Bis zum letzten Schießen hofften die Biathlon-Fans in Ruhpolding auf Gold für Deutschland. Doch im Anschlag leisteten sich die Deutschen zu viele Fehler.  

Ruhpolding - Die Chance auf Gold war gleich dreimal zum Greifen nah. Sowohl Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer als auch Michael Greis lagen beim Biathlon-Klassiker über 20 Kilometer auf Titelkurs. Doch beim entscheidenden Showdown flatterten die Nerven - das bis dahin fehlerfreie Trio verpasste sogar den Sprung aufs Siegerpodest von Ruhpolding. So jubelte der Slowene Jakov Fak vor 26.000 Zuschauern am Dienstag über seinen ersten Weltmeistertitel, während Birnbacher als Vierter, Peiffer auf Position sieben und Greis als Elfter nur applaudieren konnten. „Welche Mannschaft kann es sich schon leisten, drei Weltmeistertitel herzuschenken?“, sagte Bundestrainer Fritz Fischer mit Galgenhumor.

 

„Ich bin etwas enttäuscht, denn bei der WM hängt man sich gerne eine Medaille um den Hals“, resümierte Birnbacher nach einem starken Rennen, das am Ende nicht belohnt wurde. Der Schlechinger hatte bis zum alles entscheidenden Schuss 19 saubere Treffer ins Schwarze gebracht. Vor dem letzten Versuch verstummten die Fans auf der Tribüne - und stöhnten auf, als „Birnei“ seine letzte Patrone um Zentimeter danebensetzte. „Beim letzten Schuss habe ich mir gedacht, den triffst du auch noch und dann war er schon vorbei. Wenn man dann sieht, dass es Gold gewesen wäre, ist das schon bitter“, erzählte der Bayer. Ihm fehlten 0,8 Sekunden oder umgerechnet fünf Meter zu Bronze, das sich der Tscheche Jaroslav Soukup sicherte. Silber gewann der Franzose Simon Fourcade.

Zunächst in der Siegerbox

Nach einer starken letzten Runde durfte Birnbacher als Dritter zunächst in der Siegerbox für die Top Drei Platz nehmen - doch dann kam Soukup. „Ich habe im Ziel gehört, da kommt keiner mehr und dann kam doch noch einer“, erzählte Birnbacher enttäuscht.

Auch für den entthronten Sprint-Weltmeister Peiffer hätte es ein ganz, ganz großer Tag werden können. In der Loipe war der Harzer mit der drittbesten Laufzeit unterwegs, mit stoischer Ruhe setzte er 15 seiner 20 Schuss ins Schwarze. Doch dann gingen der erste und der letzte Schuss daneben. „Der letzte Schuss ist immer der Schwerste. Bitter, wenn man sieht, dass ich nur 36,5 Sekunden zurück bin“, resümierte Peiffer in seiner gewohnt nüchternen Art und Weise. Ein Fehlschuss kostet im Einzel eine Minute, einmal hätte Peiffer sogar vorbeischießen können. Am Ende war es ein Fehler zu viel.

Kurzzeitig frustriert

Der 24-Jährige, der schon am Donnerstag zum Auftakt in der Mixed-Staffel mit zwei Fehlern im letzten Schießen das mögliche Gold vergeben hatte, war aber nur kurzzeitig frustriert. Vielmehr zog er wie Birnbacher das Positive aus dem Rennen. „Drei Mann so weit vorne zeigt die starke Mannschaftsleistung und lässt uns optimistisch in die letzten zwei Rennen gehen“, sagte der 24-Jährige.

Für viele unerwartet kämpfte auch Michael Greis um die Medaillen. Der erst im letzten Moment auf den WM-Zug aufgesprungene Olympiasieger zeigte seine bisher beste Saisonleistung. Und hätte er seinen letzten Schuss ins Ziel gebracht, wäre Großes möglich gewesen. Die Enttäuschung hielt sich dennoch in Grenzen. „Man muss die Kirche im Dorf lassen, wenn man weiß, wo ich hergekommen. Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Allgäuer.

Obwohl das deutsche Team wieder keine Medaille sammelte, fiel die Bilanz der Trainer eher positiv aus. „Wenn man auf Goldkurs beim letzten Schießen liegt, ist man natürlich erstmal enttäuscht. Aber unser Ziel war es, aus eigener Kraft um die Medaillen mitzulaufen, und das haben wir eindrucksvoll bewiesen. Am Ende fehlte das Quentchen Glück“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang.