Die Umweltschützer verleihen der Gemeinde für ihren Forst das Prädikat „Nabu-Naturwaldgemeinde“.

Wimsheim - Erfolgreich hat sich die Gemeinde Wimsheim um die AuszeichnungNabu-Naturwaldgemeinde“ beworben (wir berichteten). Die Urkunde bezeugt, dass die Bewirtschaftung des Gemeindewaldes – dieser umfasst etwa 150 Hektar – die nötigen Kriterien des Naturschutzbundes erfüllt. Zugleich verpflichtet sich Wimsheim damit, auch in den nächsten zehn Jahren dem Konzept gerecht zu werden.

 

Wesentliche Vorgaben, die ein naturnaher Wald erfüllen muss, sind unter anderem das Hinarbeiten auf einen sogenannten Dauerwald, der Verzicht auf Pestizide, der Erhalt von Alt- und Totholz, sanfte Erntetechnik und nachhaltiges Bewirtschaften, erklärt Johannes Enssle vom Nabu Baden-Württemberg. In Wimsheim muss nur für den Einsatz von Gift im Kampf gegen die schädlichen Borkenkäfer noch eine Alternative gefunden werden. Ansonsten steht die Gemeinde wunderbar da.

Viele Tiere brauchen Totholz als Lebensraum

Sanfte Erntetechnik zum Beispiel heißt, dass, auch wenn weiterhin schweres Gerät im Wald anrücken muss, viel Rücksicht auf die Pflanzen genommen wird. Der Erhalt von Alt- und Totholz hat eine wichtige Funktion und wird im Wald der Gemeinde schon lange praktiziert: „Aktiver Waldnaturschutz bedeutet auch, dass viele Tier- und Pflanzenarten hier ein Zuhause finden“, sagt Enssle. Käfer, Vögel, Fledermäuse, aber auch verschiedene Pilzarten brauchen das Totholz als Lebensraum.

Den größten Aufwand bringt das Einrichten eines Dauerwaldes. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass auf einer Fläche unterschiedliche Baumarten mit unterschiedlicher Altersstruktur wachsen. Das hat nicht nur klimatische und genetische Vorteile, es verhindert auch, dass eine große Gruppe an Bäumen auf einen Schlag zerstört wird, wie durch Schädlinge oder Stürme. „Es darf also auch keine Kahlschläge geben“, erklärt Enssle. Im Großteil der deutschen Wälder werden aus wirtschaftlichen Gründen immer weite Flächen an Bäumen gefällt, bevor die nächste an der Reihe ist, sodass in der Folge immer gleich alte Bäume beieinander stehen. In Naturwaldbetrieben werden nur einzelne Bäume aus einer Gruppe herausgenommen, sodass an gleicher Stelle immer mehrere Altersstrukturen von Bäumen vertreten sind. Ganz wie in einem Urwald.

Einer von nur sieben Forstbetrieben

So ein Dauerwald entsteht selbstverständlich nicht über Nacht. „Das ist ein Prozess über Jahrzehnte“, weiß Revierleiter Rolf Müller, der diesen Prozess wesentlich begleitet. Trotzdem ist Wimsheim heute schon recht weit. Zum einen wurden in der Vergangenheit nie große Flächen gerodet und dann, wie damals üblich, durch reine Fichtenbestände wieder aufgeforstet. Schon im „Eingangsbereich“ des Waldes finden sich daher alte und junge Tannen, Eichen und Buchen beieinander. Auch Müllers Vorgänger, Bent Hagen, hatte vor 25 Jahren einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht, indem er nach Sturmschäden auf freien Flächen wieder Eichen pflanzte.

Wimsheim ist nun einer von nur sieben Forstbetrieben in ganz Baden-Württemberg, die dieses Siegel erhalten haben – im Enzkreis ist sie sogar die erste, was Wimsheims Bürgermeister Mario Weisbrich besonders freut. Vergünstigungen oder spezielle Vorteile gehen mit der Auszeichnung zwar nicht einher. „Aber dieses Prädikat ist etwas, das wir uns gerne auf die Fahnen schreiben“, sagt er. „Was wir hier sehen, ist der Ertrag dessen, was viele Jahre vor uns begonnen wurde. Und das können wir jetzt weiterentwickeln.“