Im Birkmannsweiler Gewerbegebiet werden die Bestände des Winnender Stadtarchivs auf 900 Quadratmetern gelagert. Diese Fläche ist dreimal so groß wie die der bisherigen Räume im Alten Rathaus am Marktplatz.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Ein Stadtarchiv ist das Gedächtnis einer Stadt“, sagt der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth anlässlich der Eröffnung der neuen Archivräume im Teilort Birkmannsweiler. „Und es wird halt immer größer, wenn man zwischendurch nicht abbrennt“, fügt er grinsend hinzu. Diese Gefahr war in den bisherigen Räumen des Stadtarchivs allerdings weit größer als in den ehemaligen Lagerräumen, die in den vergangenen Monaten von Grund auf umgebaut wurden. In den oberen Stockwerken des Alten Rathauses am Marktplatz hätten die Bestände wie Zunder gebrannt, hätte das Fachwerkgebäude Feuer gefangen.

 

Das leerstehende Gebäude kam wie gerufen

Apropos Feuer: Die Bestände des Winnender Archivs reichen zurück bis zum Jahr 1693, dem Jahr des großen Stadtbrandes. Damals wurde das mittelalterliche Gedächtnis Winnendens ein Raub der Flammen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum man zwei Mal das 800-jährige Bestehen der Stadt feierte, 1981 und 2012. Die Gründungsurkunde war ebenfalls in Rauch aufgegangen. Eine entsprechende Notiz wurde erst 2010 im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart gefunden.

Die Aufgabe eines professionellen Stadtarchivs ist also nicht zu unterschätzen. Hier werden nicht nur Akten aus dem Rathaus sorgfältig aufbewahrt, sondern auch Teilungsurkunden und andere Nachweise von Grundstücksangelegenheiten. Und nicht zuletzt museale Gegenstände wie Gemälde, deren Aufbewahrung das Geschick von Profis erfordert, damit sie keinen Schaden nehmen. Interessanterweise ist die Geschichte der Stadtarchive aber relativ kurz, wie die Leiterin der Winnender Einrichtung berichtete. „Erst in den 50er-Jahren werden die ersten Stadtarchive eingerichtet. In den 70ern gibt es dann eine Häufung. Der Grund dafür ist oft ein Jubiläum, für das geforscht werden soll“, sagt Michaela Couzinet-Weber, die seit August das Archiv in Winnenden leitet.

Zu ihren ersten Aufgaben zählte der Umzug vom Marktplatz nach Birkmannsweiler, der im Mai 2017 beschlossen worden war. Davor war geplant gewesen, das Archiv an den Kronenplatz am Rand der Altstadt zu verlegen. Die Pläne eines Stadthauses mussten jedoch aus finanziellen Gründen aufgegeben werden. Durch Zufall wurde das leer stehende Gebäude in Birkmannsweiler entdeckt, das bis dahin Lagerhalle war. Der damalige Hauptamtsleiter Peter Holub und Ralf Köder, der Leiter des Amtes für Grundstücksverkehr, überzeugten den Gemeinderat, mieteten das Gebäude und ließen es umbauen.

Der Hausmeister hat beim Umbau ganze Arbeit geleistet

Auf 900 Quadratmetern Fläche sind nun neben der Registratur und großen Archivräumen auch ein Vortragssaal und eine öffentliche Bibliothek entstanden, in der ehrenamtliche Mitarbeiter an Computern in den Beständen des Archivs recherchieren können. Zur Eröffnung dankte der Oberbürgermeister ausdrücklich dem Hausmeister Klaus Faas. „Während des Umbaus und des Umzugs wäre vieles ohne ihn nicht so gut gelaufen“, sagte Holzwarth.