Bei den Grünen sollen bei Spitzenämtern alle inhaltlichen Flügel der Partei vertreten sein. Ein Fehler, meint der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Stuttgart - Die Grünen sollten nach Ansicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Flügelproporz bei der Besetzung von Spitzenämtern hinter sich lassen. „Die Bevölkerung interessiert sich nicht für unsere Flügel, die interessiert sich für unser Programm und für glaubwürdige Personen, die das vertreten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Es sollte eine Bestenauswahl geben, keine Flügelauswahl.“

 

Kretschmann bezog sich auf die schwierige Lage der Grünen nach der Bundestagswahl. Im Bundestag sind sie nun die kleinste Oppositionsfraktion. „Bei Debatten kommen wir immer als Letzte dran. Darauf müssen wir uns einstellen und die besten Leute nach vorn stellen - bei der neuen Spitze der Bundespartei und bei der neuen Fraktionsspitze“, erklärte Kretschmann. „Dann können wir diese Nachteile aushalten und eine gute Rolle spielen als Konzeptpartei mit Realitätssinn.“

Kretschmann bekräftigte, dass der scheidende Bundeschef Cem Özdemir ein guter Fraktionschef wäre. „Aber das muss die Bundestagsfraktion entscheiden.“ Özdemirs Chancen für den Posten gelten bislang als gering, da nach dem Flügelproporz neben der Realpolitikerin Katrin Göring-Eckardt nur ein Vertreter des Linken-Flügels infrage käme.

Für den Bundesparteivorsitz hat der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck eine Kandidatur angekündigt, wenn er ein Jahr lang parallel Landesminister bleiben kann. Dazu müsste die Parteisatzung der Grünen aufgeweicht werden. Kretschmann unterstützt das. „Ich halte viel von Robert Habeck“, sagte er. „Folglich bin ich auch für eine Änderung der Parteisatzung.“