Hause ist. Mit einem großen Bahnhof wurde am Montag die neue Anlage für Schneeleoparden in der Wilhelma offiziell eingeweiht. Von sofort an können die Besucher des Zoos die beiden prächtigen Wildkatzen in ihrem nagelneuen Domizil beobachten.

 

Neues Domizil für 1,6 Millionen Euro

Schneeleoparden gehören zu „den seltensten Tieren auf der Erde“, wie Edith Sitzmann erklärte. Die Finanzministerin des Landes (Grüne) schnitt als oberste Dienstherrin des Zoos zusammen mit Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin das Band bei der feierlichen Eröffnung durch. Anderthalb Jahre dauerte der Umbau, der den Tieren jetzt ein Hanggehege mit 700 Quadratmetern bietet. Bisher waren es nur 170 Quadratmeter ebenes Gelände, was für die Bergtiere nicht passend war. 1,6 Millionen Euro kostete der Umbau, 300 000 Euro stemmte dabei der Förderverein der Wilhelma, der mit seinen 34 000 Mitgliedern, der größte seiner Art in Europa ist. Mit der neuen Anlage sind die großen Veränderungen 2018 in der Wilhelma gelaufen. Möglich ist aber noch der Spatenstich für die neue Huftieranlage im geplanten asiatischen Teil des Zoos.

Der Schneeleopard steht weit oben auf der roten Liste bedrohter Arten. Nur noch 4000 Exemplare leben in den Hochregionen Asiens, die Art ist durch Wilderei, mangelnde Beutetiere und den Klimawandel bedroht, wie Michael Vogel, Mitglied im Präsidium des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) erklärte. Deshalb freue sich der Nabu nicht nur über das neue Gehege, sondern auch über eine Kooperation mit der Wilhelma, bei der man sich um den Erhalt der Art in Kirgisistan einsetzt.

Die Zucht ist Teil des Masterplans

Für Thomas Kölpin erfüllt die neue Anlage verschiedene Zwecke. „Im Masterplan der Wilhelma treten wir für eine Verbesserung der Tierhaltung ein“, erklärte Kölpin. Die sei durch die größere Anlage gegeben. Die Katzen hätten jetzt eine „Hangsituation“ und mutmaßlich Muskelkater, weil sie das in ihren acht Lebensjahren bisher noch nicht kannten. Viermal mehr Platz als bisher haben die Tiere, die allerdings in freier Natur Jagdgebiete von um die 50 Quadratkilometer durchstreifen und mit einem Satz bis zu 13 Meter weit springen können.

Die Zucht bedrohter Arten ist Teil des Masterplans, Schneeleoparden gibt es seit 1991 in der Wilhelma. Die Wildkatzen wurden in Stuttgart auch erfolgreich gezüchtet, die letzten drei Jungtiere gingen von Stuttgart aus nach Portugal, Belgien und in die USA. Viele Zoobesucher erinnern sich noch an die Zeiten, als die Babykatzen durch die Trennstäbe des Gitters schlüpften und frei durch den Zoo krabbelten bis die Mutter sie wieder zurückrief. Das ist bei der neuen Anlage nicht mehr möglich.

Im Moment sind Kailash und Ladakh noch getrennt, in diesen Tagen wird der Trennzaun aber geöffnet, damit es möglichst noch in diesem Jahr Nachwuchs gibt. Der Zoo hat dafür eine Zuchtempfehlung. Das neue Gehege kann auch dreigeteilt werden, damit künftig die Jungtiere auch nach der Entwöhnung von der Mutter noch eine Zeit bleiben könnten. Jetzt muss aber erst mal der Rummel ein wenig nachlassen, damit die Natur ihren Lauf nehmen kann.