Den Biathleten aus Norwegen nennen sie den Kannibalen, weil er seit beinahe 30 Jahren alles abschießt, was ihm an Erfolgen vor die Flinte läuft. Auch sein Titelhunger ist nahezu grenzenlos. Zwei Wochen vor den Winterspielen im Februar feiert Björndalen seinen 44. Geburtstag. Bei Olympia trifft sich normalerweise die Jugend dieser Welt – tatsächlich finden in Südkorea aber auch „die Spiele der alten Säcke“ statt, wie es ein Sportreporter kichernd formuliert. Doch die reiferen Jungs sind überwiegend auch hochambitionierte Stars – so wie Björndalen.

 

Der Biathlet drehte vor knapp vier Jahren in Sotschi mit Gold im Sprint der Jugend eine lange Nase – mit 40. Auch in der Mixed-Staffel gewann er den Hauptpreis. Er ist der älteste Olympiasieger in der Geschichte der Winterspiele und mit acht olympischen Goldmedaillen eine Ikone des Weltsports. Den ersten Olympiasieg errang der Skandinavier vor 16 Jahren in Nagano, da befanden sich seine Gegner von heute noch im Kindergarten. Die „Los Angeles Times“ bezeichnete den Dauerbrenner aus Drammen ehrfurchtsvoll als „den Größten“.

Sein Geheimrezept? Björndalen trinkt keinen Alkohol, niemals, und er passt auch in anderer Hinsicht immer gut auf sich auf. Ohne Desinfektionsmittel und Staubsauger tritt er aus Angst vor Bakterien keine Reise an. Nur zu gerne hätte er sich gewünscht, dass Oslo Austragungsort der Winterspiele 2022 geworden wäre – dort wollte er seine beispiellose Karriere beenden. „Nicht als Biathlet“, wie Björndalen lächelnd betonte – geglaubt hat ihm das keiner.