Eine Schneedecke von 20 Zentimetern ist das Minimum: Dann spurt Fritz Aechtler vor den Toren der Stadt Böblingen eine Strecke für Langläufer. Zu seinem großen Bedauern kommt das Gerät nicht oft zum Einsatz. In den Kreisen Göppingen und Esslingen lässt sich der Sport dagegen ausüben.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Es juckt ihn regelrecht in den Fingern: Kaum lag der erste Schnee, hat Fritz Aechtler nach dem Loipen-Nordstar geschaut. Ein Starterkabel war notwendig, um den Skibob in Gang zu bringen. Der Motor rattert, der Auspuff spuckt Qualm aus. „Es funktioniert noch“, freut sich der 66-Jährige. „Das ist doch unglaublich!“ Dabei gebe es solche Maschinen schon lange nicht mehr zu kaufen. Seit 35 Jahren ist die Sportvereinigung Böblingen im Besitz des Geräts, seit neun Jahren ist Fritz Aechtler der Fahrer. „Wenn es weiter so schneit, könnte ich eine klasse Loipe machen“, schwärmt er. Aber meistens hält das Wetter dann doch nicht. Langläufer müssen in den Schwarzwald oder auf die Schwäbische Alb fahren, um ihre Runden drehen zu können.

 

Eine eigene Garage im Zimmerschlag

Der Loipen-Nordstar hat eine eigene Garage beim Sport- und Freizeigelände im Zimmerschlag. Ein idealer Standort, findet sein Fahrer. Von dort aus bricht Aechtler zu seiner Runde auf. Sie führt am Waldrand entlang, geht bis auf die Höhe des Stadtteils Diezenhalde und dann im Bogen über die Wiesen wieder zurück. Rund fünf Kilometer ist die Strecke lang, mit Bergauf- und Bergabfahrten. „Es ist eine Idylle“, findet Margarete Aechtler, „und das direkt vor den Toren Böblingens.“ Auf der Bahn ist die 61-Jährige mehrfach Stadtmeisterin im Skilanglauf geworden. Angesichts der verschneiten Landschaft wird sie ein wenig melancholisch, denn seit 2009 war die Loipe nur etwa dreimal möglich. „Ich bin mir sicher: Früher hat es mehr Schnee gegeben und war länger kälter“, sagt Fritz Aechtler.

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Böblingen fehlen momentan rund 250 Höhenmeter. „Die Lage ist gut“, berichtet Christina Maier vom Tourismus- und Kulturbüro in Baden Ditzenbach (Kreis Göppingen). Seit Sonntag, 6. Januar, ist die Alb-Loipe bei der rund 750 Meter hohen Schonterhöhe präpariert. „Wir haben viel Schnee“, sagt sie. Nach ihrer Schätzung hat es fast einen halben Meter hingeschneit. Am Samstag, 19. Januar, findet ein Mondscheinlanglauf statt – und so lange rechnet Christina Maier mit ordentlichen Bedingungen. Auf der Albhochfläche werde regelmäßig gespurt, „nur vergangenes Jahr hatten wir kein Glück“, berichtet sie noch. Als „sehr gut“ werden die Bedingungen auf der Pfulb-Loipe in Lenningen (Kreis Esslingen) eingestuft. Die Asch- und die Berghau-Runden sind dagegen wegen akuter Schneebruchgefahr gesperrt.

Uwe Bossert würde gerne bessere Nachrichten für die Wintersportler verkünden. „Die Schneemassen sind bisher ausgeblieben“, muss der Bürgermeister der Gemeinde Spiegelberg im Rems-Murr-Kreis melden. Beim Ortsteil Jux schauen noch Grasbüschel aus dem Schnee heraus. Die vergangenen drei, vier Jahre seien die vier Loipen der Kommune überhaupt nicht mehr gespurt worden. „Aber wir hatten auch den einen oder anderen besseren Winter“, betont er. Sobald die ersten Schneeflocken fallen, gehen im Rathaus die ersten Anfragen ein, ob Langlaufen möglich sei. Und Uwe Bossert verspricht: „Sobald es möglich ist, spuren wir auch.“

Spaziergänger applaudieren und bedanken sich

Fritz Aechtler muss für den Loipen-Nordstar wohl eine neue Batterie besorgen. „Lohnt es sich denn?“, fragt seine Frau. „Wenn ich spure, applaudieren mir die Leute und bedanken sich“, antwortet er. Am liebsten würde er den Skibob auf einen Anhänger laden und damit in den Schönbuch bei seinem Wohnort Altdorf fahren. Denn dort liegen die erforderlichen 20 Zentimeter Schnee. Der Boden sollte allerdings gefroren sein. Den Dienst übernimmt der Rentner und frühere Kfz-Mechaniker unentgeltlich. Die Stadt Böblingen bezahlt die Spritkosten für das fünf Zentner schwere Gerät. Gespendet wurde es einst von einem Mitarbeiter des Sindelfinger Daimler-Werks. Es hat 50 Pferdestärken, keine Bremse und lässt sich nur schwer lenken. „In einem Wintersportort würden sie sich darüber totlachen, für hier ist es super“, sagt Fritz Aechtler. Auf dem Parkplatz vor der Garage dreht er eine Runde und strahlt hinterher: „Es ist einfach genial.“

Die Loipen in der Region im Überblick:

Wenn genug Schnee liegt, haben Langläufer im Kreis Böblingen auch schon Loipen in Deckenpfronn und Jettingen vorgefunden. In Stuttgart-Vaihingen kann der Sport bei entsprechender Wetterlage ebenfalls ausgeübt werden. In der Region Stuttgart finden Langläufer in den Kreisen Göppingen und Esslingen allerdings mehr Schnee. Auskunft
In Göppingen gibt es drei Langlaufgebiete. Zur Alb-Loipe bei Bad Ditzenbach gibt es unter 0 73 34 / 69 11 Auskunft. Für die Loipen bei Böhmerkirch existiert ein Schneetelefon (0 73 32 / 58 26) wie auch für die Bläsiberg-Loipe bei Wiesensteig (0 73 35 / 63 10). Über die Schneeverhältnisse in den zwei Esslinger Gebieten – die Pfulb- und Asch-Loipe in Lenningen und die Berghau-Loipe bei Erkenbrechtsweiler – informiert die Kreisbehörde unter www.landkreis-esslingen.de.