Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat wollen auch in Zukunft einen starken Wirtschaftsstandort Stuttgart. Wie das gelingen soll, zeigt eine Entwicklungskonzeption, die am 25. September öffentlich vorgestellt wird.

Stuttgarter Norden - Leere Flächen sind in Stuttgart rar. Aber es fehlen nicht nur Areale, um darauf neuen Wohnraum zu generieren. Auch für Gewerbe- und Industriebetriebe gibt es in der Landeshauptstadt nicht mehr viele Möglichkeiten, um sich großflächig entfalten zu können. Wie die begrenzten Ressourcen möglichst effektiv genutzt werden sollen, hat die Stadtverwaltung um Baubürgermeister Peter Pätzold in einer Vorlage an den Gemeinderat und in einer dazugehörigen Entwicklungskonzeption festgehalten. Wie sich die Situation im Stuttgarter Norden genau darstellt und wie die Pläne der Stadtverwaltung aussehen, wird am Mittwoch, 25. September, detailliert erläutert – im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksbeiräte von Botnang, Feuerbach, Stammheim, Weilimdorf und Zuffenhausen. Los geht es um 18 Uhr im Bezirksrathaus Feuerbach, Wilhelm-Geiger-Platz 10.

 

In einer Flächenbedarfsprognose geht man in Stuttgart davon aus, dass bis zum Jahr 2030 weitere 145 Hektar benötigt werden, um den Wünschen und der Nachfrage gerecht werden zu können. Da die Flächen knapp sind, ist das Ziel „die bestehende Flächenkulisse zu sichern und sie effektiver zu nutzen“, heißt es in der Konzeption.

Auch die Gebiete im Stuttgarter Norden wurden natürlich unter die Lupe genommen. In Feuerbach, Weilimdorf, Zuffenhausen und Stammheim leben laut Studie rund 108 000 Menschen. Knapp 69 000 von ihnen gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. „Neben dem Neckarraum war der Norden ein wesentliches Zentrum der industriellen Entwicklung in Stuttgart“, steht in der Konzeption geschrieben. „Es entstand ein nahezu durchgängiges Gewerbeband vom Pragsattel bis Kallenberg. Weilimdorf und kleinere Standorte kamen als jüngere Ergänzungen hinzu.“ Heute weise der Raum mit Feuerbach, Zuffenhausen und Weilimdorf drei große, kompakte gewerbliche Standorte auf. Hinzu kämen mehrere kleinere, in der Regel isoliert liegende Standorte. Zuffenhausen und Feuerbach würden in hohem Maße mit den ansässigen Unternehmen assoziiert – vor allem Porsche und Bosch – und als wichtige Industriestandorte wahrgenommen. „Büronutzungen und kleinteilige Gewerbebetriebe spielten lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Inzwischen haben sich insbesondere die Achse City-Prag – Heilbronner Straße sowie Siemensstraße als bedeutende, urban geprägte Bürokorridore etabliert.“ Der deutlich jüngere, peripher gelegene Standort Weilimdorf nehme eine Sonderstellung ein, sei aber einer der am besten angebundenen Standorte der Stadt.

In Stammheim besteht kein Handlungsbedarf

Insgesamt wurden im Stuttgarter Norden 26 Arbeitsstättengebiete ausgemacht mit einem Umfang von 442 Hektar. 113,5 Hektar entfallen auf Weilimdorf und dort auf den Mittleren Pfad, die Holderäcker-, Motor- und Flachter Straße. „Es wird insgesamt von einer stabilen Entwicklung ausgegangen, zwar wird ein wichtiger Ankernutzer im Gebiet Mittlerer Pfad – die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY Ernst & Young – den Standort verlassen. Große Teile dieser Flächen werden jedoch durch die Porsche AG nachgenutzt werden.“ Es wird unter anderem vorgeschlagen die Nahversorgung rund um den S-Bahnhof zu verbessern, mehr Bäume an der Straße zu pflanzen und einen Gebietsbeauftragten einzusetzen.

Der Fokusraum in Zuffenhausen umfasst fünf aneinander grenzende Arbeitsstättengebiete: Zuffenhausen-West, Porsche, Birkenwald (ehemals Alcatel, heute vornehmlich Porsche AG) sowie Zahn-Nopper- und Schwieberdinger Straße mit einer Gesamtfläche von etwa 116,6 Hektar. Vor allem das Gebiet Birkenwald/Porsche-Stammwerk/Zuffenhausen-West ist einem starken Veränderungsdruck ausgesetzt. „Während einzelne Unternehmen den Standort verlassen oder ihre Aktivitäten deutlich reduziert haben, ist Porsche heute das bedeutendste Unternehmen, das zudem auch räumlich erheblich expandiert und freigezogene Flächen übernimmt“, heißt es in der Analyse. Das führe auch zu gewissen Spannungen, da Teile des Gebiets in hohem Maße mit Verkehr belastet sind. „Eine Neuordnung in Teilbereichen wäre wünschenswert, dürfte jedoch kaum realistisch sein, da die standörtlichen Strukturen verfestigt sind.“

Im Fokusraum Feuerbach werden insgesamt zehn Arbeitsstättengebiete zusammengefasst, die sich im Westen entlang der Werner-, Leobener, Bludenzer und Bregenzer Straße befinden. Im Osten rücken Mauser-, Borsig-, Siegle- und Heilbronner Straße in den Fokus, und im Süden ist es die City Prag. Die Gesamtfläche beträgt rund 176,5 Hektar. „Insgesamt gesehen ist die bauliche wie auch die Nutzungsstruktur sehr heterogen. Die Spanne reicht vom großen, geschlossenen Industrieareal (Bosch Stammwerk) bis zu sehr kleinteiligen unterschiedlichen Nutzungen“, heißt es im Konzept der Stadt. Mit dem Stammwerk von Bosch besitze der Fokusraum einen großen, stabilen industriellen Anker. In den übrigen, noch durch die Industriegeschichte geprägten Gebieten, sei dagegen tendenziell mit einem Rückgang von Produktion und mit einer Transformation zu rechnen. Als neues, entwicklungsfähiges Grundstück taucht auch das ehemalige Fahrion-Areal auf, das allerdings nicht im Besitz der Stadt ist. Ein Wissenschafts-, Forschungs- und Gewerbe-Campus stünde der Fläche gut zu Gesicht, wie es im Stuttgarter Engineering Park in Vaihingen der Fall ist.

Während über Botnang in der Konzeption so gut wie kein Wort verloren wird, taucht Stammheim zumindest am Rande auf. Als kleine und isoliert gelegene Standorte wird das Gebiet Am Wammesknopf genannt. „Das relativ junge Gebiet (ab 1973) befindet sich am nördlichen Stadtrand in der Nähe der Justizvollzugsanstalt. Die Erschließung ist auf eine kleinteilige Nutzung ausgerichtet. Das Gebiet wird bei hoher baulicher Dichte intensiv genutzt, vor allem durch Handwerk und Betriebe der lokalen Ökonomie.“ Die Nutzung sei angemessen. Es bestehe kein Handlungsbedarf. Das gelte auch für Kallenberg, wo der OBI, und Pflanzen-Kölle zu finden seien. „Ansonsten wird das Gebiet vor allem durch Großhandel (Baustoffe) und Logistik (Speditionen) geprägt.“