Der neue Wirtschaftsförderer der Stadt, Bernhard Grieb, ist sein knapp 100 Tagen im Amt. Was hat der Nachfolger von Ines Aufrecht geleistet? Was hat er vor?
Neue Besen kehren gut. Die Redensart wird gerne benutzt, wenn Vorgänger lange Zeit eine bestimmte Position prägten. So wie in der Wirtschaftsförderung der Stadt. Rund elf Jahre leitete Ines Aufrecht die Stabstelle der Stadt Stuttgart, ehe sie am 1. März Bernhard Grieb (39) beerbte. Doch bislang hat in der Stadt kaum einer Notiz von Grieb genommen. In ersten 100 Tagen hat der neue Wirtschaftsförderer kaum Duftmarken gesetzt. Selbst das städtische Amtsblatt vermeldete die Neubesetzung eher verhalten.
Nopper hält Stücke auf Grieb
So wundert es kaum, dass in der Stadt viele fragen: Wer ist dieser Grieb? Wo kommt er her? Und wie macht er sich? Kehrt der neue Besen im Rathaus gut? Die erste Frage ist ziemlich einfach zu beantworten: Grieb war seit 2015 Berater und stellvertretender Bereichsleiter bei der „VDI/VDE Innovation und Technik“. Eine Firma, die ihr Geld auch mit der Begleitung regionaler Transformationsprozesse verdiente. Davor hat er für die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis gearbeitet. Vielleicht hat OB Frank Nopper deshalb auf Grieb gesetzt. Vermutlich war das Gesamtpaket entscheidend: klassische Wirtschaftsförderung und Transformation. Nicht zuletzt deshalb hält Nopper den Posten des Wirtschaftsförderers für eine „sehr herausfordernde Aufgabe“.
Verbindungen in die Region schaffen
Doch mit welchen Inhalten will der Neue diese Aufgabe füllen? Einfache Frage, schwere Antwort. Denn aus Sicht Griebs gibt es derzeit viele „Baustellen“. Einige, die es fertigzustellen gelte. Aber auch neue. Genannt seien Klassiker wie Standortmarketing, Ansiedlung von Unternehmen oder Bestandsentwicklung. Auch eines der Lieblingsthemen seiner Vorgängerin, die Förderung der Kreativwirtschaft, will er weiter beackern. „Dieses Thema ist für die Stadt wesentlich“, sagt er, „da haben wir in der Stadt viele Akteure.“ Aber das scheint ihm nicht genug: „Ich will auf diesem Feld Ergänzungen in die Region schaffen.“
Interne Abläufe sollen agiler werden
Zugleich will Bernhard Grieb neue Wege gehen. Auch intern. In der Wirtschaftsförderung soll in Zukunft in Thementeams gearbeitet werden: „Wir wollen uns professionalisieren und breiter aufstellen, auch agiler arbeiten“, sagt er. Auch die Schwerpunkte nach außen will er künftig anders setzen. Stichworte wie Start-ups, Innovation oder Transformation fliegen durch den Raum. Abstrakte Begriffe, die Bernhard Grieb in der Stadt konkret angehen will. „Beim Thema Innovation hat die Stadt ein großes Potenzial, aber wir brauchen hier eine stärkere Akzentuierung.“ Will heißen: „Wir wollen die Innovationskraft der Unternehmen unterstützen, in dem wir beispielsweise Kooperationen mit Hochschulen oder anderen Unternehmen vermitteln.“
Volle Kraft voraus, heißt das Motto beim Thema Start-ups. Also bei neu gegründeten und schnell wachsenden Unternehmen, die mit ihrer Dienstleistung oder ihrem Produkt in eine Marktlücke stoßen. „Da rangieren wir in Deutschland unter ferner liefen“, sagt er, „das darf nicht so bleiben.“ Nicht zuletzt aus diesem Grund veranstaltet Grieb und die Wirtschaftsförderung am Dienstag, 21. Juni, in der Königstraße 78, ein sogenanntes „City Innovation Lab“. Frei übersetzt: Ein Labor, bei dem bestenfalls neue Ideen und gemeinsame Projekte für die Stuttgarter Innenstadt entstehen sollen. „Wir brauchen in der Innenstadt Profil und eine Fokussierung“, sagt er, „hier müssen wir uns unterscheiden.“
CIS als Partner
Natürlich weiß Grieb auch, dass diese Mammutaufgabe nur von allen Beteiligten gestemmt werden kann. Aber er sieht die Wirtschaftsförderung dabei als einen „wichtigen Partner“ der City-Initiative Stuttgart, der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, der Stuttgart Marketing-GmbH sowie dem Bürgerverein Pro Stuttgart. Grieb hofft, dass er für diese Partner, ein „Moderator“ und „Ermöglicher“ sein kann. Allerdings nicht als reaktiver Kummerkasten, sondern eher in einer „proaktiven Rolle“. In diesem Sinne will Bernhard Grieb auch das Image der Stadt verbessern. „Ich möchte Stuttgart als Innovationsmetropole positionieren.“ Sollte ihm das alles gelingen, wird sich die Frage, ob der neue Besen gut kehre, wohl bald von selbst beantworten.