Seit Singapur vor fast 60 Jahren unabhängig wurde, gab es in dem Stadtstaat erst drei Regierungschefs. Jetzt wird der vierte vereidigt - und tritt kein leichtes Erbe an.

Nach 20 Jahren bekommt Singapur einen neuen Regierungschef. Am Mittwochabend (Ortszeit) soll der bisherige Vize-Ministerpräsident Lawrence Wong (51) bei einer Zeremonie in dem südostasiatischen Stadtstaat den Amtseid ablegen und die Nachfolge von Lee Hsien Loong (72) antreten. Der Langzeit-Regierungschef hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, den Staffelstab noch vor der Wahl 2025 an seinen Stellvertreter weiterzureichen. 

 

Lee ist seit 2004 Führungsmitglied der seit Jahrzehnten herrschenden Volksaktionspartei (People’s Action Party, PAP) und war seit August des gleichen Jahres Regierungschef. Er ist der älteste Sohn des Staatsgründers und ersten Ministerpräsidenten Lee Kuan Yew, der von 1959 bis 1990 regierte. 

In den mehr als 30 Jahren seiner Amtszeit hatte dieser den wirtschaftlichen Aufschwung eingeleitet - heute gilt Singapur als eines der reichsten Länder der Welt. Ihm folgte nur ein weiterer Regierungschef, bevor sein Sohn übernahm. Lawrence Wong ist damit erst der vierte Premier seit der Unabhängigkeit Singapurs im Jahr 1965.

Bisheriger Vize-Ministerpräsident übernimmt den Posten

Der neue Mann an der Spitze der Wirtschaftsmetropole hat in den USA Wirtschaftswissenschaften und Öffentliche Verwaltung studiert. Seit 2016 war er unter anderem Finanz- und Bildungsminister. 2022 wurde er stellvertretender Ministerpräsident. Vor ihm liegen keine leichten Zeiten: Wie auch in anderen Ländern Südostasiens versucht die Regierung, sowohl gute Beziehungen zu China als auch zu den USA zu pflegen. Ein möglicher Konflikt um Taiwan würde etwa bedeuten, Stellung beziehen zu müssen.

Trotz Singapurs Vorreiterrolle in puncto Technologie und Innovation gibt es auch Kritik: Menschenrechtler warnen vor einer zunehmenden Autokratie, strikter staatlicher Kontrolle und vielen repressiven Gesetzen. Berühmt ist das absolute Kaugummi-Verbot: Diese dürfen weder nach Singapur eingeführt, noch verkauft oder öffentlich verzehrt werden.