Trotz Mehrkosten ebnet der Technische Ausschuss des Gemeinderats den Weg für den Umbau der ehemaligen Stadtbücherei zum Stadtmuseum. Weitergehende Wünsche der Museumsmacher allerdings haben die Stadträte abgelehnt.

Stuttgart - Der Technische Ausschuss des Gemeinderats hat am Dienstag einstimmig den Projektbeschluss für den Umbau des Wilhelmspalais in ein Stadtmuseum gefasst. Die Umbaukosten haben sich gegenüber dem Grundsatzbeschluss vom Mai 2011 um 4,6 Millionen Euro auf nunmehr 36,3 Millionen Euro erhöht. Die Mehrkosten resultieren unter anderem daraus, dass die Ausstellungsmacher gegenüber der ursprünglichen Entwurfsplanung mehr Fläche benötigen (1,2 Millionen Euro). Der inflationsbedingte Baukostenindex bis zur geplanten Eröffnung im Sommer 2016 schlägt mit 1,3 Millionen Euro zu Buche, die Anlage eines Museumsgartens mit 700 000 Euro.

 

Nicht alle Wünsche der Ausstellungsmacher erfüllt

Weitergehende Wünsche der Museumsmacher allerdings haben die Stadträte abgelehnt. So wird der Ausbau des zweiten Obergeschosses, in dem wechselnde Sonderausstellungen stattfinden sollen, von derzeit knapp 3,50 auf vier Meter Höhe nicht realisiert. Die Ausstellungsplaner hatten argumentiert, durch die geringe Höhe der Räume werde die Konzeption für die Sonderausstellungen eingeschränkt. Dies werde zu einer Verringerung der prognostizierten Besucherzahlen und somit zu Einnahmeverlusten führen.

Dafür nochmals 700 000 Euro auszugeben leuchtete den auf Sparsamkeit bedachten Kommunalpolitikern aller politischen Couleur aber nicht ein. „Das Ausstellungsteam muss sich mit dem Projektbeschluss abfinden“, erklärte der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Kienzle. Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz pflichtete ihm bei. Lediglich die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind äußerte Sympathie für den Wunsch der Programmgestalter – sie sehe dafür allerdings keine Mehrheit im Rat.

Fraktionsübergreifende Freude

Ansonsten waren „Freude“ und „Glück“ die vorherrschenden Vokabeln im Ausschuss. Blind: „Wir freuen uns auf die Eröffnung.“ Kienzle: „Wir sind glücklich, dass das Projekt heute beschlossen werden kann.“ Kotz sprach von einer Bereicherung der Stuttgarter Museumslandschaft. FDP-Stadtrat Michael Conz wollte da nicht nachstehen („Auch wir freuen uns“) und sein Kollege Joachim Fahrion von den Freien Wählern stimmte „in den Lobgesang mit ein“, fügte allerdings warnend hinzu: „Ich hoffe, dass die Schlussabrechnung nicht doch noch höher ausfällt.“

Den eigentlichen Baubeschluss will der Gemeinderat im Oktober 2013 fassen; die Entkernung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten und dann in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wiederaufgebauten Wilhelmspalais könnte demnach noch im Herbst beginnen. Die reine Bauzeit beträgt zwei Jahre, weitere sechs Monate sind für den Aufbau der Ausstellungen eingeplant. Der Entwurf für das Stadtmuseum stammt vom Stuttgarter Architekturbüro Lederer, Ragnarsdóttir und Oei, das Anfang 2010 den von der Landeshauptstadt ausgelobten Gestaltungswettbewerb gewonnen hatte.

Ein eigener Bereich für Kinder und Jugendliche

Neben der ständigen Ausstellung über Stuttgarts Geschichte seit Mitte des 18. Jahrhunderts im ersten Obergeschoss und den Wechselausstellungen im zweiten Stock bietet das Museum unter anderem auch ein sogenanntes Stadtlabor, in dem Kinder und Jugendliche Stadtplanung und Architektur hautnah erfahren können. Im Erdgeschoss ist Platz für Veranstaltungen.