Derzeit pilgern vermehrt Politiker in den Tauschwald im Norden von Stuttgart – am Dienstag war die CDU dran. Dort wollen die Stadtwerke zwei 200 Meter hohe Windräder bauen. Das würde dem CDU-Landtagsabgeordneten Reinhard Löffler aber den Juchtenkäfer bedrohen.

Stuttgart - Der Tauschwald ist gerade in den heißen Sommermonaten ein beliebtes Naherholungsgebiet im Norden der Landeshauptstadt. Derzeit pilgern auch vermehrt Politiker aller Couleur dorthin. Der Grund: Die Stadtwerke wollen dort zwei rund 200 Meter hohe Windräder bauen – ein in der Bevölkerung der angrenzenden Stadtbezirke Botnang, Feuerbach und Weilimdorf umstrittenes Projekt. Am Dienstag hat die CDU den Windkraftstandort besichtigt und dabei ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Vorhaben bekräftigt. Am kommenden Freitag kommt die regionale FDP-Prominenz, deren Fraktion im Regionalparlament den Standort ebenfalls für falsch hält.

 

Rund 80 Bürger waren der Einladung der Regional-CDU zum Meinungsaustausch gefolgt. Die Stadtwerke, so Regionalrätin Susanne Wetterich, hätten urlaubs- und terminbedingt leider keinen Vertreter entsenden können. Während der Vize-Chef der CDU-Fraktion im Regionalparlament, Rainer Ganske, bemüht war, den aufgebrachten Anwohnern den Ablauf des Planungs- und Genehmigungsverfahrens näher zu bringen, nutzte der Vorsitzende der Stuttgarter Ratsfraktion, Alexander Kotz, die Gelegenheit zu einer Attacke auf OB Fritz Kuhn (Grüne). Es sei „fantasielos“ für einen Grünen, angesichts zahlreicher Alternativen wie Solardächer, Gebäudedämmung und Nutzung von Abwasserwärme an der wenig rentablen Windkraftanlage im Tauschwald festzuhalten, sagte Kotz unter dem Beifall der Zuhörer. „Sollen sie die Anlage doch in Sillenbuch oder am Bismarckturm auf dem Killesberg bauen“ – diese Anregung einer Zuhörerin wollten die CDU-Politiker aber nicht aufgreifen.

Kritik an geplanten Windrädern

Stattdessen wurden vor allem artenschutzrechtliche Bedenken ins Feld geführt – untermauert von einem Vertreter des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). In seltener Einigkeit plädierten der Vogelkundler und die Christdemokraten dafür, den Lebensraum von Fledermäusen, Wespenbussarden und Waldschnepfen nicht durch die Windräder und die dafür notwendigen Rodungen von 1,5 Hektar Wald zu zerstören. Der CDU-Landtagsabgeordnete Reinhard Löffler sah sogar den sonst von der CDU belächelten Juchtenkäfer in Gefahr: Schließlich lagern im Tauschwald Reste der für Stuttgart 21 abgeholzten Bäume aus dem Schlossgarten.

Löffler war es auch, der am Rande der Veranstaltung auf die kulturgeschichtliche Bedeutung der Steinstraße hinwies, einer der ersten von den Römern befestigten Routen, die mitten durch den Tauschwald führt. Für die Bürger, die im Umkreis von rund einem Kilometer um die geplante Windkraftanlage wohnen, waren solche Fachsimpeleien zweitrangig. Ihnen geht es um Themen wie den Schlagschatten, den die Windräder werfen, oder die Geräuschbelästigung durch die Anlage. „Menschenverachtend“ seien die Pläne, empörte sich eine Zuhörerin. So weit wollte Wolfgang Voelker, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Tauschwald, nicht gehen. Er forderte aber, den Tauschwald als Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet nicht anzutasten.