Der 66-jährige Walter Negele betreibt ein erfolgreiches Küchenstudio – seine große Leidenschaft ist aber die Musik. Er spielt in der Band „Gina Is Late“ Gitarre, die jetzt eine neue CD eingespielt hat.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Gitarrespielen ist seine Leidenschaft. Das sieht man sofort, wenn man in Walter Negeles Wohnzimmer kommt. An der Wand hängen einige kostbare E-Gitarren, bei deren Anblick Kenner ein leichtes Beben in der Stimme überkommt. „Wenn man Musik macht, möchte man sie auch anderen vorspielen“, sagt der mittlerweile 66-Jährige, der parallel zum Betrieb eines Küchenstudios in mehreren Bands gespielt hat, die weit über die Region Stuttgart hinaus bekannt wurden: die Progrock-Gruppe Pancake war eine davon.

 

Der spätere Manager der Fantastischen Vier spielte mit

„Roxy Elephant“ war der Hit der Band, die unter wechselnder illustrer Besetzung auf großen Bühnen unterwegs war. Klaus Scharff, der später Manager der Fantastischen Vier wurde, spielte eine Zeit lang den Bass, Kono Konopik Schlagzeug, der dann zu Anyone’s Daughter wechselte – deren Drummer Hans Derer wiederum zu Pancake kam. Und der Keyboarder Uli Frank, der bis heute mit Walter Negele Musik macht. Zusammen mit der Stuttgarter Sängerin Regine Riegel alias Gina haben sie Ende 2017 als Band Gina is Late die CD „Survive“ veröffentlicht.

Der außergewöhnliche Bandnamen hat eine Bedeutung. „Wir haben nach langer Pause 2005 unter dem Namen Late das Album ,Remember the Time’ veröffentlicht“, erklärt Walter Negele. Wir, das waren er, Uli Frank und Jürgen Schneider als Sänger. Sechs Jahre später erschien die zweite Late-CD mit dem Titel „Imagination of an Angel“. „Wir haben uns immer Zeit gelassen“, sagt Walter Negele und lacht. Sechs Jahre später erschien dann die aktuelle CD, alles in Uli Franks Tonstudio eingespielt. „Live-Auftritte machen wir nur in Ausnahmefällen, da wir alle Instrumente selbst einspielen. Für Auftritte müssen wir dann zusätzlich Musiker engagieren.“

Außer der Sängerin. Regine „Gina“ Riegel hat eine so markante Stimme, dass sie sofort ins Ohr geht und den Liedern einen einzigartigen Klang gibt. Seit 2000 ist sie die Frontfrau der Stuttgarter Band Agua Loca, in der Uli Frank sein zweites musikalisches Standbein hat. Sie hat schon als Backgroundsängerin für Nena gearbeitet und auf der zweiten Late-CD ist sie ebenfalls zu hören. „Aus Late wurde mit Gina dann Gina is Late“, sagt Walter Negele.

Die Flüchtlingswelle als Quell der Inspiration

Von Gina sind sämtliche Texte auf der CD, begonnen mit dem Titelsong „Survive“. „Der ist 2015 unter dem Eindruck der Flüchtlingswelle entstanden. Ich dachte mir, da muss ich was darüber schreiben. Ich wollte in Worte fassen, was viele gefühlt haben, was man aber wahrscheinlich gar nicht kann“, sagt sie. In den anderen zehn Liedern hat sie eigene Erfahrungen erarbeitet und die von Menschen aus ihrem Umfeld. „Survive passt ins Leben, egal ob Beruf, Beziehung, Wohnung, eben in alle Lebenslagen“, sagt Gina.

„Wir haben von Anfang an nie etwas gecovert, nur unsere eigenen Sachen gespielt“, sagt Walter Negele. Das war bereits bei Pancake so, so war es bei Late und jetzt bei Gina is Late. Die Musikrichtung lässt sich nicht in eine Schublade stecke. „Musikalisch ist die CD breit gefächert. Mal ist es Rock, dann Blues.“ Durch den Einsatz des Saxophonisten Martin Kiemes haben einzelne Titel sogar Jazz-Charakter.

„Ich hab mich damals entscheiden müssen: Musik oder die Firma“, sagt Walter Negele. Zu Beginn der 80er habe er mit vier Mitarbeitern begonnen, heute arbeiten für das Küchenstudio Negele mehr als 40. „Für ihn war Gitarrespielen das Hobby, für mich die Firma“, sagt seine Frau Silvia und lacht. Dass ihr Mann gern vor dem Fernseher übt, mache ihr nichts aus. „Außer, wenn was Spannendes kommt. Dann sag’ ich, er soll leiser spielen.“ Doch Übung sei das A und O, sagt der Gitarrist. „Wenn man länger aufhört, fängt man ganz von vorne an.“