Der 31-jährige Michael Warth ist der neue Vorsitzende des Weinfestvereins. Der Vollblut-Wengerter will das Brauchtum pflegen. Die Ausrichtung des Weinfestes hat der Verein in diesem Jahr an die Weinmanufaktur abgegeben.

Untertürkheim - Michael Warth hat nicht nur Weinbau studiert. Er hat auch auf verschiedenen Kontinenten – in Südafrika, Kalifornien und Neuseeland – als Winzer gearbeitet. Seit 2009 leitet er den elterlichen Betrieb, baut vor allem Wein, aber auch Obst und Gemüse an. Kürzlich hat er auch den Vorsitz des Weinfestvereins Untertürkheim übernommen. Michael Warth ist Wengerter durch und durch. Umso bemerkenswerter ist deshalb diese Aussage des 31-Jährigen: Im vergangenen Jahr habe „ich meinen ersten eigenen Wein ausgebaut“.

 

Natürlich baut Michael Warth seit Jahren seinen eigenen Wein an. Als Mitglied der Genossenschaft ist für den Ausbau aber in erster Linie der Kellermeister der Weinmanufaktur Untertürkheim zuständig. Ein Vorgehen, das der junge Winzer auch für gut und richtig hält. Trotzdem hat er 2012 gemeinsam mit seiner Schwester ein neues Weingut eröffnet. Sie ist die Inhaberin, er der Gutsverwalter.

Tolles Gefühl, wenn man einen Wein selbst anbaut

Das Weingut Hattenloh, wie sie den Betrieb genannt haben, ist Selbstvermarkter. Es gehört also keiner Genossenschaft an. Die Anbaufläche ist etwa 4000 Quadratmeter groß und liegt zum Großteil auf Mettinger Gemarkung. Gekeltert wird in Untertürkheim, in der Scheune von Michael Warth an der Württembergstraße. Das neue Weingut bedeute für ihn „die Verwirklichung seines Könnens“. Es sei ein tolles Gefühl, wenn man einen Wein selbst ausbaut und er am Ende tatsächlich so schmeckt, wie man es sich vorgestellt hat.

Michael Warth liebt seinen Beruf; das ist nicht zu überhören. Anders wären Sieben-Tage-Wochen mit einem Tagespensum von bis zu 16 Stunden in den Spitzenzeiten auch nicht zu bewältigen. Doch Michael Warth liebt nicht nur den Weinbau, er liebt auch seine Untertürkheimer Heimat. Wäre das nicht so, hätte er möglicherweise eines der lukrativen Angebote angenommen, die man ihm während seiner verschiedenen Auslandsaufenthalte gemacht hat. „Die Bedingungen waren verlockend“, sagt der Wengerter.

„Wir machen besseren Wein als je zuvor“

Im Ausland lohne sich der Weinbau mehr als in Deutschland. Hier sei die Arbeit in der Landwirtschaft vergleichsweise schlecht bezahlt. Insbesondere beim Wein gebe es einen Preisverfall. Er erwirtschafte heute etwa einen Drittel des Realumsatzes pro Hektar, den sein Vater mit der gleichen Fläche vor 25 Jahren verdient habe. Und das, obwohl nach den Worten von Michael Warth die Qualität des hiesigen Weins in den vergangenen Jahren beeindruckend gestiegen sei. „Wir machen besseren Wein als je zuvor.“ Das Problem sieht er in der Veränderung der bundesdeutschen Gesellschaft: „In anderen Ländern lebt und genießt man“, sagt der Winzer. Die Menschen hierzulande würden hingegen eher in Autos oder Urlaube investieren und dafür an den Lebensmitteln sparen. Dabei ist Michael Warth davon überzeugt, dass es wichtig ist, den Weinbau in der Region zu erhalten. Nicht nur des Weines wegen, sondern auch weil damit viele Sitten und Gebräuche verbunden sind.

Ausrichtung des Weinfestes in diesem Jahr abgegeben

Um die Pflege des Brauchtums geht es dem jungen Winzer, der sich selbst als global und gleichzeitig bodenständig bezeichnet, auch bei seiner Arbeit als Vorsitzender des Weinfestvereins. Dieser hat seine Kernaufgabe – die Ausrichtung des Weinfestes – in diesem Jahr an die Weinmanufaktur abgegeben. Der Weinfestverein wird die Genossenschaft in Zukunft nur noch bei der Organisation des Festes unterstützen. „Das war die beste Lösung für das Weinfest“, sagt Michael Warth. Ein Fest, wie es die Besucher heute erwarten würden, könne ein Verein auf Dauer weder finanziell noch organisatorisch stemmen. Trotzdem ist der Wengerter davon überzeugt, dass der Verein auch künftig eine wichtige Funktion hat. Warth erinnert an den ursprünglichen Namen des Weinfestvereins: „Verein zur Pflege von Brauchtum und Weinkultur.“ In der ursprünglichen Satzung hieß es: „Der Verein hat den Zweck, den Heimatgedanken und im Zusammenhang damit altes Brauchtum zu pflegen, die Weinkultur zu fördern und der Geselligkeit zu dienen.“ Das sei auch die künftige Aufgabe des Vereins.