120 Unternehmen wollen seit zehn Jahren bei jungen Menschen Begeisterung für Technik und Wirtschaft auslösen. Besuche im Betrieb gehören selbstverständlich dazu.

Berlin - Den Anstoß gab vor mehr als einem Jahrzehnt eine Studie, die bestätigte, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist. Diese Ergebnisse ließen einigen Vorstandschefs und Familienunternehmern keine Ruhe. „Wir wollten nicht nur reden, sondern auch etwas tun“, beschreibt Franz Fehrenbach, Aufsichtsratschef der Robert Bosch GmbH, die Gründungsidee. Neun Unternehmensführer, darunter der frühere BASF-Vorstandschef Jürgen Hambrecht und der Ex-Trumpf-Chef Berthold Leibinger, waren sich einig, dass mehr junge Menschen an Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft herangeführt werden müssen. Als die Unternehmen im Januar 2005 die Wissensfabrik gründeten, wurden sie von manchen Wirtschaftsführern noch belächelt.

 

Doch der Einsatz habe sich gelohnt, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der zur Pressekonferenz in Berlin gekommen ist, um das Engagement der Wirtschaft zu würdigen. Auch wenn die Wissensfabrik an ihrer Bekanntheit noch arbeiten muss, ist sie in vielen Kindergärten und Schulen sowie bei Unternehmensgründern ein Begriff. 120 Unternehmen und Stiftungen aus allen Branchen unterstützen mittlerweile die Initiative. Rund 2500 Bildungspartnerschaften ging die Wissensfabrik mit Kindertagesstätten und Schulen ein. Auf diese Weise nahmen 700 000 Kinder und Jugendliche an Projekten zu Naturwissenschaften, Technik oder ökonomischer Bildung teil. Inden zehn Jahren wurden 12 000 Lehrer geschult.

Die Kultusbehörden haben ihre Bedenken schnell begraben

Was das im Einzelnen bedeutet, zeigt sich im Alltag. Schulen und Kindergärten, die mit der Wissensfabrik zusammenarbeiten, erhalten beispielsweise Baukästen, die mit Werkzeugen und Fertigungsmaterialien ausgestattet sind. Lehrer werden mit Schulungsunterlagen dabei unterstützt, die praktischen Experimente in den Unterricht einzubauen. Die steigende Zahl von Kooperationen zeugt davon, dass die Schulen die Angebote gern annehmen. Fehrenbach räumte zwar ein, dass anfangs die Kultusbehörden mancherorts skeptisch gewesen seien, ob die Wirtschaft den Unterricht nicht zu stark beeinflussen könnte. Die Vorbehalte seien schnell verschwunden. Fehrenbach appellierte an die Wirtschaft und die Politik, die vielen Initiativen, die es schon gibt, stärker zu vernetzen. Es müssten mehr junge Menschen an die naturwissenschaftlichen und technischen Berufe herangeführt werden. Dies sei für die klassische Industrie, die in immer stärkerem Maß mit Softwareunternehmen zusammenarbeitet, von zentraler Bedeutung. Wirtschaftsminister Gabriel sagte, es sei ein verhängnisvoller Trend, wenn Eltern und Jugendlichen die akademische Ausbildung an der Universität und Fachhochschule einer beruflichen Ausbildung vorzögen. Einig ist sich Gabriel mit der Wirtschaft, dass ökonomische Bildung in ganz Deutschland als Schulfach unterrichtet werden soll. Baden-Württemberg sei dafür ein Vorbild.

Unternehmen hoffen auf Auszubildende

Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung des Ditzinger Maschinenbauers Trumpf, betonte, dass die Wirtschaft mit der Gründung der Wissensfabrik durchaus auch eigennützig handele. Trumpf lädt Kinder und Jugendliche in seine Lehrwerkstätten ein. Dort könnten sie Produkte selbst herstellen. Dass der Maschinenbauer damit auch Hoffnungen verbindet, dass Jugendliche das Unternehmen kennenlernen und sich später als Auszubildende bewerben, ist kein Geheimnis.

Die Wissensfabrik spricht nicht nur die ganz Jungen an, sondern will auch bei der Unterstützung von Firmengründern neue Wege gehen. Fehrenbach forderte die Politik auf, steuerliche Hemmnisse für Wagniskapital zu beseitigen. Der Fiskus mache es Gründern schwer, da etwa die Mindestbesteuerung die Verrechnung von Gewinnen mit früheren Verlusten erschwere.

Unterstützung auch für Unternehmensgründer

Die Wissensfabrik bietet Firmengründern ein Netzwerk an. Die Gründer, die ausgewählt werden, erhalten die Chance, sich über ein Wochenende mit Konzernchefs zu treffen und auszutauschen. „Geld ist nicht unser erstes Mittel“, sagte Fehrenbach, „sondern die Zeit, die wir einsetzen“.