Der 71-jährige Regisseur Terrence Malick wird von einer kleinen Kultgemeinde gern gefeiert. Auch wenn er immer verblasenere Filme liefert. „Knight of Cups“ ist trotz schöner Bilder ein neuer Tiefpunkt.

Muss Terrence Malick eigentlich lachen, wenn er sich selbst sein eigenes Spätwerk anschaut? Oder ist der 1998 nach 20 Jahren der geheimnisvollen Abwesenheit mit seinem dritten Film „The Thin Red Line“ wieder an die Öffentlichkeit getretene Regisseur ernstlich überzeugt, er biete uns Weisheiten, erlaube uns tiefere Einblicke ins geheime Gewebe des Daseins?

 

Nach „Knight of Cups“ mag man Ersteres nicht mehr glauben. Schalk und Ironie sind diesem Bramarbasieren und Munkeln so fremd wie Materie der Antimaterie. Aber man kann sich auch kaum noch vorstellen, dass Malick solche Filme im Wachzustand verfertigt, in der Überzeugung, Zusammenhänge herzustellen.

Dabei sieht der Trailer zu „Knight of Cups“ vielversprechend aus. Herausgebrochen aus dem Malick’schen Weihrauchwolken-Arrangement, machen Einzelbilder durchaus Lust auf eine etwas andere Geschichte über die ganz normale Sinnkrise in den schöneren Ecken einer der reichsten Gesellschaften der Welt. Christian Bale spielt Rick, einen Drehbuchautor in Hollywood. Seine Karriere läuft bestens, in ihm drin aber scheint es immer finsterer zu werden. Sein Bruder hat Selbstmord begangen, seine Frau hat die Scheidung gewollt, seine Geliebte lässt das gemeinsame Kind abtreiben.

Wie ein Stück Papier im Wind

Vor der Kamera von Emmanuel Lubezki, der für Malick schon „The New World“, „The Tree of Life“ und „To the Wonder“ fotografiert hat, trudelt Rick durch seinen Tag wie ein Stück Papier, das der Wind durch die Rinnsteine fegt. Das könnte ein wunderbar offener Film werden, denn eine Erzählung auf der Leinwand ist keine Steuererklärung, in der jede Zahl eine klare Funktion hat, in der die Summen stimmen und alle Daten zuordenbar sein müssen.

Aber Malick, dessen schönes Frühwerk „Badlands“ (1973) und „Days of Heaven“ (1978) dem konventionellen, übererklärenden Dialogkino herrlich stimmungsvolle Bilder entgegensetzte, lässt nun keine Ruhe mehr für meditatives Betrachten, fürs Nachdenken über das, was wir sehen.

Arbeiten ohne fertiges Drehbuch

Von nervtötender Musik dauerdurchwummert, von nuschelig-nöligem Gefasel aus dem Off zugeschmiert, als sollten die Bilder gegen unsere Blicke nachträglich abgedichtet werden, so wie eine Fettschicht Metall oder Leder vor Wasser schützen soll, kann dieser Film uns kaum mehr mitteilen als den absonderlichen Guru-Willen von Terrence Malick.

Als der mittlerweile 71-jährige Malick 2012 mit den Dreharbeiten begann, besaß er kein fertiges Skript. Als er mit dem Hauptdreh durch war, puzzelte er zwei Jahre lang in der Postproduktion an „Knight of Cups“ herum. Herausgekommen ist nun die todschicke High-End-Variante des Gebrabbels eines halb schon eingeschlafenen Besoffenen auf einem Thekenhocker.

Knight of Cups. USA 2015. Regie: Terrence Malick. Mit Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman, Antonio Banderas. 118 Minuten. Ab 6 Jahren.