Wirtschaft im Kreis Göppingen Die heimischen Betriebe stecken in der Krise fest

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen bleiben düster. Foto: /Giacinto Carlucci

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen bleiben düster. Sorgenkind ist die Industrie, für Lichtblicke sorgt die Dienstleistungsbranche.

Die Wirtschaft kommt nicht auf die Beine. Zum Jahresbeginn bewerten die Unternehmen im Filstal ihre Geschäftslage zwar etwas besser als noch im vergangenen Herbst. Dafür verschlechtern sich die Geschäftserwartungen in der Gesamtwirtschaft noch einmal deutlich und bleiben düster: Nur noch 12,4 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sich ihre Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verbessern werden (im vergangenen Herbst waren es noch 14,7 Prozent). Mittlerweile gehen 35,5 Prozent und damit jedes dritte Unternehmen von schlechteren Geschäfte aus. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn der IHK Region Stuttgart für den Kreis Göppingen hervor. Damit steckt die heimische Wirtschaft in der anhaltenden Konjunktur- und Strukturkrise fest.

 

Die notwendige wirtschaftliche Erholung lässt weiter auf sich warten

Vor allem die Industrie leide unter den schlechten Standortbedingungen mit hohen Energiekosten und einem anhaltenden Auftragsmangel, so die IHK-Bezirkskammer. Der starke Rückgang der Auftragseingänge zum Jahresbeginn 2025 scheint sich aber leicht abzubremsen. Dennoch meldet weiterhin eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen einen fallenden Auftragseingang. Die fehlende Nachfrage aus dem In- und Ausland, hohe Arbeitskosten sowie die enorme Bürokratielast setzten den Unternehmen genauso zu wie die großen Unsicherheiten angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl. Auch zum Jahresbeginn lasse die dringend notwendige wirtschaftliche Erholung im Kreis Göppingen weiter auf sich warten, lautet das Fazit der Industrie- und Handelskammer.

„Die künftige Bundesregierung muss schnell handeln und mit einer neuen Wirtschaftsagenda antreten“, fordert Edith Strassacker, die IHK-Bezirkskammerpräsidentin in Göppingen. „Wir brauchen Entlastungen in fast allen Bereichen des Wirtschaftens, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und den Optimismus wiederherzustellen.“ Die Unternehmen im Landkreis planen ihre Investitionen vorwiegend im Bereich der Digitalisierung sowie im Umweltschutz und der Energieeffizienz. Bei geplanten Kapazitätserweiterungen zeigen sich erste positive Tendenzen, hier geben 23,1 Prozent der Unternehmen das als Hauptmotiv an (Herbst noch 18,4 Prozent). „In der Gesamtschau bleibt die größte Sorge aber weiterhin die fehlende Investitionsbereitschaft“, betont Gernot Imgart, Geschäftsführer der Göppinger IHK. Dies bleibe der größte Hemmschuh für eine wirtschaftliche Erholung der Wirtschaft. Mehr als jedes dritte Unternehmen plant in den nächsten zwölf Monaten, weniger für Inlandsinvestitionen auszugeben.

Im Gegensatz zu den anderen Kreisen in der Region Stuttgart habe sich die Lagewertung aller Unternehmen im Filstal erneut leicht verbessert und bewege sich noch im positiven Bereich. Die Stimmung sei aber weiter eingebrochen. Das gelte im besonderen Maße für das produzierende Gewerbe. Laut Konjunkturumfrage bewerten knapp 25 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, das sind etwas weniger als noch in der Herbstumfrage. Der Anteil der Unternehmen mit einer schlechten Lage sank leicht auf 22 Prozent. Damit bleibe die Lage insgesamt im positiven Bereich. Verantwortlich für die noch ausgeglichene Wirtschaftslage sei die prosperierende Dienstleistungsbranche, die weiterhin und überwiegend eine gute Geschäftslage vermelden kann.

Positiv: Trotz der berechtigten Sorgen der Unternehmen, dass die nordamerikanische Administration Einfuhrzölle gegenüber Europa verhängt, scheinen die Exporterwartungen sich aufzuhellen. Der Anteil der Unternehmen mit steigenden Auslandserwartungen verbessert sich leicht von 13,7 Prozent auf 15,1 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit fallenden Erwartungen hat sich deutlich verringert von 37,9 Prozent auf 27,0 Prozent. Der Pessimismus überwiegt zwar noch, aber der Exportindikator für die Gesamtwirtschaft im Kreis Göppingen erholt sich damit von minus 24,2 auf minus 12,0 Punkte.

Firmen klagen über hohe Arbeits- und Energiekosten

Die Betriebe reagieren sehr zögerlich, was die Beschäftigung angeht: Nur noch 14,5 Prozent der Unternehmen sehen einen steigenden Bedarf (vergangenen Herbst noch 18 Prozent). Jedes zweite Unternehmen im Filstal (55,2 Prozent) möchte die Beschäftigung stabil halten (Herbst 53,8 Prozent). Der Anteil der Unternehmen mit einer fallenden Beschäftigungserwartung hat sich zum Jahresbeginn leicht erhöht.

Im Kreis Göppingen liegt die Inlandsnachfrage als größtes Risiko unangefochten auf Platz eins. An zweiter Stelle der wirtschaftlichen Risiken liegen zum dritten Mal in Folge die hohen Arbeitskosten. Einen deutlichen Sprung nach vorne macht die Sorge um die steigenden und vergleichsweise hohen Energiekosten. Dieses Risiko klettert mit 49,1 Prozent der Nennungen wieder auf Platz drei des Rankings.

Die Sorge über die aktuelle Wirtschaftspolitik bleibt weiter auf Platz vier der Geschäftsrisiken und damit ein Dauerbrenner. Der Fachkräftemangel fällt vom dritten Platz der Risiken noch weiter zurück auf Platz fünf.

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