35 kleine und große Radfahrer haben bei Kidical-Mass in Winnenden für mehr Sicherheit auf zwei Rädern im Straßenverkehr demonstriert.

Den Schlenker nach Höfen haben sich die kleinen und großen Radfahrer erspart. Das Wetter war einfach zu schlecht. Dabei ging es diesmal nicht nur um die Klimakatastrophe, sondern auch um Vorfahrt für ungeschützte Verkehrsteilnehmende. Der Regen war wohl auch der Grund dafür, dass nur 35 Teilnehmende zu Kidical-Mass am Samstag in Winnenden kamen. Verglichen mit der Veranstaltung im Mai seien das weniger als die Hälfte der damaligen Teilnehmer, sagte Helga Baier vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), der zum gemeinsamen Strampeln fürs Klima eingeladen hatte. „Dabei habe ich noch einen Tag vorher auf Instagram gepostet, dass wir doch nicht aus Zucker sind.“

 

Der 13-jährige Aaron ist der Enkel von Helga Baier. Dass er am Samstag bei Kidical Mass mitgemacht hat, hat er aber nicht aus Liebe zur Oma getan. Sondern weil er Sinn dahinter sieht, mit Fahrraddemos auf den Klimaschutz und die Verkehrssicherheit auf den Straßen aufmerksam zu machen. Auch Iulian aus Leutenbach macht sich Sorgen um die Zukunft und die Sicherheit. Deshalb ist er mit seinem Vater zur Hermann-Schwab-Halle nach Winnenden gekommen. „Wir müssen die globale Erderwärmung stoppen“, sagte der Zwölfjährige. Radeln sei fürs Klima viel besser als Autofahren, aber es sei eben auch gefährlich, ungeschützt im Straßenverkehr unterwegs zu sein.

Die größte Sorge ist es, von hinten gerammt zu werden

„Autos haben ein zwei Tonnen schweres Argument, da hat ein Radfahrer keine Chance“, sagt Andreas Schwager, der politische Sprecher des ADFC. Die größte Sorge von Radlern sei es, von hinten gerammt zu werden, dabei passiere das recht selten. „Viel häufiger sind Unfälle, bei denen die Radfahrer auf die Motorhaube genommen werden, oder solche, bei denen ihnen die Vorfahrt genommen wird.“ Ein Weg zu mehr Sicherheit im Sattel sei die Zunahme des Radverkehrs. „Je mehr Radfahrer auf den Straßen sind, umso sicherer wird es für jeden einzelnen.“

Der ADFC fordere außerdem separate Radwege. „Und zwar touristische, die allerdings nicht, wie der Remstal-Radweg, durch zu viele Gewerbegebiete führen sollten, Aber auch Alltagsradwege, und natürlich sichere Radwege zu den Schulen“, sagt Andreas Schwager, der rein gar nichts von den in vielen Kommunen im Rems-Murr-Kreis eingerichteten Shared Spaces hält. Zielführender für mehr Sicherheit auf zwei Rädern sei es, wenn Autofahrer beim Überholen den Mindestabstand einhielten.

Alle sind heil wieder nach Hause gekommen

Gewöhnlich dürfen Kinder bis zum Alter von zehn Jahren auf Gehwegen fahren, bei Kidical-Mass am Samstag gehörte den Kleinen, die gut geschützt im Pulk fuhren, die ganze Straße. Alle kamen heil wieder im Stadtgarten bei der Hermann-Schwab-Halle an. Dort wartete auf die ziemlich durchnässten kleinen und großen Radfahrer noch eine Überraschung zum Abschluss: Eine örtliche Bäckerei hatte den Teilnehmenden eine Stärkung in Form von Kuchen, süßen Stückchen und Croissants gespendet.