Die Firma Schenk gibt es seit 100 Jahren. Wie ist es gelungen, den Familienbetrieb zu halten? Und vor welchen Herausforderungen steht der Juniorchef?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Bei der Firma Schenk in Filderstadt ist jetzt mit Christian Schenk (29) die vierte Generation im Boot und bereit, das Ruder zu übernehmen. Davor waren sein Vater Michael und seine Tante Christine die Chefs, davor sein Opa Georg Schenk und wiederum davor der Ur-Opa, der Gründer der Firma, ebenfalls ein Georg Schenk. Der hat die Firma im Jahr 1925 gegründet, am Freitag wird das 100-jährige Bestehen gefeiert. Und immer war die Firma in der Hand der Familie Schenk.

 

„Ich bin im Betrieb aufgewachsen, bin mit meinem Papa bei der Arbeit gewesen“, erzählt der Juniorchef. In den Sommerferien hat er im Betrieb gearbeitet, die Mitarbeiter und die Tätigkeitsfelder kennengelernt. Die Firma macht Sanitär und Bauflaschnerei. Christian Schenk hat sich dann entschieden, nach dem Abitur und einem Jahr als Au-pair in London eine Ausbildung als Klempner anzufangen. „Da wissen viele Leute oft nicht, was sich dahinter verbirgt“, sagt Christian Schenk. Die sind nämlich nicht nur in Bädern oder Toiletten gefragt, sie bearbeiten auch feine Bleche, die dann auf Dächern, an Gauben oder Hausfassaden zum Einsatz kommen.

Dem Juniorchef bei Schenk gefällt das handwerkliche Arbeiten

Dabei ist die Bauflaschnerei weniger nachgefragt als beispielsweise der Sanitärbetrieb, weiß Christian Schenk, der in Meister- und Gesellenprüfungsausschüssen sitzt und daher weiß: „Den Sanitärmeister machen jedes Jahr 60,70 Leute, in der Bauflaschnerei sind es 10, 15 Leute alle zwei Jahre.“ Warum, glaubt er, ist das so? „Beim Sanitär braucht man anfangs eine Garage und ein Auto und kann sich selbständig machen – verkürzt ausgedrückt.“ In der Bauflaschnerei brauche man wesentlich mehr Platz und mehrere Maschinen, um die Bleche bearbeiten zu können. „Das ist eine größere Investition, da zögern viele.“ Dabei ist es genau dieses genaue handwerkliche Arbeiten, das Christian Schenk viel Spaß macht. „Jede Baustelle ist anders“, sagt er. „Zwar werden oft ähnliche Dinge gebaut, aber die Details, auf die man eingehen muss, sind immer andere.“

Maßanfertigungen aus Blech wie diese werden in der Werkstatt hergestellt. Foto: Markus Brändli

Dass der Juniorchef bereits von klein auf Einblicke in den Betrieb hatte, hat ihm die Entscheidung später leicht gemacht, einzusteigen und dann auch zu übernehmen. „Ich wusste, wie die Arbeit aussieht, kannte die Abläufe“, erinnert er sich. Darum machen auch alle, die bei Schenk ihre Ausbildung machen wollen, ein oder zwei Wochen Praktikum im Betrieb. „Da lernen sich beide Seiten kennen“, sagt der 29-Jährige. „Wir sehen, ob der Mensch ins Unternehmen passt, und er oder sie kann sehen, ob der Beruf etwas für sie ist.“ Denn viele wüssten nicht ausreichend Bescheid über den Beruf des Klempners. „Ich gehe zum Teil auch in die Schulen und auf Ausbildungsmessen und erzähle, was wir so machen“, so Schenk, „man muss die Fachkräfte selbst entwickeln.“

Der Umgang mit den Mitarbeitern, sie zu finden und dann auch im Unternehmen zu halten, das beschreiben Christian Schenk und Christine Feist als größte Herausforderung. „Da muss man wirklich dranbleiben“, sagt Feist, „aber es zahlt sich aus. Die Mitarbeiter sind der wahre Schatz des Betriebs.“ Die Statistik bei Schenk spricht für sich: Von 17 Mitarbeitern sind neun länger als 25 Jahre in der Firma. Dass die jüngeren Mitarbeiter von den älteren lernen können und auch sollen, das ist auch Christian Schenk wichtig. „Zur Wissensvermittlung von Alt auf Jung habe ich meine Betriebswirt-Arbeit geschrieben.“

Ein wertschätzender Umgang mit den Angestellten ist selbstverständlich, „unsere Tür ist immer offen“, sagt er. Zwei neue Auszubildende hat die Firma, und auch die Förderung der Azubis haben sie im Auge. „Wenn einer nicht mitkommt in der Berufsschule, unterstützen wir mit Nachhilfe“, sagt Christine Feist. In der Firma ist eine Azubi-Werkstatt eingerichtet, „da können sie mit Mustern üben und sich so weiterentwickeln“, erklärt Christian Schenk.

Familienbetrieb in Filderstadt: „Wir lassen ihm freie Hand“

Christine Feist ist seit 1985 im Unternehmen, ihr Bruder Michael seit 1988. Im Jahr 1995 haben sie die Firma von ihrem Vater übernommen. Und nun läuft die Übergabe an die vierte Generation: Seit April dieses Jahres hat sie sich als Geschäftsführerin zurückgezogen, bleibt noch Gesellschafterin. Sie verantwortet noch zwei bis drei Tage pro Woche die Buchhaltung und die Personalführung. Michael Schenk ist als Geschäftsführer aktiv und wird die kommenden Jahre nach und nach die Verantwortung an den Sohn Christian übergeben, so ist der Plan.

In etwa zwei Jahren will auch er sich zurückziehen. Dann ist der Junior dran. Ihm lassen sie schon jetzt freie Hand, „so wie auch unser Papa uns freie Hand gelassen hat“, sagt Christine Feist. Und so hat etwa der Junior entschieden, die Firmenräume an der Felix-Wankel-Straße einmal komplett umzubauen und schön zu machen fürs Jubiläum, sowie den Sanitärteil der Firma langsam auslaufen zu lassen, und sich auf die Bauflaschnerei zu konzentrieren. Jetzt aber erst mal das Jubiläum feiern – und dann die nächsten hundert Jahre angehen.