Das Ende der Pandemie ist fern, sagen Claus Paal (IHK) und Christiane Käferle (Arbeitsagentur) – trotz abgeflachtem Anstieg der Arbeitslosigkeit und zarter wirtschaftlicher Hoffnung.

Wirtschaft - In einem sind sich Claus Paal, der Präsident des IHK-Bezirksverbandes Rems-Murr, und Christiane Käferle, die Leiterin der Waiblinger Arbeitsagentur, absolut einig beim Pressegespräch zur Situation der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes im Rems-Murr-Kreis: Bis zum Ende der Pandemie ist es noch ein langer und mit Ungewissheiten gepflasterter Weg. Immerhin gebe es einige hoffnungsvolle Zeichen, wie zum Beispiel die verringerte Zunahme bei der Zahl der Arbeitslosen, deren Anteil im Mai nur noch um 0,2 Punkte auf nunmehr 4,4 Prozent gestiegen ist. „Von einer Erholung kann man definitiv nicht sprechen“, sagt Käferle, „aber es ist ein gutes Zeichen, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit abflacht.“

 

Von der Talfahrt sind alle Branchen betroffen

„Wir versuchen, langsam den Blick nach vorne zu richten“, sagt auch der IHK-Bezirkspräsident und CDU-Landtagsabgeordnete Claus Paal. Aber eines müsse allen klar sein: „Die Pandemie ist nicht vorbei, deshalb ist Leichtsinn falsch und gefährlich.“ Konfrontiert sei man andererseits mit einer „Talfahrt der Wirtschaft in bisher unvorstellbarem Ausmaß“. Und im Unterschied zur Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt seien fast alle Branchen betroffen – teils mit massiven Rückgängen, teils sogar mit komplettem Stillstand, weil die Geschäftsgrundlage entfalle. Laut den Daten der Landes-IHK, berichtet Paal, rechne jedes fünfte Unternehmen mit Umsatzrückgängen von mindestens 50 Prozent, weitere 25 Prozent mit solchen zwischen 25 und 50 Prozent. Vier von zehn Unternehmen haben demnach vor, ihre Investitionspläne zu kürzen, 36 Prozent planen Personal abzubauen. Positiv wirke sich die schnelle Auszahlung der Soforthilfen aus, bei der die IHK landesweit 430 000 Anträge bearbeitet habe – allein im Kreis waren es 14 000.

Trotzdem gelte: viele Unternehmen brauchten jetzt ihr Kapital auf. Deshalb werde es – trotz aller Hilfspakete – ab Sommer definitiv Insolvenzen geben. Etwas Hoffnung mache dabei allerdings der im März und April rapide abgestürzte Konjunkturindex, dessen Trend erste zarte Hinweise liefere, dass inzwischen die Talsohle durchschritten sein könnte – so nicht weitere pandemische Grausamkeiten folgten.

4420 Betriebe haben Kurzarbeit beantragt

Auf dem Arbeitsmarkt, das betont die Agenturchefin Käferle beim Pressegespräch, sei es vor allem die Möglichkeit der Kurzarbeit, die eine massive Zunahme der Arbeitslosenquote verhindere. Mit den im Mai neu eingegangenen 344 Anträgen summiert sich deren Zahl nunmehr auf 4420. Betroffen könnten in den kommenden Monaten insgesamt etwa 60 000 Beschäftigte im Kreis sein. Die Arbeitsagentur rechnet damit, dass die Unternehmen zu mindestens 80 Prozent von der Möglichkeit zur Kurzarbeit auch Gebrauch machen. Das heißt, dass letztlich rund ein Drittel der Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis von Kurzarbeit betroffen sein könnte.

Gute Chancen einen Platz zu ergattern hätten trotz allem diejenigen, die noch eine Lehrstelle suchen. Im Kreis gibt es bei derzeit 1229 Bewerbern 1139 offene Ausbildungsstellen, in der Region weitere 10 000. „Eine Ausbildung lohnt sich weiterhin und die Chancen sind gut“, sagen unisono Käferle und Paal.