Die Technik hat sich verändert: Schnell rein und schnell wieder raus – so laufen heute die meisten Einbrüche ab. Es gibt aber viele Möglichkeiten, es den Dieben schwer zu machen.

Stuttgart - Die Zahlen sind eindeutig. In Stuttgart wird laut Informationen der hiesigen Polizei im Zeitraum Oktober bis April etwa doppelt so oft in Häuser und Wohnungen eingebrochen wie in der Zeit von April bis Oktober. Es liegt dabei nahe, dass die kürzeren Tage die Zahlen im Winter steigen lassen. Und wenn jetzt in der Nacht auf Sonntag die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, beginnt wieder die besonders kritische Zeit. Wenn schon um 17 Uhr die Sonne untergeht, sind vor allem Wohnhäuser gefährdet, da um diese Zeit oft noch keiner zu Hause ist und die Dunkelheit den Dieben hilft, unerkannt zu bleiben.

 

Es geht um Bargeld, Schmuck und Uhren

Dazu kommt, dass sich der Typus der Einbrecher mit der Zeit verändert hat. Bis vor etwa fünf Jahren registrierte man noch viele Einbrüche, bei denen die Täter oftmals auch große und sperrige Gegenstände wie hochwertige Fernseher, Gemälde oder sogar Teppiche entwendet haben. Diese Taten spielen heute nicht mehr die große Rolle. Die Losung der Einbrecher heißt: Schnell rein und schnell wieder raus. „Das meiste läuft im Bereich bis maximal fünf Minuten ab“, erklärt Thomas Ulmer von der Stuttgarter Polizei. Es werde kaum mehr jeder Schrank und jede Schublade durchwühlt, sondern in Windeseile geschaut, was offen herumliegt, einen gewissen Wert hat und klein genug ist, um sich damit unauffällig wieder entfernen zu können. Es geht hauptsächlich um Bargeld, Uhren, Schmuck, Smartphones, Tablets oder hochwertige Fotoapparate. „Einen Flachbildschirm mit 1,90 Meter Bilddiagonale schleppt Ihnen heute kaum noch einer aus der Wohnung“, sagt Polizeisprecher Ulmer, „egal, was der wert ist.“

Schutzlos ist man den Einbrechern trotz der frühen Dunkelheit nicht ausgeliefert. Wer einige Regeln beachtet, kann es den Verbrechern zumindest deutlich schwerer machen. Als Wichtigstes empfiehlt es sich, Türen und Fenster so zu sichern, dass sie nicht schon beim geringsten Hebeln aufspringen. Zusätzliche Sperrvorrichtungen, Schließen und Riegel verlängern zumindest die Zeit, die der Dieb braucht. Ein Fenster oder eine Terrassentür mit nur einer Verriegelung in der Mitte bricht ein Profi in zwei Sekunden auf. Bei drei Riegeln wird es deutlich schwerer. Und das schreckt nach Kenntnissen der Polizei ab. Schafft der Einbrecher nicht in kürzester Zeit den Zugang, gibt er laut Experten sehr oft auf und sucht sich ein einfacheres Objekt.

Lieber einmal zuviel als zuwenig die 110 wählen

Auch Zeitschaltuhren, die in der Dämmerung das Licht in der Wohnung einschalten, wirken. Generell sind alle technischen Möglichkeiten gut, die von außen den Eindruck erwecken, dass jemand zu Hause ist. Die Lichtschaltungen haben allerdings den Nachteil, dass sie im Prinzip nur bei geöffneten Rollläden Sinn haben, damit aber wieder ein Hindernis für den Einbrecher wegfällt. Optimal ist dagegen eine Alarmanlage, kombiniert mit automatischen Rollläden, die sich über eine App vom Smartphone aus steuern lassen. So eine kombinierte Haussteuerung, mit der man zusätzlich auch noch die Heizung regeln kann, geht aber in die Tausende. Wenn dann auch noch die Rollläden elektrisch nachgerüstet werden müssen, wird es richtig teuer.

Wirksam gegen Einbrecher ist auch eine intakte Nachbarschaft, bei der die Leute ein wenig aufeinander achtgeben und vor allem Verdächtiges der Polizei melden. „Viele scheuen sich davor, die 110 anzurufen“, sagt Thomas Ulmer, „aber das ist unbegründet. Dazu ist die Nummer da. Und lieber einmal zu viel als zu wenig anrufen.“ Auch die Polizei selbst bietet Hilfestellung an. Wer konkreten Rat zur Prävention sucht, zu dem kommen Fachleute der Polizei nach Hause und geben individuelle Tipps, wie man die Wohnung oder das Haus besser schützen kann. „Diese Beratung ist kostenlos“, erklärt Ulmer.

Polizei nützt in der Prävention eine spezielle Software

Sichere Fenster und Türen, einen bewohnten Eindruck vermitteln, wachsam sein und auch keine von außen sichtbaren wertvollen Dinge offen in der Wohnung liegen haben – damit kann so mancher Einbruch verhindert werden. Zusätzlich nutzt die Stuttgarter Polizei in der Prävention auch moderne Informationstechnik. Unter dem Stichwort „Predictive Policing“ (vorausschauende Polizeiarbeit) ermitteln spezielle Computerprogramme Prognosen, wo aufgrund der aktuellen Datenlage Einbrüche zu erwarten sind. „Und da sind wir dann vor Ort“, sagt Thomas Ulmer, „sichtbar mit Präsenzstreifen, aber auch in Zivil.“ In Zürich hat das „Precops“ genannte Programm schon zu einem Rückgang von 30 Prozent der Einbrüche geführt.

Inwieweit ein geschärftes Bewusstsein der Bürger und die computergestützte Prävention der Polizei wirken, werden die nächsten Monate zeigen, bis die dunkle Wintersaison wieder vorbei ist.