„Wir wollen die wettbewerbsstärkste Region Europas werden“, sagt Michael Kaiser, der Chef der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS). Um dieses Ziel zu erreichen, hat sein Haus eine neue Strategie erarbeitet.
Seit anderthalb Jahren ist Michael Kaiser Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS). Das Ziel insgesamt und der eigene Anspruch sind dabei identisch: Kaiser und die WRS wollen einen zentralen Beitrag leisten, um die Region Stuttgart als führenden Innovationsstandort nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zu positionieren.
Dazu sind verstärkte Anstrengungen notwendig. Die vergangenen Monate haben Kaiser und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter deshalb genutzt, um sich neu aufzustellen und ein Strategiepapier zu entwickeln. Dieses hat Kaiser nun im Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung vorgestellt.
„Die Transformation ist keine Option, sie ist ein Muss“
Angesichts tiefgreifender wirtschaftlicher und technologischer Veränderungen – etwa durch den Wandel in der Automobilindustrie – müsse die WRS künftig gezielter, agiler und wirkungsvoller agieren. Michael Kaiser formuliert es so: „Die Transformation ist keine Option, sie ist ein Muss.“ Die WRS habe nun ihre eigene Rolle überdacht und richte sich neu aus – inhaltlich, organisatorisch und kommunikativ. Ziel der neuen Strategie sei es, den Wirtschaftsraum resilienter zu machen und ihn zugleich als lebenswerten Standort für Fachkräfte, Unternehmen und Investoren noch attraktiver zu gestalten.
Das nun vorgestellte Papier basiert auf einem umfangreichen Beteiligungsprozess, bei dem Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ihre Erwartungen an die WRS formulieren konnten. Im Ergebnis hat die WRS nun ein Dutzend Handlungsfelder definiert. Dabei stehen Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Start-up-Förderung, Fachkräftesicherung und Standortmarketing im Mittelpunkt. So soll es gelingen, bestehende Unternehmen beim Transformationsprozess zu unterstützen, neue Branchen zu etablieren und die Innovationskraft gezielt zu stärken.
Die Region soll sich breiter aufstellen
Besonderes Augenmerk gilt den sogenannten Potenzialclustern wie GreenTech, Informationstechnologie und der Kreativwirtschaft. Diese sollen künftig noch stärker mit den industriellen Kernbereichen wie Automobil oder Maschinenbau verzahnt werden. „Die Region muss sich wirtschaftlich breiter aufstellen, um auf Krisen widerstandsfähiger zu reagieren“, erklärt Michael Kaiser: „Unsere Strategie ist darauf ausgelegt, neue Wachstumsmärkte zu erschließen, ohne unsere industriellen Wurzeln zu vernachlässigen.“ Dabei sind die Expansionsmöglichkeiten der WRS selber begrenzt.
Um die neuen Ziele erreichen zu können, haben die Verantwortlichen deshalb beschlossen, sich bei der Neuausrichtung bewusst von den Aktivitäten zu trennen, die trotz hohen Engagements der WRS keinen klaren wirtschaftlichen Mehrwert bieten. Konkret geht es dabei um das Thema Landwirtschaft und um die Ansiedlung von Logistikunternehmen in der Region. Die Bemühungen der WRS, geeignete Standorte zu finden, sind in der Vergangenheit immer wieder am Widerstand in der Bevölkerung gescheitert. Stattdessen lauten die Ziele jetzt: Aufbau eines schlagkräftigeren Start-up-Ökosystems oder und eine offensive Unternehmensansiedlung.
Die WRS setzt auf Kooperation und geteilte Verantwortung
Zugleich soll das inhaltliche Profil der WRS geschärft werden. Redundanzen mit anderen regionalen Akteuren will man vermeiden. Stattdessen setzt man auf Kooperation und geteilte Verantwortung. „Wir sind nicht der bessere Wirtschaftsminister“, betont Kaiser. „Aber wir können Impulse setzen, Netzwerke knüpfen und Entwicklungen dort in Gang bringen, wo andere nicht hinkommen.“
Die WRS wolle sich künftig mehr denn je als Moderatorin und Netzwerkerin verstehen: Sie will Innovationen vorantreiben, Impulse setzen, Brücken schlagen. Dafür wird auch intern umgebaut – weg von starren Strukturen, hin zu projektorientierter, agiler Arbeitsweise. Ein begleitender Organisationsprozess soll die Leistungsfähigkeit weiter erhöhen.
Ziel ist auch ein attraktives Umfeld
Wichtig ist der WRS zudem, dass die Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch als Lebensraum überzeugt. Kultur, Freizeit, Internationalität – all das wird künftig stärker in die Standortkommunikation einfließen. „Ein attraktives Lebensumfeld ist heute ein zentraler Standortfaktor, insbesondere bei der Fachkräftegewinnung“, erklärt Kaiser.
Wirtschaftsförderung mit klarem Zielbild
Ideenschmiede
„Wir wollen die wettbewerbsstärkste Region Europas werden – nicht durch Größe, sondern durch Innovationskraft“, sagt Michael Kaiser, der Chef der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Die Vision: ein dynamischer Wirtschaftsraum, in dem Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft eng zusammenarbeiten – offen für neue Ideen, verantwortlich im Handeln und stark im Wandel.
Zukunftspläne
Mit der jetzt verabschiedeten Strategie sieht sich die WRS gut gerüstet für die Herausforderungen der nächsten Jahre. Die Transformation sei kein Selbstläufer, aber der Weg sei klar. Es gehe um gezielte Förderung statt Gießkanne, Partnerschaft statt Einzelkämpfertum – und all das immer mit Blick auf die Zukunft.