Die Wilhelmsschule ist Werkrealschule, will aber mehr. Das Ziel ist, eine Gemeinschafts-schule zu werden. Der Rektor fürchtet, dass es in dem 2007 eingeweihten teuren Neubau ansonsten bald nur noch Grundschüler geben wird.

Wangen - Die Wilhelmsschule in Wangen will Gemeinschaftsschule werden. Die Stadt sieht das Anliegen wegen eines fehlenden geeigneten Kooperationspartners und mangelnder baulicher Erweiterungsmöglichkeiten an der Hedelfinger Straße aber skeptisch. Das irritiert den Rektor Thilo Habermann. Denn die Aufforderung, ein Konzept zur Weiterentwicklung in eine Gemeinschaftsschule zu erstellen, sei erst von den Ämtern gekommen, was man im Schulverwaltungsamt bestreitet. Habermann suchte nun den Schulterschluss mit dem Bezirksbeirat. Für heute ist ein klärendes Gespräch vereinbart.

 

„Die Argumente der Verwaltung überraschen mich“

Der Schulentwicklungsplan bis 2020 ist am Donnerstag vor einer Woche erneut Thema im Stuttgarter Gemeinderat gewesen. Die Zustimmung der Stadträte zum Bericht über Sachstand und Perspektiven hat so manchen Kämpfer für den eigenen Standort frustriert. Zu ihnen zählt auch Thilo Habermann, der sagt: „Die Argumente der Verwaltung überraschen mich.“

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass der Rektor der Wilhelmsschule zum Gespräch beim städtischen Schulverwaltungsamt war. Ob er sich vorstellen könne, in naher Zukunft nicht mehr einer Werkreal-, sondern einer Gemeinschaftsschule vorzustehen, sei er gefragt worden, berichtet Habermann. Nach Rücksprache und einstimmigem Ja seines Kollegiums machten sich die Wangener ans Werk. Aufgabe: bis Sommer 2015 ein Konzept erstellen.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Dass es diesen Auftrag gab und sich dadurch irgendwelche Garantien oder Versprechen ableiten ließen, dementiert jedoch Roland Steiner, der stellvertretende Amtsleiter. Richtig sei, dass die Wilhelmsschule Interesse an der Weiterentwicklung bekundet habe. „Wir können niemandem verbieten, ein Konzept zu erstellen.“ Doch die Bedingungen vor Ort sprächen gegen eine Gemeinschaftsschule in Wangen. Eine bauliche Erweiterung sei schwierig und der einzig passende Kooperationspartner, die Linden-Realschule, sträube sich.

Habermann will das nicht akzeptieren. Wo ein Wille zum Bauen sei, sei auch ein Weg, glaubt er. Zudem stünde mit der Wilhelm-Maybach-Schule ein anderer potenzieller Kooperationspartner bereit. „Wir haben mit dem gesamten Kollegium sehr viel Engagement in das Konzept investiert und viele Opfer gebracht“, sagt er, dies finanziell unterstützt mit Fördergeldern. Nicht umsonst, findet Roland Steiner. „Von moderneren Lernformen profitieren die heutigen Schüler doch auch“, sagt er. Dennoch fühlt sich Habermann durch die im Dezember 2013 übermittelte Nachricht, Werkrealschule zu bleiben, vor den Kopf gestoßen. Er bat um ein erneutes Gespräch mit Vertretern des städtischen und des staatlichen Schulamtes, das wegen Terminschwierigkeiten aber erst heute stattfinden kann, eine Woche nach der Beschlussfassung im Gemeinderat.

Rektor befürchtet Bedeutungsverlust

Ob es Habermann gelingen wird, den Schalter umzulegen, ist fraglich. Im Bezirksbeirat wusste er eine Mehrheit der Mitglieder trotz generell vorhandener Skepsis gegen Gemeinschaftsschulen hinter sich. Sechs Beiräte begrüßten einen Antrag, die dahin gehende Weiterentwicklung der Wilhelmsschule zu unterstützen, die CDU ist als einzige Fraktion nicht mit im Boot. Eva-Maria Kaufmann zeigte sich erstaunt über den Kurswechsel Habermanns. „Wir haben erfolgreich für den Erhalt der Werkrealschule in Wangen gekämpft. Das ist doch positiv.“

Der Rektor fürchtet indes einen sukzessiven Bedeutungsverlust. Die Werkrealschule sei in Folge des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung ein Auslaufmodell, möglicherweise gebe es in dem erst 2007 eingeweihten mehrere Millionen Euro teuren Neu- und Erweiterungsbau bald nur noch eine Grundschule.