Weit und breit kein Schnee – im Landkreis und in der Umgebung stehen die Lifte still. Die Mehrheit der Betreiber schreibt das Geschäft trotzdem noch nicht ab – auch wenn die beste Zeit der Saison bereits vorüber ist.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Kreis Göppingen - Auf dem Parkplatz der Treffelhauser Skilifte steht kein einziges Auto. Die Wirtschaft auf der anderen Straßenseite ist geschlossen, im Gastraum ist aufgestuhlt, der grüne Kachelofen ist kalt. Hubert Lang stellt seinen Wagen vor dem kleinen Holzhaus ab. Nach wenigen Schritten steht er am Lifthäuschen und blickt zum Kriegsburren, an dessen Nordhang sich das kleine Skigebiet erstreckt, bestehend aus einem Doppel- und einem Einzelschlepplift. Der 83-Jährige ist Eigentümer und Betreiber der Skilifte in Treffelhausen. Vor mehr als 50 Jahren hat er den ersten der drei Lifte gebaut, der – dank ständiger Modernisierungsmaßnahmen – auch heute noch in Betrieb ist.

 

Doch derzeit stehen die Lifte still. Nicht nur in Treffelhausen, in der gesamten Region Stuttgart bleibt der Schnee aus. Lang ist trotzdem optimistisch: „Ich betreibe diese Lifte schon so lange und es gab immer Höhen und Tiefen“, sagt er. Er kann sich noch gut an das „sehr gute“ erste Betriebsjahr erinnern. Im zweiten Jahr habe er dagegen nur drei Schneetage gezählt. „In der letzten Saison hatten wir erst am 5. Januar genug Schnee, um den Lift laufen zu lassen, und trotzdem konnte man an 43 Tagen Skifahren“, erzählt er.

Sieben Wochen Skibetrieb in Donnstetten

Die Konkurrenz hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Im letzten Jahr war bei uns am ersten Schneewochenende Mitte Januar so viel los, das kann man sich kaum vorstellen. Da war Land unter“, sagt Thomas Geiger, der Liftgeschäftsführer der Bläsiberg Skilifte in Wiesensteig. Die Lifte in Donnstetten (Landkreis Reutlingen) seien ab dem ersten Schnee sieben Wochen am Stück gelaufen, bestätigt Angela Gödrich, die Geschäftsführerin der Bobbahn und Skilifte Donnstetten. Und am Skilift in Degenfeld (Ostalbkreis), der vom Schneeschuhverein Schwäbisch Gmünd betrieben wird, habe es in letzter Zeit auch Jahre gegeben, in denen man mit mehr als 30 Betriebstagen Schwierigkeiten hatte, die ehrenamtlichen Skilehrer bei Laune zu halten, sagt der erste Vorsitzende Jochen Eberle.

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Der Turn- und Sportverein in Beuren (Landkreis Esslingen), der den dortigen Skilift Bleiche betreibt, hat in den vergangenen drei Jahren dagegen vergeblich auf genügend Schnee gewartet. „Deshalb haben wir uns entschieden, den Lift diese Saison nicht aufzubauen“, sagt Volker Streicher, der für den Lift- und Skihüttenbetrieb zuständig ist. Weil der Lift in einem Landschaftsschutzgebiet steht, muss er über die Sommermonate abgebaut werden. Die Schlittenbahn und die Langlaufloipe gebe es in Beuren aber weiterhin, und auch die Skihütte könne spontan öffnen, ergänzt Streicher.

„Wenn an Weihnachten genug Schnee liegt, ist man der König“

Die Betreiber in Treffelhausen, Wiesensteig, Donnstetten und Degenfeld warten währenddessen täglich darauf, ihre Lifte starten zu können. Und trotzdem wissen sie, dass die beste Zeit der Saison bereits vorbei ist. „Wenn an Weihnachten genug Schnee liegt, dann ist man der König“, sagt Geiger. Gleiches gelte für die gesamte Ferienzeit, da sind sich die Liftbetreiber einig.

Warum? – Weil die Kinder dann viel Zeit hätten, und weil sie ihre neue Skiausrüstung, die sie zu Weihnachten bekommen hätten, ausprobieren wollten, sagt Lang. In Donnstetten würden an den freien Tagen viele Kurse angeboten, sagt Gödrich. Aus Eberles Sicht ist auch entscheidend, dass Kinder um Weihnachten mutmaßlich noch nicht mit ihren Eltern im Skiurlaub gewesen seien. „Danach wollen sie nicht mehr an unseren kleinen Lift zurück“, sagt er und ergänzt: „Der frühe Schnee macht Umsatz.“

Die Liftbetreiber geben noch nicht auf

Bleibt der Schnee ganz aus, bleiben die Liftbetreiber auf ihren laufenden Kosten für den Tüv und die Versicherungen sitzen. Denn die fallen auch dann an, wenn die Lifte an keinem Tag laufen. In Treffelhausen sind das etwa 10 000 Euro pro Jahr. 15 bis 25 Betriebstage brauche es, um diese Kosten decken zu können, sagt Lang. In Wiesensteig liegen die Fixkosten pro Jahr bei 15 000 bis 20 000 Euro. Das klingt viel, weiß Geiger. Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass allein ein gutes Wochenende ausreichen könne, um diese zu decken.

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Dass diese Saison eine „Nullrunde“ wird, wie Geiger sie nennt, wollen die Liftbetreiber jetzt noch nicht glauben. So sei laut Eberle in den letzten Jahren zu beobachten gewesen, dass sich der Winter nach hinten verschoben habe. „Im Dezember sind die Schneeverhältnisse schon länger schlecht“, sagt er. Und Gödrich ergänzt: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann man den Winter noch nicht abschreiben.“ Die Erfahrung zeige, dass die Wiesen auf der Alb am einen Tag noch grün sein könnten und zwei Tage später könne schon eine dichte Schneedecke darüber liegen.

Die Liftbetreiber sind jedenfalls bereit. Falle Schnee, brauche Lang nur einen halben Tag, um die Pisten zu präparieren und das Personal zu beschaffen. Und in Donnstetten müsse man „nur noch auf den Startknopf drücken“, sagt Gödrich.