Ende letzter Woche wurden zahlreiche Gastronomiebetriebe im Stadtgebiet kontrolliert. Es ging darum, ob die Corona-Regeln von ihnen und den Gästen beachtet werden.

Ludwigsburg -

 

Manche erinnern sich kaum noch an die Zeit, als man einfach ein Restaurant betreten und sich an einen freien Tisch setzen konnte. Seit Mittwoch gilt in Lokalen die 2-G-Regel, bei den Kontrollen am vergangenen Donnerstag und Freitag galt noch die 3-G-Regel mit der zusätzlichen Aufgabe eines Hygienekonzepts und der Kontakterfassung. Insgesamt 111 Ludwigsburger Betriebe wurden von 21 Kontrolleuren überprüft, Grund zur Beanstandung gab es in 20 Fällen. Heinz Mayer, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung bei der Stadt, nennt die Details: „In sechs Fällen wurde gegen die 3-G-Regel verstoßen, es gab also keinen Test-, Impf- oder Genesenennachweis. In fünf Fällen wurde beim Entfernen vom Tisch keine Maske getragen, zweimal wurden keine Kontaktdaten erfasst, und in sieben Fällen konnte kein Hygienekonzept vorgelegt werden.“ Dabei sei keine Betriebsart besonders aufgefallen: „Abweichler gab es quer durch alle Betriebe.“

Während es bei Verstößen gegen das Hygienekonzept bei einer mündlichen Ermahnung blieb und eine Folgekontrolle angekündigt wurde, haben die anderen Verstöße mehr Folgen: „Hier wird ein Verfahren eingeleitet und ein Bußgeld verhängt“, so Mayer. Eine pauschale Höhe könne er aber nicht nennen. „Das legt die Bußgeldstelle nach einer Anhörung fest, bei der es unter anderem auch um die wirtschaftlichen Verhältnisse geht.“

Gegen die Betroffenen werden Bußgelder verhängt

Dass die Betriebe gewarnt waren, weil es vorab eine Ankündigung der Schwerpunktkontrollen gegeben habe, glaubt der Ordnungsamtsleiter indessen nicht: „Seit es kälter geworden ist und die Gastronomie sich zunehmend in die Innenräume verlagert, machen wir ständig Kontrollen.“ Die würden übrigens, anders als zu Beginn, mittlerweile von den Gästen recht gut aufgenommen, hin und wieder bedanke sich sogar jemand dafür. Pöbeleien gebe es dennoch hin und wieder.

Gastronomie ist kein Pandemietreiber

Daniel Ohl vom Deutschen Hotel und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg sagt, er habe zu den Kontrollen von den Verbandsmitgliedern „keine belastbaren Rückmeldungen“ bekommen. Man könne und wolle die Kontrollen auch nicht kritisieren. „Wenn aber dadurch der Eindruck entstehen sollte, dass die Gastronomie ein besonderer Infektionsschwerpunkt wäre, würden wir das bedauern. Unsere Betriebe sind kein Pandemietreiber.“ Für die Gastronomen bedeuteten die Kontrollen einen Aufwand, vor allem in der Zeit des ohnehin knappen Personals, aber man stelle sich selbstverständlich der Verantwortung. Auch wenn das Gastgewerbe, ebenso wie Kultur, Veranstaltung oder Handel besonders von den Coronamaßnahmen betroffen sei.

Viel belastender als die notwendigen Kontrollen und ausgeweiteten Hygienekonzepte sind laut Ohl „die sehr unerfreulichen Diskussionen, wenn man Gäste abweisen muss.“ Diese Grundsatzdebatten seien eine Last. Und natürlich bedeuteten die Zugangskontrollen auch schwere wirtschaftliche Verluste. „Es sind ja nicht nur Einzelpersonen, die ohne einen entsprechenden Nachweis nicht kommen dürfen; oft gibt es auch gemischte Gruppen, das heißt, manche in der Gruppe erfüllen die 3-G-Regel, andere nicht – da bleibt dann oft die ganze Gruppe weg. Man möchte ja nicht auf der Familienfeier mit dem Onkel streiten, nur, weil der sich an keine der Vorgaben hält.“

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Dennoch sei es für die Branche vor allem wichtig, dass es keinen weiteren Lockdown mehr gebe. „Das wäre aus unserer Sicht nicht verhältnismäßig“, betont der Dehoga-Pressesprecher. Immerhin habe die Gastrobranche seit Ausbruch der Pandemie zehn Milliarden Euro an Umsatz verloren. Der reguläre Jahresumsatz liege bei 12,5 Milliarden. Und die staatlichen Überlebenshilfen seien zu keinem Zeitpunkt eine Kompensation gewesen, nur eine Überlebenshilfe.