Vom Alten Wasserturm aus sieht man auf dieser Visualisierung, wie die Windräder im Maurener Tal aussehen könnten. Foto: endura kommunal/Fotomanipulation
Die Kommunen Böblingen, Ehningen und Holzgerlingen planen einen gemeinsamen Windpark. Jetzt gibt es eine erste Visualisierung – als Zeichen maximaler Transparenz im Planungsprozess. Ein Unterschied zu einer Visualisierung von Windkraftgegnern sticht dabei ins Auge, findet unsere Redakteurin.
Diese Woche sahen die Menschen im Kreis Böblingen eine erste Visualisierung der Windräder, die sich in einigen Jahren in einem möglichen interkommunalen Windpark zwischen Böblingen, Ehningen und Holzgerlingen drehen könnten. In sechs Videosequenzen zeigt die von den drei Kommunen beauftragte Agentur endura kommunal auf der Webseite des Projekts ein mögliches Erscheinungsbild der bis zu sechs Windkraftanlagen von verschiedenen Standorten im Kreis Böblingen.
Man sollte sagen: man sah die erste offizielle Visualisierung. Denn die Bürgerinitiative Lebenswertes Böblingen, die den interkommunalen Windpark offen ablehnt, hatte vor einigen Monaten schon eine Fotomanipulation verbreitet. Riesige Windkraftanlagen dominieren darauf geradezu das Landschaftsbild.
Der entscheidende Unterschied
Gegenüber der Photoshop-Kreation der Gegner wirken die Maschinen am Horizont in dem Video fast klein. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Visualisierungen springt direkt ins Auge: Während die Bürgerinitiative ein Foto mit blauem Himmel wählte, um die Windräder zu zeigen, ist der Himmel im Video der Kommunen bedeckt, das Wetter insgesamt diesig. Die am Computer erzeugten Windkraftanlagen verblassen trotz ihrer 285 Meter Höhe im Dunst.
Die Bürgerinitiative setzt sich gegen einen möglichen Windpark ein. Ihre Manipulation zeigt riesige Windräder. Foto: Bürgerinitiative Lebenswertes Böblingen/Fotomanipulation
Die Kommunen und ihr Dienstleister wählen bewusst einen ähnlichen Blickwinkel. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch das Wetter. Foto: endura kommunal/Fotomanipulation
Die Kommunen sagten am Dienstag in einer eigens angesetzten Pressekonferenz mehrfach, wie wichtig ihnen maximale Transparenz sei. Das ist gut und wichtig. Auch ist es bemerkenswert, dass sie in ihrer Fotomanipulation vom „Worst Case“ – also der maximal möglichen Höhe der Windräder bei einer Platzierung ganz am Rand des möglichen Gebietes ausgehen. So wolle man verhindern, dass ihnen nachher vorgeworfen wird, die Anlagen schöngeredet zu haben.
Nicht in jedem Video ist der Himmel grau
Aber der Schuss könnte nach hinten losgegangen sein. Die möglichen Windkraftanlagen seien verniedlicht dargestellt, ist von mehreren Seiten zu hören. Sogar Befürwortern fällt dieser Unterschied sofort auf. Sie finden das ungeschickt. Gegner sehen sich bestätigt: Das Erscheinungsbild der Windkraftanlagen sei so erschreckend, dass man es beschönigen müsse.
Tatsächlich ist in den insgesamt sechs Videos, mit denen die Städte Böblingen und Holzgerlingen sowie die Gemeinde Ehningen zeigen wollen, wie der Windpark – für den gerade ein Projektierer ausgewählt wird – aussehen könnte, der Himmel nicht immer bedeckt. Das muss man dazu sagen. Schaut man sich den Windpark beispielsweise aus der Perspektive „Dagersheim Waldstraße“ an, ist der Himmel blau – ein häufiger Zustand im Kreis Böblingen. Die Windräder wirken in diesem Videoclip höher und näher. Was sie auch wären, denn das mögliche Vorranggebiet BB-14 ist dem Böblinger Teilort Dagersheim wesentlich näher als der Alte Wasserturm, von dem aus das Video mit dem bewölkten Himmel aufgenommen wurde.
Schadet die Visualisierung der Akzeptanz?
Selbst wenn man davon ausgeht, dass nicht die Absicht hinter der Auswahl des bewölkten Himmels steht, die Windräder unscheinbarer wirken zu lassen – es bleibt das „Gschmäckle“. Zumindest war es eine unglückliche Wahl, dass zwar der gleiche Standort gewählt wurde wie in der Visualisierung der Gegner, ein direkter Vergleich aber dennoch nicht möglich ist. Man könnte den Kommunen nahelegen, mit einem neuen Bild zu kontern. Wenn sie sich tatsächlich um maximale Transparenz bemühen, sollte darin auch enthalten sein, dass sie auf die Kritik reagieren und Zweifel ausräumen wollen.
Wer riskiert, die Stimmung gegen das Projekt durch eine Unachtsamkeit zu vergiften, steht – auch unbeabsichtigt – der überlebenswichtigen Energiewende im Kreis Böblingen im Weg.