Weil kein Schnee liegt, hat der TV Neidlingen den für den 12. Januar geplanten Reußensteinpokal absagen müssen. Die Aussicht auf das Skirennen und ein Springen besteht trotzdem weiter. Dafür müsste es nur endlich einmal schneien.

Neidlingen - Die Abteilung Wintersport des TV Neidlingen ist überaus engagiert. Umso frustrierender sind derzeit die Informationen zu den Veranstaltungen auf der Homepage des Vereins. „28. bis 30. Dezember 2019 Skikurs in Laichingen – ausgefallen, kein Schnee; 5. Januar 2020 Sport Holl-Cup, Nachtslalom in Laichingen – kein Schnee in Aussicht; 12. Januar 2020 Reußensteinpokalrennen in Neidlingen – kein Schnee in Aussicht; 12. Januar 2020 Teckpokal in Kranzegg – muss aus Schneemangel abgesagt werden, noch kein Ersatztermin!“

 

Das Skirennen ist schon immer eine Zitterpartie

Dass der vor acht Tagen vorgesehene Riesenslalom am Reußenstein nicht stattfinden konnte, ist eher Normalität. Das sportliche Aushängeschild der Neidlinger Wintersportler ist seit jeher eine Zitterpartie. Mangels Schnee haben Skifreunde auf das Rennen um den Reußensteinpokal schon häufig verzichten müssen. Dass aber selbst im Allgäu zu wenig Schnee liegt, um den Teckpokal in Kranzegg am Grünten austragen zu können, ist hingegen eher ungewöhnlich.

Trotz des bisher ausgebliebenen Winters hat der Verein die Hoffnung aber noch nicht fahren lassen. Man hofft, das Rennen um den Reußensteinpokal und auch das Skispringen auf der Ernst Ruoß-Gedächtnisschanze auf Edelwang doch noch über die Bühne zu bringen. „Bis auf ein Wochenende im Februar wären genügend Ausweichtermine möglich, im Moment sieht es laut dem Wetterbericht für den Januar aber schlecht aus. Die Hoffnungen liegen also auf dem Februar“, fasst die Sportwartin alpin des TV Neidlingen, Daniela Ambacher, zusammen.

Die „Streif von der Alb“ lockt Skifans an die Piste

Der Reußensteinpokal ist im Jahr 1955 zum ersten Mal ausgetragen worden, damals noch als Abfahrtslauf. Die Strecke wird in Anlehnung an das legendäre Rennen im österreichischen Kitzbühl auch als „Streif von der Alb“ bezeichnet. Vom Start auf einer Höhe von 630 Metern stürzen sich die Läuferinnen und Läufer in das Rennen. 820 Meter lang ist die Strecke, das Ziel liegt 450 Meter über Normalnull. Wenn das Rennen stattfindet, säumen regelmäßig mindestens 2000 enthusiastische Zuschauer die Strecke. Es herrscht dann immer eine Bombenstimmung, in diesem Punkt steht das Neidlinger Event einem Weltcuprennen in nichts nach.

Für den Tag der Wahrheit hängen sich die Vereinsmitglieder voll rein. „Die Strecke wurde wie jedes Jahr im Herbst vorbereitet und wäre in perfektem Zustand“, sagt Daniela Ambacher. Helfer haben im November erneut in mühevoller Handarbeit den Hang mit Motorsensen von Gestrüpp und mit Rechen von Laub befreit. „Wir haben auch einen Zielcontainer für die Zeitmessung gekauft, damit wir hier im Trockenen sitzen. Soweit wäre alles gerichtet und bereit. Daran, dass wir Investitionen tätigen und die Strecke und auch die Schanze soweit präparieren, sehen Sie, dass wir die Hoffnung auf Schnee noch nicht aufgegeben haben“, so Ambacher. Die Neidlingerin lebt für ihren Verein und für den Skisport. Die 45-Jährige ist früher mit Hilde Gerg und Katja Seizinger in der Nationalmannschaft Ski gefahren. Den Reußensteinpokal hat sie sechs Mal gewonnen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Vielleicht macht ja gerade das ewige Zittern den besonderen Reiz der Neidlinger Wettbewerbe aus. Acht lange Jahre zogen ins Land, bevor erstmals vor zwei Jahren wieder auf der kleinen Schanze auf Edelwang gesprungen werden konnte. „Für die Ausrichtung des Springens hätte es keinen Tag später sein dürfen, der Schnee schmolz dahin. Die Bedingungen waren aber dennoch für alle Springer hervorragend“, erinnert sich Daniela Ambacher. Zwischen dem ersten und zweiten Durchgang übergab der Landrat Heinz Eininger der Gemeinde und der Wintersportabteilung feierlich eine Pistenraupe.

Der Turnverein Neidlingen betet nun zum Wettergott, dass die Raupe in diesem Winter noch zum Einsatz kommt. 32 Mal hat das Rennen um den Reußensteinpokal in seiner 64-jährigen Geschichte stattfinden können. 32 Mal ist es ausgefallen. Statistisch gesehen stehen die Chancen also bei fifty-fifty – und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.