Winfried Kretschmann in Kanada Provinzpremier zeigt Ministerpräsident kalte Schulter

Eklat wegen eines millionenschweren Windparks: Ministerpräsident Winfried Kretschmann wollte in Kanada eigentlich mit dem Provinzpremier Ford über Klimaschutz reden. Doch der verweigert sich dem Gespräch.
Toronto - Das wohl bedeutendste politische Treffen für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) bei seinem Besuch in Kanada ist ins Wasser gefallen. Der neue Premierminister der Provinz Ontario, Douglas Ford, sagte das für Donnerstag geplante Gespräch mit Kretschmann kurzfristig ab. Offiziell seien Terminschwierigkeiten angegeben worden, hieß es.
Delegationsteilnehmern zufolge liegt der Grund aber in politischen Differenzen. „Ich bedauere sehr, dass Premierminister Ford leider nicht mit mir sprechen kann“, sagte Kretschmann am Donnerstag in Toronto. „Ich bedauere das insbesondere deswegen, weil es ein handfestes Problem gibt.“ Das Windparkprojekt White Pines eines deutschen Investors könne in Kanada nicht fertig gebaut werde, weil das Parlament das Projekt gestoppt habe.
Kretschmann wollte Thema nicht unter Tisch fallen lassen
Dem Vernehmen nach hat Ford als Bedingung für ein Treffen mit Kretschmann gefordert, dass das Windkraftprojekt nicht thematisiert wird. Dazu soll Kretschmann aber nicht bereit gewesen sein.
Der populistisch-konservative Ford hatte nach seiner Wahl für den Stopp des fast fertiggestellte Windparkprojekt des Bremer Projektentwicklers WPD gesorgt. Das habe klimapolitische Implikationen, kritisierte Kretschmann. Befreundete Industrienationen müssten darauf bauen können, dass Investitionssicherheit gewährleistet sei. „Es wäre wichtig gewesen, das zu besprechen. Nur bedauerlicherweise kann ich das nicht ansprechen.“
Der Aufenthalt in Kanada stellt die letzte Station von Kretschmanns zehntägiger Nordamerika-Reise dar. „Mit Kanada verbindet uns eine intensive Partnerschaft“, sagte der Ministerpräsident. Seit 30 Jahren bestehe ein Partnerschaftsabkommen mit der Provinz Ontario. Kanada sei auch ein wichtiger Partner im Kampf gegen Klimawandel. Bedauerlicherweise seien Gespräche auf höchster Regierungsebene nicht möglich, sagte Kretschmann. „Aber darunter lohnen sich die Gespräche ja auch.“ Ursprünglich sollte bei dem Treffen auch das Partnerschaftsabkommen aufgefrischt und um Bereiche wie Klimaschutz erweitert werden.
Deutscher Generalkonsul äußert sich zu Vorfall
Der deutsche Generalkonsul in Toronto, Thomas Schultze, sagte am Donnerstag: „Wir können auch in Kanada nicht sicher sein, dass populistische Politiker von uns als selbstverständlich wahrgenommene Dinge nicht in Frage stellen.“
Unsere Empfehlung für Sie

Flächentarifvertrag vor dem Aus Stillstand in der Pflege
Weil die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie nicht mitziehen, ist der Flächentarifvertrag für die Altenpflege vorerst gescheitert. Die Nachwirkungen gehen deutlich über die Pflegebranche hinaus, meint Matthias Schiermeyer.

Parteitag der Linken Hennig-Wellsow und Wissler zur neuen Doppelspitze gewählt
Auf ihrem virtuellen Parteitag hat die Linke einen neuen Vorstand gewählt. Die Spitze bilden zwei Frauen.

Coronapandemie in Deutschland Diskussion über Strategie vor nächster Bund-Länder-Runde
In der Debatte über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise plädiert der Städte- und Gemeindebund für eine Regelung, um bereits erfolgte Lockerungen notfalls wieder zurückzunehmen.

Landtagswahl im Video Wie arbeitet ein Journalist im Landtag?
Politikredakteur Arnold Rieger berichtet seit Jahren über die Geschehnisse im Landtag von Baden-Württemberg. Im Videointerview schildert er, wie man als Journalist an Insider-Infos gelangt und journalistische Unabhängigkeit in der Berichterstattung bewahrt.

Militärjunta Polizei geht in Myanmar gegen Demonstranten vor
Die Polizei in Myanmar setzt weiter massiv auf Gewalt gegen Demonstranten. Das Ergebnis der Parlamentswahl im November wurde kurzerhand für ungültig erklärt.

Parteitag der Linken Was zeichnet das neue Führungsduo aus?
Die Thüringerin Susanne Hennig-Wellsow und die Hessin Janine Wissler führen nun gemeinsam die Linke. Sie haben ganz unterschiedliche Politikansätze. Kann das funktionieren? Eine Analyse.