Winfried Kretschmann äußert sich beim politischen Aschermittwoch bestürzt über den rassistischen Anschlag in Hanau. Der Vorfall habe unmittelbare Angst bei Menschen mit Migrationshintergrund ausgelöst.

Biberach - Der mutmaßlich rassistisch motivierte Anschlag in Hanau löst aus Sicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei Menschen mit Migrationshintergrund unmittelbare Angst aus. „Das ist etwas anderes für uns, die wir Müller oder Meier heißen“, sagte der Grünen-Politiker beim politischen Aschermittwoch seiner Landespartei in Biberach. „Das bestürzt uns. Aber die, die von ihrem Aussehen und ihrem Namen sozusagen etwas Neues, Ungewohntes in der Gesellschaft sind, die empfinden das ganz anders.“

 

Die Angst sei auch berechtigt: „Weil diese Täter nur danach schauen: Wie siehst du aus oder hast Du einen ausländisch eingefärbten Namen?“, sagte Kretschmann weiter. Der Anschlag in Hanau sei für Menschen mit Migrationshintergrund ein unglaublich dramatisches Ereignis. „Und nur, wenn wir das verstehen, dann werden wir auch alle Kräfte mobilisieren, die dazu notwendig sind, um den Sumpf trocken zu legen, auf dem so etwas wächst.“

Bislang kein geeignetes Rezept

Es sei der „Sumpf eines völkischen und rassistischen Denkens“, sagte Kretschmann weiter. Dieser sei bislang in Deutschland völlig zu recht tabuisiert gewesen. „Weil wir schon mal erfahren haben, wohin das führt - in den Zivilisationsbruch und in die Vernichtung von Abermillionen Menschen.“ Dieses Tabu hätten nun einige gebrochen, sagte Kretschmann auch mit Blick auf die AfD. „Wenn von Messer-Männern geredet wird, von Kopftuchmädchen, von Bevölkerungsaustausch - das sind alles sozusagen Schlüsselwörter, die dann dahin führen, wo man es auf gar keinen Fall haben darf und haben kann. Darum ist das so ein gefährliches Gift.“

Es gebe bislang kein Rezept, was man dem entgegensetzen könne, sagte Kretschmann weiter. Stattdessen müsse man an vielen Stellen aktiv werden. „Anders wird das nicht gehen. Aber was man verhindern kann: Dass solche Parteien direkten Einfluss auf die Politik bekommen. Das ist der eigentlich Sündenfall von Thüringen gewesen: Auf einmal hatte die AfD Einfluss auf einen realen, wichtigen Gang des politischen Geschehens, sogar die Wahl eines Ministerpräsidenten. Das war das Schlimme daran.“