Der angekündigte Schnee läutet die Skisaison im ganzen Land ein. Vor allem die kleinen Liftbetreiber hoffen, dass der Winter jetzt Gas gibt.

Stuttgart - Von wegen früher war alles besser. 1965 wurde der Skilift Böttental in Mehrstetten gebaut. Busweise seien in den Jahren zuvor die Reutlinger und die Stuttgarter auf die Alb gekarrt worden, um am Wiesenburren das Skifahren zu lernen, erzählt Roland Mettang. Die Städter rutschten den Hang hinunter und kämpften sich anschließend wieder hinauf. Da müsste sich doch Geld verdienen lassen, dachten sich einige Sportbegeisterte in der kleinsten Gemeinde im Kreis Reutlingen – und bauten ihren Lift. „Aber schon in der ersten Saison hat es nicht geschneit“, berichtet Mettang. Die nagelneue Anlage stand still, „und die Euphorie war dahin“.

 

Der 57-Jährige war damals ein kleiner Bub. Als Sohn von einem der Liftgründer ist er mit dem Skilift Böttental aufgewachsen. „Ich habe das Handwerk von klein auf gelernt“, sagt er. Als sein Vater 1992 starb, stand der Lift kurz vor der Schließung. Die Mitgesellschafter des Vaters waren zu alt, deren Söhne winkten dankend ab. „Ich bin schließlich eingesprungen.“ Er zahlte die anderen Gesellschafter buchstäblich in barer Münze aus: Für eine Mark übernahm Roland Mettang den 250 Meter langen Lift.

Vier Tage muss der Lift laufen

Sein Geld verdient er allerdings mit einem anderen Handwerk, als Elektromeister. Mettang ist froh, wenn genügend Betriebstage zusammenkommen, um die Kosten zu decken. Im vorigen Jahr lief der Lift nur an vier Tagen, „das reicht gerade so“. Und seine Gäste werden heute auch nicht mehr mit Bussen aus Reutlingen oder Stuttgart auf die Alb gebracht. Bei Mettangs treiben die Einheimischen Wintersport. Die Ulmer fahren nicht mehr auf die Alb, sondern gleich ins Allgäu.

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Im wenig entfernten Lichtenstein ging man einen anderen Weg. Dort wurden vor zehn Jahren zwei Liftanlagen miteinander verbunden und erweitert und die Après-Ski-Abteilung um eine Bar und zwei Hütten verstärkt: Seither firmiert man stolz als Wintersportarena Holzelfing mit etwa 50 000 Besuchern im Jahr.

30 Millionen Euro investiert

„Die kleinen Liftbetreiber auf der Schwäbischen Alb werden es in Zukunft schwer haben“, prophezeit Stefan Wirbser (CDU), der Bürgermeister der Gemeinde Feldberg und Präsident des Skiverbands Schwarzwald. „Die Ansprüche der Gäste werden vielfältiger.“ Der Liftverbund Feldberg ist das größte Skigebiet im Land. 30 Millionen Euro sind Wirbser zufolge in den vergangenen 20 Jahren in Beschneiungsanlagen und neue Liftanlagen investiert worden, um das Gebiet attraktiv und schneesicher zu halten.

Knapp ein Drittel der insgesamt 63 Kilometer langen Pisten mit 38 Liften in dem Gesamtgebiet werden mit Schneekanonen beschneit, Tendenz steigend. Mit Müh und Not hat man es mit deren Hilfe vor ein paar Tagen geschafft, neun Lifte anlaufen zu lassen. Kritik wegen des hohen Wasser- und Energieverbrauchs solcher Anlagen wischt Wirbser weg: Wer mit dem Flugzeug nach Mallorca fliege, verbrauche mehr Energie.

Der Feldberg ist spitze

„Wir brauchen 80 Betriebstage, um kostendeckend zu arbeiten“, sagt der Bürgermeister. Die schafft man am Feldberg spielend, 100 bis 165 Betriebstage erreichen die Lifte mittlerweile dank der künstlichen Beschneiung. Im vergangenen Jahr, das ein unterdurchschnittliches war, kamen laut dem Liftverbund 330 000 Menschen allein in die Gemeinde Feldberg zum Skifahren. In Spitzenwintern wie 2008/2009 waren es eine halbe Million.

Davon kann man auf der Ostalb nur träumen. Die Stadt Aalen ist mit 72 Prozent die Hauptgesellschafterin der Ostalb-Skilifte, die Firma betreibt seit 1969 zwei Schlepplifte mit einer immerhin 1,2 Kilometer langen Familienabfahrt und einen Babylift. Das funktioniert, obwohl in der Stadt noch ein Sportgeschäft-Besitzer ein zweites Skigebiet am Hirtenteich betreibt: „Wenn wir Schnee haben, geht es uns beiden gut“, sagt Dieter Gerstner, der Geschäftsführer der Ostalb-Skilifte.

Wenn es schneit, geht es allen gut

Acht Betriebstage, davon zwei Wochenenden, reichten aus, um die Kosten einzuspielen. In diesem Jahr hat man sogar knapp 35 000 Euro investiert in eine sogenannte Handsfree-Anlage. Die Skifahrer bewahren ihre Liftkarte in der Jackentasche auf und können das Drehkreuz passieren, ohne ihre Karte stecken zu müssen.

Roland Mettang kann davon nur träumen. Wenn im Umland mal wieder ein Lift abgebaut wird, fährt er hin und sichert sich Ersatzteile für das Böttental. Dort findet am Wochenende die Vierschanzentournee statt – die der Mehrstettener Kinder.