Die Unternehmen in Baden-Württemberg haben Geld, aber viele Versäumen es, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen, meint Ulrich Schreyer.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Wirtschaft im deutschen Südwesten wird demnächst in das vierte gute Jahr hintereinander gehen. Damit hält der begrenzte Höhenflug bereits doppelt so lange an wie in den beiden Hochphasen vor und nach der Finanzkrise der Jahre 2008/2009. Sanktionen gegen Russland, ein etwas geringeres Wachstum in China, Probleme in Brasilien und die ungelöste Schuldenkrise – all das haben die Unternehmen bisher zwar nicht immer mühelos, aber insgesamt doch ganz gut weggesteckt. Dies auch deshalb weil der Inlandsmarkt dank überwiegend sicherer Arbeitsplätze intakt ist – und weil niedrige Zinsen dazu verlocken, einzukaufen statt Geld bei den Banken anzulegen. Und zudem hat sich die Ausfuhr in einzelne kleinere Länder ganz gut entwickelt.

 

All dies führt dazu, dass auch die Ertragslage der Firmen recht gut ist – dies wird inzwischen offen zugegeben, auch wenn sonst die Devise gilt, die Klage sei der Gruß des Kaufmanns. Doch offenbar trauen viele der Entwicklung nicht so recht. Bei Umfragen geben sich die Unternehmen – wohl zu recht – optimistisch, doch es gibt eben auch Hinweise darauf, dass sie der Entwicklung nicht so recht trauen: Mit Investitionen im Inland hält sich die Industrie zurück. Natürlich sind auch Investitionen jenseits der Grenzen und in weit entfernten Ländern nötig, will man die Märkte dort behalten.

Dass im Inland reichlich wenig getan wird, könnte sich indes bald als fataler Fehler erweisen. Von Industrie 4.0 reden alle gerne – doch so manches – vor allem mittelständische Unternehmen scheut sich noch davor, die Weichen zu stellen. Und auch so mancher Maschinenpark ist in die Jahre gekommen und müsste erneuert werden. Ähnliches gilt für Forschung und Entwicklung: Auch hier hapert es vielfach beim sonst so hoch gelobten deutschen Mittelstand. Dabei könnte durchaus einiges getan werden: Die Unternehmen haben vielfach gute Finanzpolster, brauchen zum Leidwesen der Kreditinstitute oftmals nicht einmal billiges Geld von den Banken. Die Geschäftsaussichten sind ebenfalls nicht schlecht – jetzt ist Zeit zum Investieren.