Politiker-Reisen haben wenig mit Urlaub zu tun, sondern bedeuten Programm von sehr früh bis sehr spät. Reden halten und Hände drücken. Ministerpräsident Kretschmann reist zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder ins ferne Ausland. Der Zeitpunkt könnte besser sein.

Mit einer riesigen Delegation ist der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu einer einwöchigen Reise in die USA aufgebrochen. Dort will der Grünen-Politiker fünf Tage lang in Pittsburgh und Kalifornien Kontakte knüpfen für den Südwesten. Es ist die erste größere Auslandsreise des Regierungschefs seit 2018. Im Mittelpunkt stehen die Themen Künstliche Intelligenz, Autonomes Fahren und die Zukunft der Gesundheitsindustrie. Das Programm ist extrem vollgepackt für den 74-Jährigen. „Das ist harte Arbeit“, sagte Kretschmann am Frankfurter Flughafen der Deutschen Presse-Agentur kurz vor Abflug - auf die Frage, ob er sich auf die Reise freue.

 

Am Dienstag will Kretschmann dann aus den USA per Videoschalte an den Bund-Länder-Beratungen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) teilnehmen. Scholz hatte das Treffen mit den Ministerpräsidenten kurzfristig auf den kommenden Dienstag verlegt. Fast hätte Kretschmann deshalb seine Teilnahme an der US-Reise abgesagt. Ihm sind die Verhandlungen mit dem Bund sehr wichtig - seit vielen Wochen fordert er mehr finanzielle Unterstützung vom Bund, etwa für den Nahverkehr.

Kretschmanns letzte große Reise 2018 ging ebenfalls in die USA

Kretschmann will bis zum 8. Oktober Pittsburgh, Sacramento und Los Angeles besuchen. Seine letzte große Reise 2018 ging ebenfalls in die Vereinigten Staaten, nach Kalifornien. 104 Personen begleiten ihn, Firmenchefs, Professoren, auch Finanzminister Danyal Bayaz, Verkehrsminister Winfried Hermann (beide Grüne) und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sind dabei.

Die USA sind laut Staatsministerium der wichtigste Handelspartner des Landes. Über ein Viertel der Direktinvestitionen aus Baden-Württemberg gehen in die USA (rund 80 Milliarden Euro 2018). Der Südwesten ist zudem Heimat von fast 280 amerikanischen Unternehmen. Ferner zählt die Landesregierung 685 Hochschulkooperationen zwischen dem Südwesten und den Staaten. Kretschmann will das ausbauen und Baden-Württemberg als starken Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort präsentieren.