In diesen Tagen wird das Burgenlandzentrum 35 Jahre alt. Zur Feier des Tages sind die neuen Willkommensräume eingeweiht worden. Das Herzstück ist das Willkommens-Café im Versammlungssaal im ersten Stock.

Feuerbach - Draußen im Hof geht es lustig zu: Der Eltern-Lehrer-Chor des Neuen und des Leibniz-Gymnasiums singt. Die Kinder-Theater-Gruppe der evangelischen Kirche zeigt einen Sketch. Die Kinder der Musikschule Stuttgart spielen. Rauaa Albakhir und Rauaa Monia zitieren arabische Gedichte. Drinnen finden sich derweil die ersten Kaffeegäste ein.

 

Aus zwei guten Gründen: Das Feuerbacher Burgenlandzentrum wird 35 Jahre alt, und die neuen Willkommensräume werden offiziell eingeweiht. Das Herzstück des Begegnungszentrums ist das Willkommens-Café im Versammlungssaal im ersten Stock. Dieses macht dreimal pro Woche seine Tore auf. „Montags und freitags zwischen 14 und 17, beziehungsweise 14 und 18 Uhr sowie mittwochs von 18 bis 21 Uhr für den ‚Treffpunkt international’“, sagt der Pfarrer der Stadtkirche, Hartmut Zweigle. Und sein Kollege von der Lutherkirche, Pfarrer Harald Küstermann, ergänzt: „Alle sind willkommen, Alt und Jung, Feuerbacher, Aushäusige, Geflüchtete, Gäste – es geht um Austausch, aber auch Beratung in allen Lebenslagen.“

Die Evangelische Kirchengemeinde Feuerbach ist Träger der Begegnungsräume, die als zweijähriges Projekt angelegt sind. Finanziert werden sie mit Geld aus dem Pakt für Integration des Landes. 30 000 Euro kommen pro Jahr von der Stadt, der Bezirksbeirat gab 5000 Euro für die Ausstattung hinzu. Mit konzipiert haben es die Mitglieder des Freundeskreises Flüchtlinge Feuerbach, die nun dort auch ihr Büro haben, nachdem sie vom Jugendcamp nach einem Brand weg mussten.

Das Café wird gut angenommen

Im Boot sind zudem die Stadtteilbibliothek, die Musikschule, die diakonische Einrichtung für Menschen mit Behinderung Bhz, das Richard-Bürger-Heim und die Lutherkirche. „Das Café wird gut angenommen. Am Mittwoch kommen teilweise bis zu 70 Besucher“, sagt der Grünen-Stadtrat Andreas Winter, der sich mit dem Bezirksbeirat für das Projekt eingesetzt hat, als die Räume im Oktober frei wurden.

Dort war zuvor die Burgenlandgalerie des Kunstvereins Feuerbach. Anfänglich war dort ein Stadtteil- und Familienzentrum vorgesehen. Aber das ging im Haushalt nicht durch und wurde daher zu Plan B: ein integratives Nutzungskonzept. „Das ist kein Widerspruch“, sagt Winter. „Wichtig war erst einmal, die Räume zu erhalten und herzurichten; das Ganze kann sich ja weiterentwickeln.“

So sieht das auch die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ramp. „Wir schauen, wie das Café angenommen wird und wir alles verzahnen können. Der Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach hat seine Beratungszeiten, die anderen Angebote der Vereine oder der evangelischen Kirche sollen fortgesetzt und neue entwickelt werden. Der Jugendrat will sich beteiligen. Das kann eventuell im Wechsel oder einmal im Monat geschehen. Jetzt muss es erst einmal anlaufen.“

Dafür sorgen drei Minijobber; im Café engagieren sich Freiwillige. Pfarrer Küstermann und auch die Mitglieder des Flüchtlingsfreundeskreises würden sich über eine Sozialarbeitsstelle freuen. „Dafür reichen die 30 000 Euro nicht“, sagt Ramp. „Ob die Sozialarbeiter der Flüchtlingsunterkünfte auch in dem Willkommenscafé tätig sein können, wird sich zeigen. Wir müssen sehen, wie das mit den aktuellen Deputaten klappt; die Kirche ist der Träger.“ Sie freue sich, dass sie bisher durchgängig nur positive Rückmeldungen aus der Begegnungsstätte bekommen habe. Zu dessen regelmäßigen Gästen gehört unter anderen Saeed, der sich gerade auf seine B1-Deutschprüfung vorbereitet, den Deutsch-Test für Zuwanderer. „Ich habe im Willkommens-Café Nachhilfe und werde bei den Hausaufgaben von Werner unterstützt“, sagt der 23-jährige Afghane, der in Deutschland gerne eine Ausbildung als Kranken- und Altenpfleger machen würde. „Ich kann im Café sprechen üben und lerne neue Menschen kennen.“

Damit sich die Nationen und Generationen mischen, überlegt sich Pfarrer Küstermann mit seinem Team, wie er mehr geflüchtete Frauen ins Café bekommt – und die Seniorinnen der Nachbarschaft. „Wenn da vor allem Männer sind, trauen die sich nicht so. Wir konzipieren daher noch mehr Angebote für Frauen.“