Sie sind im 18. Jahr Bürgermeister. Hat sich das Amt gewandelt?
Es kommt vieles mit mehr Wucht, viele Bürger werden mit Ihren Anliegen egoistischer, das macht das Amt nicht leichter. Wenn etwas klappt, dann ist es okay, wenn etwas nicht geht, dann liegt’s bestimmt am Bürgermeister.
Wie schlägt das bei Ihnen auf?
Briefe gibt es ja gar nicht mehr, jeder schreibt nur noch Mails. Und wenn nach zwei Tagen keine Antwort erfolgt, dann kommt schon die Nachfrage, ob es der Bürgermeister denn gar nicht nötig hat zu antworten. Das war vor 18 Jahren schon noch etwas anders. Ich merke auch den Unterschied zum Schwarzwald. Hier in der Region Stuttgart ist alles sehr dynamisch, schnelllebiger, anonymer, es gibt eine starke Konkurrenz, viele schauen nur nach sich selber.
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Sportlich, sonst kann man den Job nicht machen. Es hat aber auch Grenzen – dann muss ich auch mal sagen: ich hab Ihnen eine halbe Stunde zugehört, jetzt kann ich Ihnen trotzdem nicht helfen. Da versuche ich, sehr offen und ehrlich mit den Leuten umzugehen.
Sind Sie ein emotionaler Mensch?
Im Zweifelsfall bin ich eher emotionaler, als zu sachlich, das ist richtig.
Es fällt Ihnen also schwer, das Persönliche außen vorzulassen?
Es gibt ja den Spruch: viel Feind’, viel Ehr’. Das ist ganz und gar nicht meine Lebensweisheit. Das gilt für den Umgang mit den Bürgern als auch mit dem Gemeinderat. Bis jetzt ist es mir gelungen, mit allen gut auszukommen. Ich versuche immer erst einmal zu moderieren und zuzuhören, nicht gleich die Richtung vorzugeben. Klar ärgert einen eine Niederlage, aber das muss man dann sportlich nehmen.
Können Sie leicht delegieren?
Ich laufe nicht durch die Gegend und verweise nur auf meine Mitarbeiter. Wenn Dinge nicht richtig vorankommen oder wir zu wenig Personal haben, dann grätsche ich auch mal bis in die Sachbearbeiterebene rein und helfe mit, dass es weitergeht. Hier in Weil der Stadt war die Verwaltung in einigen Dingen nicht so aufgestellt, wie ich es als Verwaltungsmann eigentlich gewöhnt bin – und das merkt der Bürger. Der Bürger merkt, ob ein Rathaus die Dinge zeitnah, professionell, zügig, mit einer gewissen Freundlichkeit, aber auch Distanz, sauber erledigt. Da war Weil der Stadt ein Stück weit entfernt davon, aber da sind wir auf einem guten Weg.
Wie weit sind Sie mit der Umstrukturierung im Rathaus?
Mein Vorgänger hat andere Stärken gehabt, er war Jurist, ich bin ein Verwaltungsmann. Mit der Verwaltung bin ich im Moment ganz zufrieden. Mir fehlen hier in Weil der Stadt einige Strukturen, die man schon vor Jahren hätte legen müssen, zum Beispiel Stadtwerke, Innenstadt-Attraktivierung, neue Wohnbau- und Gewerbegebiete oder eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die sozialen Wohnungsbau macht. Jetzt so was erst aufzubauen, ist schwer, manches geht rechtlich gar nicht mehr.
Wie weit sind Sie mit den Stadtwerken?
Wir werden in den nächsten zwei, drei Monaten Gespräche mit anderen Stadtwerken führen und Kooperationen prüfen.
Und beim Schulzentrum?
Da schauen wir auch, dass wir 2018 zu einer Grundsatzentscheidung kommen. Derzeit lassen wir eine Generalsanierung der Schulgebäude überprüfen. Parallel spreche ich mit Behörden über Zuschüsse.
Was steht 2018 noch an?
Es sind vor allem begonnene Projekte, die wir fertig bekommen wollen, etwa die Sanierung der Kläranlage Weil der Stadt, der Neubau der Mensa mit Klassenzimmer der Merklinger Würmtalschule und den Kindergarten-Neubau mit Feuerwehrgerätehaus in Schafhausen. Die Marktplatzplanung wollen wir 2018 weiter vorantreiben, und möglicherweise der Bevölkerung vorstellen.