Tiere und Pflanzen haben Vorkehrungen gegen die klirrende Kälte getroffen. Aber das Überleben bei lang anhaltendem Frost ist nicht einfach.

Stuttgart - Da haben sich die Störche gründlich geirrt: Bereits Anfang Januar waren mehrere Vögel aus ihren Überwinterungsgebieten an die Werra in Thüringen zurückgekehrt. Bei der augenblicklich klirrenden Kälte wird ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, als wieder gen Süden zu fliehen - genau wie manche Kraniche: Lange waren sie in diesem milden Winter im Land geblieben, nun sind sie doch noch weggeflogen.

 

Eigentlich ist es weniger die Kälte, die den Vögeln im Winter zu schaffen macht - dagegen hilft dickes Aufplustern, wie man an den Amseln vor der Tür, den Flamingos in der Wilhelma oder dem zu einer Daunenkugel mutierten Zaunkönig in Nachbars Garten beobachten kann. Problematischer ist in der Regel die Futterbeschaffung.

Wenn dickes Eis auf Seen und zunehmend auch Bächen und Flüssen liegt, können die Vögel dort nicht nach Futtertieren stochern oder - wie der Eisvogel - auf Fischjagd gehen. Zudem besteht die Gefahr des Einfrierens: Derzeit müssen immer wieder Enten und andere Wasservögel aus Seen mit zufrierendem Eis gerettet werden.

Eine echte Herausforderung für Tiere und Pflanzen

Auch ein hart gefrorener Boden ist für die Nahrungssuche problematisch. Aber wenigstens können sich Beutetiere, etwa Mäuse, nicht unter einer dicken Schneedecke verstecken - was derzeit das Leben beispielsweise für Schleiereulen leichter macht. Im Vorteil sind jetzt solche Arten, die ein breites Nahrungsangebot nutzen können und sich nun von Samen, Früchten und Knospen ernähren.

So dienen Äpfel, die noch am Baum hängen oder am Boden liegen, vielen Vögeln wie auch Säugetieren als willkommene Nahrungsquelle. Gleichwohl sind die derzeitigen Temperaturen im zweistelligen Minusbereich eine echte Herausforderung für Tiere und Pflanzen. Die beste Voraussetzung, diese Zeit zu überstehen, ist eine gute Kondition - wer mit Krankheiten und Parasiten kämpfen muss, hat deutlich schlechtere Karten.

Dagegen sind Insekten und andere Tiere, die in Winterstarre die kalte Jahreszeit überdauern, nun auf die Qualität ihrer Winterquartiere angewiesen. Trotz Gefrierschutzmittel in der Körperflüssigkeit - dazu zählt beispielsweise Glycerin - darf es in Laubhaufen, Baumritzen, unter Moos oder in Bodenhöhlen nicht allzu kalt werden: Tagelanger Frost bis in Bereiche von unter minus 20 Grad kann dann schnell tödlich werden.

Ein eingebautes Frostschutzmittel

Das allerdings kann im Falle von Schädlingen durchaus erwünscht sein. Gleichwohl sollte die Wirkung einer solchen Kälteperiode nicht überschätzt werden. Wenn im Frühjahr die Bedingungen günstig sind, können sich die überlebenden Individuen rasch gewaltig vermehren - außer einem Zeitgewinn hat der strenge Frost dann nicht viel gebracht.

Auch viele Pflanzen überleben selbst scharfe Kälte dank eines eingebautes Frostschutzmittels - etwa Zuckerverbindungen oder bestimmte Eiweiße - ziemlich problemlos. Wenn aber schon dank des warmen Wetters im Januar die ersten Triebe hervorgekommen sind, dann werden die meisten davon wohl in der extremen Kälte erfrieren.

In der Regel übersteht eine Pflanze aber einen solchen Verlust, sie treibt dann eben im Frühjahr an anderer Stelle erneut aus. Allerdings sind größere Schäden an Wintergetreide und Winterraps durchaus wahrscheinlich, zumal vielerorts bisher keine oder eine nur dünne Schneedecke die Pflänzchen geschützt hat. Aber auch hier gilt: Genaues weiß man erst, wenn der große Frost vorbei ist.