Die Gemeinde erfüllt nun alle Voraussetzungen und darf das Siegel zwei Jahre lang führen.

Wimsheim - Eines war sicher: Beim Kaffeenachmittag der Landfrauen am vergangenen Sonntag war reichlich fair gehandelter Kaffee in den Tassen. Und das nicht nur, weil die Gemeinde Wimsheim an diesem Tag eine Urkunde erhielt, die sie als „Fairtrade Town“ auszeichnete, sondern weil der Verein der Landfrauen Mitglied der Wimsheimer Fairtrade-Initiative ist. Doch nicht nur die Landfrauen bekennen sich zu fair produzierten und gehandelten Produkten aus Ländern wie Kenia oder Kolumbien, Indien oder Peru. Insgesamt konnte die Steuerungsgruppe mit ihren Sprecherinnen Beate Lämmle-Koziollek und Christina Lack sieben Wimsheimer Vereine zum Mitmachen bewegen.

 

Nummer 105 im Land

Denn damit die Gemeinde das Fairtrade-Siegel führen darf, das von dem Verein Transfair verliehen wird, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Da ist eine siebenköpfige Steuerungsgruppe, die sämtliche Aktionen im Ort organisiert. Zur Gruppe gehört auch Sandra Beck-Lankocz als Vertreterin des Gemeinderats.

Neben den Vereinen müssen Geschäfte und Gastronomiebetriebe im Ort fair gehandelte Produkte anbieten oder verarbeiten. Und Kirchengemeinden müssen sich beteiligen. All dies ist in Wimsheim jetzt der Fall. Wichtigste Voraussetzung aber ist ein Beschluss des Gemeinderats, an der Aktion teilzunehmen und faire Produkte im Rathaus zu verwenden. Er fiel in Wimsheim am 7. Februar 2017.

Jeder kann etwas beitragen

Drei Jahre habe die gesamte Vorbereitung gedauert, bis jetzt das Siegel verliehen wurde, sagte Beate Lämmle-Koziollek. „Wir sind ganz glücklich darüber, dass es geklappt hat“, so die Sprecherin. Dies sei der erste Bürgerantrag an den jetzigen Gemeinderat gewesen, der auch umgesetzt wurde. Nun gilt es, die „Fairtrade Town“ Wimsheim, übrigens die 105. in Baden-Württemberg und die Nummer 515 in Deutschland, mit Leben zu erfüllen. Die Nachbarstädte Heimsheim und Weil der Stadt sowie seit Kurzem der Enzkreis gehören ebenfalls dazu.

Schon jetzt informieren die Aktiven beim Wimsheimer Bauernmarkt und bei den Veranstaltungen zur Einschulung über die Bedeutung von fairen Handels- und Produktionsbedingungen für die Menschen in der südlichen Hemisphäre. „Jeder Verbraucher kann entscheiden, ob er mit seinen Einkäufen die Welt etwas besser machen will“, sagte zum Beispiel Beate Lämmle-Koziollek und erinnerte in diesem Zusammenhang an viele Flüchtlinge, die auch aus wirtschaftlicher Not ihre Heimat verlassen.

Christina Lack und Beate Lämmle-Koziollek betonten, dass fair gehandelte und regionale Produkte nicht in Konkurrenz zueinander stünden und führten als Beispiel den Apfelsaft aus der Region und den Orangensaft aus fairem Handel an. Auch für den Bürgermeister Mario Weisbrich tut sich bei der Verwendung von fairen Produkten in der Verwaltung kein Problem auf: „Wir trinken hier schon fairen Kaffee, einfach, weil er uns am besten schmeckt.“ Lediglich für die abendlichen Sitzungen des Gemeinderats, bei denen ebenfalls zwei faire Produkte angeboten werden sollten, sucht man noch nach dem, was dafür passt. „Es ist gut, wenn die Menschen durch solche Aktionen sensibilisiert werden und in jeder Beziehung bewusster einkaufen“, sagte Mario Weisbrich. Dies gelte etwa auch in Bezug auf regionale Produkte.

Die Gemeinde darf das Siegel nun zwei Jahre lang führen. Danach wird geprüft, ob sie weiterhin die Voraussetzungen erfüllt.

Umfangreiche Infos über den Verein Transfair und seine Aktivitäten sowie die Aktion „Fairtrade Town“ stehen online unter www.fairtrade-deutschland.de