Die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut spricht bei ihrem Besuch zweier Berufsvorbereitungsklassen an der Schorndorfer Johann-Philipp-Palm-Schule von einem „Erfolgsmodell“.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Scgorndorf - Die noch unter einer grün-roten Landesregierung initiierte Duale Ausbildungsvorbereitung wird auch von einem CDU-geführten Ministerium nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil: „AV-Dual hat sich zu einem wahren Erfolgsmodell entwickelt“, betonte die für die Berufsausbildung im Land zuständige Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am Rande eines Termins in der Schorndorfer Johann-Philipp-Palm-Schule. Die kaufmännische Schule und dort speziell deren Berufsvorbereitungsklassen war die erste Station im Rahmen ihres Besuchsprogramms am Mittwoch bei Firmen und Institutionen des Rems-Murr-Kreises, an dem auch der Landrat Richard Sigel, die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und örtliche Landtagsabgeordnete teilgenommen haben.

 

Eine von vier Pilotregionen

Der Rems-Murr-Kreis ist eine von anfangs vier Pilotregionen gewesen, in der die einjährige Berufsvorbereitung im Schuljahr 2014/15 gestartet worden war, die neben einem „zieldifferenzierten“ pädagogischen Ansatz auch längere und intensivere Praktikumszeiten vorsieht. Insgesamt war man im Kreis an vier Berufsschulen mit 264 Schülern an den Start gegangen.

An der Schorndorfer Johann-Philipp-Palm-Schule werden zurzeit zwei Klassen mit jeweils 16 Schülern in den Lernfeldern Wirtschaft und Verwaltung, beziehungsweise Dienstleistung und Service unterrichtet, im kommenden Jahr soll eine weitere Lerngruppe hinzu kommen. Die Voraussetzungen der Teilnehmer sind unterschiedlich: Ein Teil kann einen, wenn auch meist schlechten Hauptschulabschluss vorweisen, andere sind Abbrecher aus unterschiedlichen Schularten oder Förderschüler. Allen gemein sei, dass sie ihre Chance auf eine Ausbildung oder einen Job verbessern wollten, sagt der Abteilungsleiter Daniel Tenzer. Kaum einer indes wisse am Anfang seiner einjährigen Qualifizierungsmaßnahme genau, welchen Ausbildungsweg er einschlagen wolle, ergänzt seine Kollegin Christine Wagner. Die Bedingungen, die überwiegend 15- bis 16-Jährigen dahingehend zu beraten und ihre Kompetenzen zu stärken, seien durch das Konzept von AV-Dual indes gut. Das Betreuungsverhältnis von drei bis vier Schülern die jeweils einem Lehrer zugeordnet werden, ermögliche eine intensive, individuelle Förderung. Darüber hinaus habe sich der Einsatz einer sogenannten AV-Dual-Begleiterin bestens bewährt.

Diese 50-Prozent-Stelle füllt an der Johann-Philipp-Palm-Schule Jasmin Würmlin aus. Die Berufspädagogin, die in ihrem ersten Berufsleben eine Ausbildung als Hotelfachfrau absolviert hat, sagt, dass ihre Stellung als neutrale Instanz, deren Beurteilung nicht in eine schulische Bewertung einfließe, einen enormen Vertrauensvorsprung ermögliche. Ein Schwerpunkt ihrer praktischen Arbeit liege zurzeit auf der Vermittlung sozialer Kompetenzen.

Berufliche Integration von Flüchtlingen

Jene pädagogischen Begleiter wie Jasmin Würmlin werden in näherer Zukunft wohl noch mehr gefragt sein. Nicht nur an der Johann-Philipp-Palm-Schule soll AV-Dual verstärkt dazu genutzt werden, Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien beruflich zu integrieren. Auch Nicole Hoffmeister-Kraut hat das als sinnvoll erkannt. Die Landesregierung wolle die Ausbildungsvorbereitung dahingehend ausbauen, betonte die CDU-Politikerin. Sie sei in Verhandlungen, dass dafür weitere finanzielle Mittel bereitgestellt würden.

Der Besuch an der Johann-Philipp-Palm-Schule und Eindrücke bei Gesprächen mit Schülern hätten sie in der Meinung bestärkt, dass die duale Ausbildungsvorbereitung das richtige pädagogische Konzept sei: einerseits, um noch nicht ganz berufsbereite Jugendliche voranzubringen, andererseits aber auch, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Ministerin auf Kreisbesuch

Person
Nicole Hoffmeister-Kraut ist seit Mai 2016 Landesministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Die promovierte Diplom-Kauffrau ist in Balingen geboren, wo sie seit 2009 für die CDU im Gemeinderat und seit 2014 im Kreistag des Zollernalbkreises saß. Mit ihrer Ernennung zur Ministerin schied sie aus beiden Gremien aus.

Programm
Die 44-Jährige will sich eigenen Angaben zufolge in regelmäßigen Kreisbereisungen ein authentisches Bild über die Verhältnisse vor Ort machen. Den Auftakt hat der Rems-Murr-Kreis gemacht, wo sie am Mittwoch neben der Johann-Philipp-Palm-Schule folgende Firmen und Institutionen besucht hat: Den Werkzeugbauer Oskar Frech in Plüderhausen, den Kettensägenspezialisten Stihl in Waiblingen, Philipp Hafner Fertigungsmesstechnik in Fellbach; den Sondermaschinenbauer Harro Höfliger in Allmersbach sowie Murrelektronik in Oppenweiler.