Den Opfern der Tragödie vom 11. März 2009 wird eine Gedenkstätte gewidmet. Dafür sind 273 Vorschläge eingegangen. Eine Jury hat nun acht bestimmt, die in die Entscheidungsrunde kommen.

Winnenden - Eine wahre Flut an künstlerischen Einfällen für eine Amokgedenkstätte ist in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) eingangen. Die Entwürfe stammen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, der Schweiz, Rumänien und Griechenland. „Wir waren sehr effektiv“, beschreibt der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth die Arbeit der Jury, welche die Ideen für das Denkmal, das den Opfern des Amoklaufs vor vier Jahren gewidmet ist, gesichtet hat.

 

Die von vier Beratern unterstützte 14-köpfige Jury hat am Mittwoch bei einer ganztägigen Sitzung in Winnenden 273 Einsendungen beurteilen müssen. Pünktlich um 17.30 Uhr, so der OB, seien dann aus den anonymisiert vorgelegten Entwürfen nicht nur die angestrebten zwölf Favoriten für die zweite Wettbewerbsphase herausgefiltert worden. Am Ende hätten sich die Jurymitglieder auf nur acht Vorschläge geeinigt, die zur weiteren Ausarbeitung in den nun anstehenden Realisierungswettbewerb gehen würden.

Vertreter der Opferfamilien sitzen mit in der Jury

Insbesondere im Fall eines Denkmals für den Amoklauf habe eine Kunstjury eine denkbar schwierige Aufgaben, erläuterte Alfons Koller, der in Winnenden wohnende zweite Vorsitzende des Verbands Bildender Künstler Württemberg, in einer Pressekonferenz. Es komme nicht nur auf künstlerische Aspekte an, es gebe auch Betroffenheiten zu berücksichtigen, sagte Koller, der als künstlerischer Berater den Wettbewerb organisiert und leitet. Zentral sei es, die Anliegen der Angehörigen der Opfer zu berücksichtigen. Deshalb säßen deren Vertreter nicht nur ebenfalls in der Jury. Ein wichtiges Auswahlkriterium für die Entwürfe in der Endrunde sei es auch sicherzustellen, dass an dem Denkmal keiner der Betroffenen Anstoß nehme.

Künstlerische Eignung und ausreichende Sensibilität sind also – neben der Einhaltung des Kostenrahmens von 100 000 Euro – gefragt gewesen. Und da seien, berichtete Koller, durchaus Arbeiten auf dem Stapel derer gelandet, denen bescheinigt worden sei, etwa durch Porträts oder die Darstellung des Lieblingsspielzeugs von Opfern zu persönlich zu werden oder für voyeuristische Interessen anfällig zu sein. Aber auch diese Entwürfe seien der Jury vorgelegt worden. Koller hatte eine Woche lang die Arbeiten gesichtet und mit erklärenden Stichworten versehen. Denn es sei der Jury nicht zuzumuten gewesen, an nur einem Tag die meist einseitigen Texte zu jedem Entwurf ganz zu lesen.

Acht Künstler werden zum Symposium eingeladen

Die Auswahl sei in großem Einvernehmen erfolgt, sagte OB Holzwarth, der der Jury angehört. Per Einzelabstimmung und Mehrheitsentscheidung seien im letzten Durchgang aus 33 Werken die im Wettbewerb verbliebenen acht Entwürfe gefunden worden. Vom Rems-Murr-Kreis bis Berlin gehe die Bandbreite der Künstler, die am 3. Mai zu einem weiterführenden Symposium eingeladen seien. Die Namen der Künstler nannte Holzwarth nicht.

Ende August ist der Abgabetermin für die Realisierungsvorschläge. Am 13. September schlägt die Jury einen Sieger vor. Und Ende September soll der Gemeinderat die Realisierung des Denkmals in Auftrag geben, um zu gewährleisten, dass es 2014, am fünften Jahrestag des Amoklaufs, steht.