Die 30-jährige Sarna Röser aus der Nähe von Ludwigsburg ist neue Vorsitzende der Jungen Unternehmer. Sie sieht in Berlin die Interessen der jungen Generation zu wenig vertreten.

Berlin - Die 30-jährige Unternehmerin Sarna Röser behauptet sich in einer Männerdomäne: Sie arbeitet im väterlichen Bauunternehmen. Der Familienbetrieb Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Sohn in Mundelsheim in der Nähe von Ludwigsburg besteht seit 1923 und beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. Die junge Frau leitet ein kleines Tochterunternehmen, das sich mit Personalstrategien und Digitalisierung befasst. Sie soll später die Leitung vom Vater übernehmen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Für die Betriebswirtin ist es eine Gelegenheit, ein Ehrenamt in einen Wirtschaftsverband anzunehmen. Röser ist zur Vorsitzenden der Jungen Unternehmer gewählt worden. Der Verband ist der einzige in Deutschland, der sich ausschließlich an junge Unternehmer bis 40 Jahre wendet. Die eloquente Baden-Württembergerin folgt auf Hubertus Porschen.

 

Die junge Frau zeigt Tatendrang. „Packen wir’s an“, lautet ihr Motto. Dass sie zur Bundesvorsitzenden gewählt worden ist, betrachtet sie als Chance. Während in den Wirtschaftsverbänden grauhaarige Männer das Sagen haben, fallen die Jungen Unternehmer mit fantasievollen Aktionen auf: In der Eurokrise starteten sie ein Kampagne und ließen überdimensionierte 100 000-Euro-Scheine drucken – als Protest gegen die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die jungen Vorsitzenden werden oft in Talkshows eingeladen, was ihnen Bekanntheit sichert. Auf diese Weise machten sich die Ex-Vorsitzenden Marie-Christine Ostermann und Lencke Steiner einen Namen. Steiner wurde FDP-Landespolitikerin.

Sarna Röser hält die Verbandstätigkeit für attraktiv. Wenn die Vorsitzende von Medien zitiert wird, geht davon eine Wirkung aus. Röser freut sich darauf, dass sie auch Baden-Württemberg in Berlin vertreten kann. Die Zahl der Baden-Württemberger in den Wirtschaftsverbänden ist inzwischen überschaubar. Was sie in ihrer Amtszeit vorhat, will Röser noch nicht sagen. Die frisch Gewählte arbeitet sich erst ein. Klar ist für die Frau aber, dass der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die Familienunternehmen darstellt. Das merkt sie im eigenen Betrieb. „Die Mitarbeiter werden mit uns alt, wir haben kaum Fluktuation“, berichtet sie. Es sei schwer, junge Leute für die Baubranche zu interessieren. Trotz der guten Konjunktur sieht Röser auf die Wirtschaft schwierige Zeiten zukommen. Grund dafür sei auch, dass sich die Politik zu wenig um die Jungen kümmere. „Die junge Generation bleibt links liegen“, sagt sie. „Ich frage mich, wo die zukunftsweisenden Projekte bleiben.“ Die Vorsitzende hat ihre Agenda schon gefunden.