Geht es nach dem Land, dann wird der geplante Windpark bei Lauterstein zu Gunsten des Segelfluggeländes am Hornberg beschnitten. Die Investoren klagen dagegen.

Lauterstein - Bei Lauterstein soll der größte Windpark der Region, wenn nicht in ganz Baden-Württemberg entstehen. Rund 25 Rotoren sollen sich einmal im weitläufigen Waldgebiet des Grafen von Rechberg zwischen Lauterstein und Bartholomä und im angrenzenden Staatsforst drehen. Das Areal erstreckt sich von der Lautersteiner Gemarkung bis in den Ostalbkreis (Region Ostwürttemberg). Wind gibt es dort, das weiß der Vorstandsvorsitzende der Firma WPD onshore, Hartmut Brösamle. Das Unternehmen hat schon vor Jahren dort Windräder bauen wollen. Deshalb kümmert sich Brösamle auch selbst um das Projekt. Der Windpark Lauterstein galt schon bei der Vorstellung der ersten Entwürfe für die neuen Vorranggebiete für Windkraft im Regionalplan als wenig umstritten. Auch die Stadt Lauterstein steht hinter dem Projekt. Doch nun könnte es ein Fall für die Justiz werden.

 

Rotoren wären Flugschülern im Weg

Die Projektplaner und der Waldeigentümer haben Klage eingereicht. Denn der Standort ist plötzlich durch eine luftverkehrsrechtliche Anordnung des Regierungspräsidiums beschnitten. Die Behörde hat für das 2,5 Kilometer von den geplanten Windrädern entfernte Segelfluggelände Hornberg sogenannte Platzrunden festgelegt. Gemeint ist damit eine Runde, die im Wesentlichen Flugschüler fliegen. Einige der Rotoren wären im Weg und könnten daher nicht gebaut werden. Die Kläger werfen der Behörde vor, sie habe die Interessen der Windparkplaner und die der Segelflieger nicht richtig gegeneinander abgewogen. Zumal die Platzrunden erst im vorigen Herbst festgelegt worden sind.

Zu viele Flugplätze?

„Das kam schon überraschend“, stellt auch der technische Direktor des Regionalverbands, Thomas Kiwitt, fest. Er habe ohnehin durch die Windkraftplanung den Eindruck gewonnen, dass in der Region die größte Dichte an Segelflugplätzen im Land herrsche, scherzt er angesichts vieler ähnlicher Vorbehalte gegenüber diversen Standorten. „Wir merken aber schon, dass man bei der Planung und Genehmigung solcher Windenergie-Anlagen sehr genau hinschauen muss“, fügt er ernsthaft hinzu. Er gehe davon aus, dass man eine maßgebliche Entscheidung in jedem Einzelfall erst bei der endgültigen Genehmigung treffen könne. „Wir planen riesige Anlagen in dicht besiedeltem Gebiet. Das ist nicht lapidar. Die Herausforderung ist sehr komplex“, betont Thomas Kiwitt.

Auch auf Rotmilane und Fledermäuse aufpassen

Hartmut Brösamle beteuert, sich dessen bewusst zu sein. So habe er selbst eine Runde vom Hornberg aus im Flugzeug mitgedreht. Erstaunlicherweise sei damals die Route der zwischenzeitlich angeordneten Platzrunden eine andere gewesen. Mit den drei Fliegerclubs, die am Hornberg residieren, habe man eigentlich einen Kompromiss gefunden. Deren Dachverband sehe das aber wohl anders, sagt Brösamle. „Die Klage soll keine Musterklage für alle Flugplätze sein. Es geht nur um den Hornberg“, betont der Projektleiter. Im Übrigen hofft er, dass man sich noch außergerichtlich einigt.

Auch die Hoffnung, mit dem Bau der Windräder schon im Herbst des kommenden Jahres beginnen zu können, hat er noch nicht aufgegeben. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Seit Monaten werden Umweltuntersuchungen durchgeführt. „Wir werden wohl auf die berühmten Rotmilane aufpassen müssen. Außerdem haben wir es dort mit Fledermäusen zu tun“, verrät Brösamle erste Erkenntnisse.

Wind wird noch gemessen

Ebenfalls seit Monaten steht ihm zufolge im Wald ein Messgerät, das Ultraschall in den Himmel schickt, den die Wolken reflektieren. Anhand von Abweichungen kann das Gerät Windgeschwindigkeiten errechnen. In den nächsten Wochen soll überdies ein 140 Meter hoher Windmessmast errichtet werden. So hoch soll die Nabenhöhe der Windräder sein. Inklusive der 60 Meter langen Rotorblätter haben die geplanten Anlagen Brösamle zufolge eine Höhe von 200 Metern. Im Idealfall produzieren später 25 Anlagen 150 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht dem Jahresbedarf von knapp 43 000 Haushalten, wenn sie im Schnitt 3500 Kilowattstunden verbrauchen.

Tiefflieger legen Veto ein

Geislingen - Naturschutzgebiete, Nistplätze seltener Vögel oder Fledermäuse, Wetterradar – es gibt viele K.-o.-Kritierien für bis zu 200 Meter hohe Windrotoren. Einige der ursprünglich für möglich erachteten Windkraftstandorte im Kreis Göppingen sind so bereits dem Rotstift zum Opfer gefallen oder stehen zumindest auf der Kippe. Ein weiterer Hinderungsgrund ist der Flugverkehr. Dieser hat nicht nur dort Vorrang vor Vorranggebieten für Windkraft, wo Jumbojets im Anflug auf Echterdingen sind oder für immerhin offenbar noch verhandelbare Platzrunden von Seglern, sondern vor allem für militärische Zwecke.

Sechs windreiche Standorte gestrichen

So hat nun auch der Chefplaner der Region Stuttgart, Thomas Kiwitt, erfahren müssen, dass rund um Geislingen gleich sechs der im ersten Anlauf geplanten Windkraftstandorte komplett gestrichen sind. Sie liegen in einer Tiefflugschneise des Heeres. Es handelt sich unter anderem um den Standort am Messelberg bei Donzdorf, für den schon ein kleiner Bürgerwindpark im Gespräch war. Auch bei Weiler und am Hungerberg nördlich von Türkheim wird es keine Windräder geben. Schließlich sind die windreichen Standorte am Kuchberg, am Tegelberg und auf der Geißburg bei Aufhausen frei zu halten, damit Düsenjäger freien Flug haben.