Es regt sich Widerstand gegen die Pläne des Pforzheimer Unternehmens C. Hafner, sich im Ort anzusiedeln. Die neu gegründete „Bürgerinitiative Wimsheim“ fordert die Verwaltung auf, die Verhandlungen mit der Firma einzustellen.
Wimsheim - Die mögliche Ansiedelung der Pforzheimer Gold- und Silberscheideanstalt C. Hafner sorgt für Unruhe in der beschaulichen Enzkreisgemeinde. Eine Gruppe von Bürgern fühlt sich von der Gemeindeverwaltung übergangen. Rund 80 Menschen haben sich nun zusammengetan und die Bürgerinitiative (BI) Wimsheim gegründet. Sie wollen verhindern, dass das Gewerbegebiet Breitloh West II in ein Industriegebiet verwandelt wird. Denn nur so könnte sich die Firma C. Hafner von Pforzheim in den Enzkreisort verlagern.
Am 18. Dezember hatte der Gemeinderat dafür grünes Licht gegeben. Seither gärt bei einigen der Ärger, die Stimmung im Ort ist angespannt. „Seit der Gemeinderatssitzung herrscht ein großes Frustpotenzial, wir fühlen uns schlecht informiert“, erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative, Christian Vogler, der mit anderen Mitstreifern die Initiative am 14. Januar gegründet hat. „Wir möchten die Menschen aufklären, was auf sie und die Gemeinde zukommt, wenn die Firma Hafner sich hier bei uns in Wimsheim ansiedelt“, erklärt Christian Vogler.
Gestern flatterte allen Anwohnern in Wimsheim ein Informationsschreiben der Bürgerinitiative ins Haus. „Wir appellieren an den Bürgermeister und den Gemeinderat, die Planungen für das Industriegebiet einzustellen und die Verhandlungen mit der Firma C. Hafner abzubrechen“, heißt es darin.
Ein Industriegebiet passe nicht zu Wimsheim, es zerstöre die ländliche Gemeinde in ihrer Substanz. „Viele Bürger hätten dann künftig freie Sicht auf die Schornsteine der Firma“, fürchtet Christian Vogler. Er betont, dass es der Initiative bei ihrer Aktion nicht um das Traditionsunternehmen C. Hafner an sich gehe, sondern ganz allgemein um ein Industriegebiet in Wimsheim. „Wir wollen ein solches hier nicht haben“, sagt Vogler.
Im Fall von Hafner fürchtet die Bürgervereinigung konkret, dass durch die Scheideanstalt die Umwelt mit Schadstoffen belastet würde. Und der nächtliche Verkehr würde auch zunehmen, da dort ein 24-Stunden-Betrieb die ganze Woche über erlaubt sei. „In einem Industriegebiet gelten im Vergleich zu einem Gewerbegebiet höhere Grenzwerte für Lärm und Schadstoffe“, heißt es im Infoschreiben.
„Wir wissen nicht, was tatsächlich aus den Schornsteinen herauskommt“, sagt Christian Vogler. Zwar belege ein Gutachten des TÜV, dass die Firma Hafner sämtliche Grenzwerte einhalte. „Aber auch in homöopathischen Dosen wirken sich die Abgase auf die Gesundheit aus“, erklärt er. Dass in dem Gutachten kaum von Auswirkungen auf Boden und Grundwasser die Rede sei, halte er für bedenklich. Ebenso, dass sich die Wimsheimer Verwaltung in der Frage sehr bedeckt halte.
Der Bürgermeister Mario Weisbrich kontert. „Es ist die Aufgabe des Landratsamtes als Wasserschutzbehörde, das zu prüfen“, erklärt der Schultes. Bis zum 7. Februar haben alle zuständigen Behörden, Nachbargemeinden und die Wimsheimer Bürger Zeit, Bedenken zu äußern. „Diese werden dann in den Entwurf eingearbeitet“, so Weisbrich. Anschließend haben die Bürger erneut vier Wochen Zeit, sich zu äußern. „Die Menschen im Ort werden an dem Verfahren beteiligt“, sagt der Schultes. „Wir entscheiden nicht über ihre Köpfe hinweg.“
Die Bürgerinitiative sieht das anders. Sie wirft dem Rathaus mangelnde Kommunikation vor. Die Öffentlichkeit sei erst Ende November über die Pläne von C. Hafner informiert worden, obwohl diese der Verwaltung bereits im April bekannt waren. „ Man hätte die Bürger früher aufklären müssen, was auf sie zukommt“, sagt Christian Vogler. Denn so habe die ganze Geschichte ein „Gschmäckle“. Den Vorwurf, dass etwas im Hinterzimmer gelaufen sein könnte, will der Schultes wiederum nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben die Bürger zum frühest möglichsten Zeitpunkt informiert“, sagt Mario Weisbrich.
Dass es eine Bürgerinitiative in Wimsheim gibt, davon weiß der Bürgermeister offiziell nichts. Bislang habe die Initiative den Weg ins Rathaus nicht gefunden. Auch das Infoblatt und die Pressemitteilung habe er nicht bekommen. Und von der Unterschriftenaktion der Initiative habe er nur über Umwege erfahren.
„Ich sehe die mangelnde Dialogbereitschaft seitens der Bürgerinitiative sehr kritisch“, erklärt Mario Weisbrich. Sie spiele mit den Ängsten und Bedenken der Menschen. „Es gibt einige Bürger, die sich nicht trauen, öffentlich zu sagen, dass sie Hafner in Wimsheim begrüßen würden“, sagt er.
Seit der Infoveranstaltung im November gibt es auch im Internet Kritik an Weisbrich und dem Gemeinderat. In einem lokalen Zeitungsforum wird ihnen unter anderem vorgeworfen, sie ließen sich „von der Firma steuern“. Die Bürgerinitiative bestreitet, dass ihre Mitglieder hinter den anonymen Vorwürfen stehen: „Wir distanzieren uns von den Foren im Netz. Wir haben damit nichts zu tun.“