Am Stammsitz der Björn-Steiger-Stiftung werden die ersten Grundschulkinder auf das richtige Verhalten in einer Notsituation vorbereitet.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Vor gut fünf Jahren hat er in Köln seinen Premierenauftritt gehabt, jetzt ist Sani Sanelli gewissermaßen in die Heimat zurückgekehrt. Der bundesweit tätige, pädagogisch wertvolle Kobold hat am Dienstag seinen ersten Auftrag am Stammsitz seines Arbeitgebers, der Björn-Steiger-Stiftung, erledigt und in der Winnender Grundschule im Schelmenholz eine zweite Klasse für Notfälle geschult.

 

Spielerisch den Ernstfall trainieren

Melanie Schraml hat ihren rotblauen Kollegen gut sichtbar auf einem Stuhl vor der Tafel platziert. Über das Kuscheltier will sie den Schülern der zweiten Klasse spielerisch beibringen, worauf es in einer Notfallsituation ankommt. Dabei zeigt die Mitarbeiterin der Björn-Steiger-Stiftung nicht etwa, wie ein Verband angelegt oder eine Blutung gestillt wird, die Sechs- und Siebenjährigen sollen vielmehr trainiert werden, wie sie im Ernstfall effektiv Hilfe herbeirufen.

Das nämlich, so die Erkenntnis der Stiftung, scheitere in nicht wenigen Fällen an ganz banalen Dingen: „Viele Kinder kennen die eigene Anschrift oder den Nachnamen der Großeltern nicht. Auch die Notrufnummer 112 ist nicht allen geläufig“, sagt Anna Eberchart, die Pressesprecherin der Stiftung. Über Geschichten, die aus der Sicht des hilfsbereiten Kobolds Sanelli erzählt werden, sollen die Kinder lernen, was in verschiedenen Situationen darüber hinaus noch wichtig ist.

Die Geschichten, die jeweils auf die vier Klassenstufen der Grundschule abgestimmt sind, hat sich Marion Mihm, die Projektleiterin und Initiatorin von Sani Sanelli, ausgedacht. Die Idee, in die Erste-Hilfe-Schulung auch die Jüngsten einzubinden, war der examinierten OP-Krankenschwester nach einem Vorfall in ihrem persönlichen Umfeld gekommen. Mihms viereinhalbjährige Nichte war in einer Situation, als ihre Oma ohnmächtig wurde, völlig überfordert.

Training mit Handyattrappen

Die altersgerechte Schulung, die Mihm und ihre Kollegen nun seit fünf Jahren anbieten, beinhaltet für die Kinder auch den praktischen Umgang mit einem Handy. An verschiedenen Modellen wird gezeigt, wie ein Notruf abgesetzt werden kann, auch wenn eine Tastensperre aktiviert ist. Die Handyattrappen sind Teil eines Lehrpakets, das auch ohne Mitarbeiter der Steiger-Stiftung gebucht werden kann. Es enthält ein Buch mit den Abenteuern von Sani Sanelli, eine didaktische Anleitung zur Umsetzung im Unterricht und eine CD mit dem Kinderlied „112 – Hilfe eilt herbei“.

900 Schulen in ganz Deutschland haben es laut Angaben der Steiger-Stiftung bereits in Anspruch genommen. In Winnenden sei darüber hinaus eine Implementierung des gesamten Ausbildungspakets geplant, sagt Anna Eberchart. Neben der Aktion „Retten macht Schule“, die sich an Siebtklässler richtet, sollen sich auch die Geschäftsleute der Aktion „Kampf dem Herztod“ anschließen. Eine entsprechende Initiative ist im örtlichen Verband der Selbstständigen gut geheißen worden. Deren Vorsitzender ist seit gut einem Jahr Pierre-Enric Steiger.

Die Björn-Steiger-Stiftung

Anlass
Die Stiftung mit Stammsitz in Winnenden engagiert sich seit gut 45 Jahren für die Verbesserung der Notfallhilfe. Hintergrund war der Tod von Björn Steiger. Der damals achtjährige Sohn von Ute und Siegfried war am 3. Mai 1969 nach einem Unfall in Winnenden gestorben, weil es zu lange dauerte, bis ein Krankenwagen eintraf.

Projekte
Die Stiftung, deren Geschäfte inzwischen Pierre-Enric Steiger führt, kümmert sich neben den Erste-Hilfe-Schulungen nach wie vor um die Optimierung der Notrufalarmierung. Außerdem hofft man darauf, bei dem Aufbau eines Notrufsystems in der Volksrepublik China federführend mitwirken zu können. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, sagt die Stiftungssprecherin Anna Eberchart.