Im ZDF-Jahresrückblick bei Markus Lanz äußert sich Winfried Kretschmann verblüffend direkt. Zur Sprache kommen unter anderem seine Englisch-Kenntnisse und die Verwendung von nicht druckreifen Kraftausdrücken.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die B-Frage ist an Winfried Kretschmann vorübergegangen – und er ist nicht unglücklich darüber. Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg bekennt, erleichtert zu sein, bei der Suche nach einem Gauck-Nachfolger nicht in die engere Auswahl gekommen zu sein. „Ich bin froh, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist.“ Diesen Satz sagt er beim ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2016“ zu Moderator Markus Lanz.

 

Vergangene Woche aufgezeichnet, wird die Schau an diesem Donnerstag um 22.15 Uhr ausgestrahlt. Und der Landesvater verblüfft durch seine Direktheit. Der Schwabe Kretschmann gibt dem Südtiroler Lanz – und natürlich den Zuschauern – tiefe Einblicke in das Seelenleben der Menschen im Südwesten. „Wenn man bei uns sagt: ,So, du alts Arschloch, treff i di au mol wieder‘ – das ist gar nicht böse gemeint, ja.“ Lanz’ Reaktion nötigt den grünen Überflieger zur Präzisierung: „Aber das kann man eben nur im Dialekt sagen und nicht jetzt vom Podium herunter, da wären natürlich zu Recht alle empört. Und die Grenze ist immer schwierig einzuhalten.“ Anders als der Moderator vermutet, pflege er diesen Umgangston nicht mit Horst Seehofer, denn der Bayer sei ja kein Schwabe, wie Kretschmann feststellt.

Kraftausdrücke im Dialekt salonfähig

Nachdem das Verhältnis unter den Südländern der Republik erschöpfend behandelt ist, wendet sich das Gespräch Fragen der weiteren Karriereplanung von Winfried Kretschmann zu. Bundespräsident wird er ja nun nicht, aber vielleicht Kanzler? Wohl auch nicht. „Um Bundeskanzler zu werden, fehlt mir etwas die Weltläufigkeit. Außerdem kann ich zu schlecht Englisch“, sagt Kretschmann und schiebt unter Verwendung des landestypischen Komparativs nach: „Ich kann noch schlechter Englisch wie der Oettinger.“ Vor allem die Verbundenheit mit dem Südwesten ist es, die Kretschmann ganz zufrieden mit dem Status quo wirken lässt. Auch wenn seine grün-schwarzen Koalitionäre manchmal pfleglicher mit ihm umgehen könnten. „Die nerven mich eigentlich beide nicht, ich habe schon gute Nerven“, sagt er – um dann einzuräumen: „Sie ärgern mich manchmal beide, aber ich muss mit beiden auskommen.“ Das A-Wort kommt ihm dabei allerdings nicht über die Lippen.